Der fliegende Holländer
Romantische Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner (1813-1883)
Libretto vom Komponisten
In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 20 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
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Der fliegende Holländer
Oper von Richard Wagner
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März 2014
Gut zu wissen
Pressestimmen
«Tolle Musik, hervorragende Sänger und eine Inszenierung, die zweieinhalb Stunden packt»
SRF, 10.12.2012«Ein fulminantes Plädoyer für die Urfassung von Wagners Oper»
Süddeutsche Zeitung, 22.12.2012«Andreas Homoki zeigt einen Holländer, wie es sich gehört»
Tages-Anzeiger, 11.12.2012
Interview
Richard Wagner hat seiner vierten vollendeten Oper die Genrebezeichnung «Romantische Oper» mit auf den Weg gegeben. Was ist das Romantische an diesem Stück?
Das ist eine zu dieser Zeit durchaus gängige Genrebezeichnung, die vor allem deutlich machen will, dass das Stück inhaltlich der Romantik zuzuordnen ist. Die Romantik war ja eine literarische Bewegung, der es vor allem um die Abgründe des Lebens ging, um die Schrecken, die hinter dem Alltäglichen lauern. Dem lag die Erfahrung zugrunde, dass dem Leben mit dem von der Aufklärung überkommenen Rationalismus nicht in allen Belangen beizukommen ist, dass es Bereiche und Vorgänge gibt, für deren Erklärung die Vernunft nicht auszureichen scheint. Daraus ergibt sich eine Vorliebe der literarischen Romantik für das Schauerliche, für Geistergeschichten. Besonders gut lässt sich das in Erzählungen von E. T. A. Hoffmann erkennen, wo die simplen Alltagsgegenstände plötzlich und ganz unerwartet eine andere Realität offenbaren können: Der Türknauf wandelt sich zur Teufelsfratze, der Nussknacker wird lebendig, hinter dem Spiegel tut sich eine ganz andere Welt auf. Diese Vorliebe findet sich auch bei den Opernkomponisten. Das wichtigste und einflussreichste Beispiel einer Romantischen Oper ist natürlich der Freischütz, wo es um Dinge jenseits des Rationalen geht, die unser Leben stärker beeinflussen können, als uns lieb ist. Carl Maria von Weber und Friedrich Kind gestalten – was typisch ist für die Romantik – Angstvisionen, die durch die radikalen Veränderungen der Gesellschaft am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts ausgelöst und genährt werden. Der Rationalismus, die Überzeugung, dass die Welt prinzipiell vernünftig erklärbar und beherrschbar ist, dass man den Verlauf der Dinge geradezu mathematisch vorausberechnen kann, war die Voraussetzung für die Industrialisierung, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Neue Technologien wurden entwickelt, neue Produktionsformen entstanden, das Zusammenleben der Menschen veränderte sich grundlegend. Auf diese Erfahrung reagierten die Menschen mit Angst, und die Romantik nimmt das auf.
Wie prägt sich das in Wagners Oper aus?
Das Unheimliche findet sich natürlich vor allem in der Gestalt des fliegenden Holländers selbst. Das ist ja eine ganz irreale Figur, ein Gespenst. Ein Mann, der nicht leben und nicht sterben kann, einer, der verflucht ist, für alle Ewigkeit ruhelos über die Meere zu jagen, es sei denn, er findet eine Frau, die ihm ewige Treue schwört und diesen Schwur auch zu halten vermag. Und dieser Mann, dieses Gespenst dringt nun in eine beschauliche Biedermeierwelt ein, wo bisher immer alles mit rechten Dingen zugegangen war. Bemerkenswert ist allerdings, dass Wagner diese romantische Figur positiv wertet und das Eindringen des Irrationalen als wünschenswerten Vorgang zeigt, weil damit etwas in diese Welt kommt, das vielleicht mehr mit dem Leben zu tun hat als das, was man da sonst für Leben hält.
Auf der anderen Seite ist es Senta, die in gewisser Weise die komplementäre Figur zum Titelhelden ist. Sie verkörpert die romantische Sehnsucht nach dem Anderen, nach einem Leben jenseits dieser durch und durch materialistischen, auf Profitmaximierung ausgerichteten Welt, die sie umgibt. Sie hört die Geschichte vom fliegenden Holländer und glaubt fest daran, dass sie, die für alle anderen nichts weiter ist als ein schönes Märchen, wirklich wahr ist. Und sie entdeckt in dem Mann, von dem da die Rede ist, eine verwandte Seele.
Worin besteht diese Verwandtschaft?
Beide wollen die Grenzen des «normalen» Lebens über schreiten. Beide wollen das Unmögliche verwirklichen. Der Holländer wollte einst ein stürmisches Kap umsegeln, koste es was es wolle. Und weil er sich in dieser Weise gegen die Gesetze der Welt auflehnt, weil er also nicht akzeptiert, dass er sich einer angeblich göttlichen Ordnung unterwerfen soll, wird er bestraft. Und eben das zieht Senta an: Da ist einer, der sich nicht unterkriegen lässt, ein Aussenseiter, der der Welt etwas abverlangt, einer der sich nicht anpasst. Das ist einer, der sich von Sentas Vater Daland und seinen Leuten stark unterscheidet, obwohl er auch Seemann ist. Man darf nicht übersehen, dass Daland alles andere ist als ein Abenteurer. Er fährt zwar auch über die Meere, jedoch nicht um neue Welten oder Seewege zu entdecken und sich in unbekannte Regionen vorzuwagen. Er ist Händler und fährt zur See, weil sich damit mehr Gewinn machen lässt als mit dem Handel auf dem trockenen Land.
Der Holländer aber (die von Wagner vorgeschriebene schwarze spanische Tracht deutet darauf hin) gehört in das Zeitalter der grossen Entdeckungen. Er repräsentiert – und das zieht Senta magisch an – etwas, das es in ihrer Welt gar nicht mehr gibt: Den freien Menschen, der sich dem Kampf mit der Natur oder auch dem Schicksal aus eigenem Entschluss und auf eigene Gefahr stellt. Niemand in Sentas Umgebung würde so etwas tun. Damit aber fehlt ihrem Leben gerade das, was sie sucht. Sie ist als Frau an das Leben auf dem Land gebunden und kann sich nicht auf das Abenteuer der Umsegelung eines gefährlichen Kaps einlassen. So findet sie ihre Aufgabe darin, diesen Verdammten durch ihren unbedingten Einsatz von seinem grauenhaften Fluch zu erlösen. Diese Unbedingtheit im Anspruch an das Leben und an die Selbstverwirklichung des Individuums ist die andere Seite des romantischen Lebensgefühls.
Ich möchte noch einen Moment bei der Gespenstergeschichte bleiben. Muss man, um eine solche Geschichte zu erzählen, an Gespenster glauben?
Das muss ich natürlich nicht, denn der Sinn einer Geschichte wie dieser kann ja nicht darin bestehen, den Zuschauern einzureden, dass es solche Geisterschiffe mit verfluchten Kapitänen tatsächlich geben soll. Das war ja auch nicht Wagners Absicht. Allerdings muss ich als Regisseur zulassen können, dass solche übersinnlichen Dinge für eine Inszenierung dieser Oper wichtig sind, und sie im Zusammenhang des Stücks ernst nehmen. Für mich hat es wenig Sinn, die Gestalt des Holländers zu «entzaubern» und zu zeigen, dass es so etwas gar nicht gibt. Es handelt sich um eine erfundene Figur, mit deren Hilfe sich eine Geschichte erzählen lässt, die aus ganz anderen Gründen erzählenswert ist. Eine theatralische Verabredung, die ich um so ernster nehmen muss, gerade weil ich etwas Irreales erzählen will. Wenn es also wichtig ist, dass der Holländer einer anderen Realitätsebene angehört als Senta und Dalands Leute – und ich halte das für sehr wichtig –, dann muss ich das auch sichtbar machen. Zum Beispiel, indem ich zeige, dass er einen Raum nicht durch eine Tür betritt. Oder dass er an mehreren Orten gleichzeitig sein kann. Ich persönlich glaube ansonsten ganz und gar nicht an Gespenster, aber auf der Bühne kann ich sie zeigen und habe auch meinen Spass daran.
Im Stück kommt neben dem Holländer noch eine grosse Gruppe von Gespenstern vor.
Die werden in unserer Aufführung zwar nicht sichtbar sein, aber es stimmt: Die SchiffsMannschaft des fliegenden Holländers tritt an einer Stelle als sehr beängstigender Spuk hervor. Das ist wie ein Einbruch einer übernatürlichen, zerstörerischen Gewalt. Die Welt gerät aus den Fugen, und durch die Risse dringt das ein, was man lieber verdrängen würde.
Wie wird das aussehen? Toben da Gerippe mit blitzenden Augen oder in weisse Tücher gehüllte Kinderschrecke über die Bühne?
Wenn wir versuchen würden, überzeugend wirkende Gespenster auf die Bühne zu bringen, wären wir noch dem schlechtesten Horrorfilm unterlegen und würden uns nur lächerlich machen. Es wäre auch nichts weiter als eine mehr oder weniger gelungene Illustration einer vorgegebenen Situation, ohne den Ansatz einer Deutung oder substanziellen Aussage. Wagner hat für die Szene der Konfrontation von Dalands Seeleuten mit der Mannschaft des Holländers eine für seine Zeit höchst avantgardistische Musik geschrieben und damit unüberhörbar deutlich gemacht, dass es sich hier um einen für das ganze Stück entscheidenden Vorgang handelt. Ich finde, dem muss man Rechnung tragen. Darum haben wir uns entschlossen, an dieser Stelle ein Thema der Inszenierung, das bis dahin eher unterschwellig präsent ist, zur vollen Entfaltung zu bringen: Die Geschichte trägt sich im Zeitalter des Kolonialismus zu, der «Mohrenstrand» oder die südlichen Gestade, von denen im Text die Rede ist, das ist Afrika, vielleicht auch Südostasien, das sind die rücksichtslos ausgebeuteten Gebiete, die wir heute als Dritte Welt bezeichnen. Insofern setzen Daland und seine Leute fort, was vermutlich auch der Holländer dreihundert Jahre früher begonnen hat. Er unterscheidet sich aber von den anderen dadurch, dass er davon nicht unberührt geblieben ist, er hat etwas von dem Fremden in sich aufgenommen und mitgebracht. Im Stück ist die Situation vor dem Ausbruch des Geisterchores so, dass die Leute am Ufer feiern und die Mannschaft des Geisterschiffs provozieren, bis diese ihnen brutal klarmacht, dass es besser wäre, vor dem rational nicht Erklärbaren nicht allzu übermütig zu werden. Wenn dann die Welt aus den Fugen gerät, ist das ein Vorgang, als würde der Schrecken, den die Europäer über diese Weltgegenden gebracht haben, der Schrecken, der ihnen grossen Reichtum eingetragen hat, zurückschlagen: Die Weltkarte in Dalands Kontor verbrennt vom Zentrum Afrikas her, der Urwald wächst in die Zivilisation zurück, droht alles zu verschlingen. Diese Angst des europäischen Eroberers vor den möglicherweise magischen Abgründen fremder Kulturen hat sich ja in vielfältigen Klischees reflektiert, denken Sie nur an den Fluch des TutAnchAmun, Geschichten von VoodooZauber und ähnliches. Das Irrationale schlägt zurück – heutzutage sogar ganz real in Form von religiösem Fundamentalismus und dem damit verbundenen Terrorismus. Der ist ja auch – wenigstens zu einem nicht geringen Teil – die Reaktion auf eine 400 jährige Dominanz und Arroganz Europas fremden Kulturen gegenüber.
Ich möchte noch einmal auf Senta zurückkommen. Ist es eigentlich Liebe zum Holländer, die sie antreibt?
Irgendwie schon, obwohl sie den Mann ja nie gesehen hat, sie kennt nur seine Geschichte und sein Bild. Sie will verzweifelt der materialistischen Welt ihres Vaters entkommen, der gern bereit ist, seine Tochter mit einem wildfremden Mann zu verheiraten, wenn nur genug dabei herausspringt. Die Sehnsucht nach dem Holländer gibt ihr die Kraft dazu. Er ist das ganz Andere, und er bietet ihr die Möglichkeit, eine wirklich grosse Tat zu tun, die über alles hinausgeht, was in ihrer Umgebung denkbar ist: sich bedingungslos aufzuopfern für die Rettung eines anderen Menschen.
Sich aufzuopfern in ewiger Treue zu einem Mann, den sie gar nicht kennt?
Als sich die beiden zum ersten Mal begegnen, scheint es eben doch, als hätten sie sich schon immer gekannt. Das klingt dann schon sehr nach grosser, im wahrsten Sinn des Wortes romantischer Liebe. Und sie will das tun, was er braucht: Sie will ihm ewige Treue halten. Sie begreift allerdings erst spät, dass sie sich damit eine unerfüllbare Aufgabe gestellt hat. Denn hinter diesem Schwur steht der Glaube und der Wunsch, dass die Dinge für immer so bleiben mögen, wie sie einmal sind. Das ist ein schöner Gedanke, aber er entspricht nicht der Wirklichkeit, denn ein Leben ohne jede Entwicklung wäre letztlich die Hölle auf Erden. Wir alle wissen, dass die Dinge sich fortwährend ändern müssen und dass wir leider die Veränderungen, die mit und in uns vorgehen, nicht im Griff haben. Das ist ein Grundwiderspruch in unserer menschlichen Existenz, und natürlich sind unsere Sympathien ganz auf Sentas Seite.
Aber auch Senta kommt an den Punkt, an dem sie erkennen muss, dass sie ihren Anspruch nicht verwirklichen kann.
Wir verstehen ihren Wunsch, aus der Realität auszubrechen, obwohl wir wissen, dass das unmöglich ist. Daran ist nichts Verkehrtes. Deswegen haben wir ja die Oper, die Kunst ganz allgemein, damit wir solche Überschreitungen des Realen durchspielen und unsere Erfahrungen damit machen können. Aber auch Senta kommt gegen Ende an den Punkt, an dem sie erkennen muss, dass sie ihren Anspruch nicht verwirklichen kann. Denn wenn sie dem Holländer folgen will, muss sie einen anderen verlassen, dem sie schon ewige Treue geschworen hat: Ihr Verlobter Erik hält ihr das vor, und sie kann es nicht abstreiten. So steht sie vor der schrecklichen Wahrheit, dass ein Versprechen nicht ewig gehalten werden kann. Und das ist der Punkt, an dem sie beschliesst, in den Tod zu gehen. Sie kann den Widerspruch zwischen ihrem Anspruch und der Realität nicht ertragen und tötet sich, weil dies die einzige Möglichkeit ist, ihr Versprechen zu halten.
Steht hinter dieser Geschichte von der Frau, die ihren Lebensinhalt darin sieht, dem Mann ewig treu zu sein, und die sich zur Besiegelung dieses Entschlusses vom Felsen stürzt, nicht ein unerträglich reaktionäres Frauenbild?
Das wird Wagner oft unterstellt. Man projiziert auf Wagners Frauengestalten häufig das Bild von Cosima Wagner, die sich ihrem Mann tatsächlich ganz und gar unterworfen hat und nur dafür lebte, dass das Genie Wagner seine grossen Werke schaffen konnte. Aber wenn man Wagners Stücke selbst betrachtet, stellt man fest, dass seine Frauenfiguren meist ausgesprochen rebellisch und emanzipatorisch gezeichnet sind. Das trifft ganz besonders auf Senta zu. Sie lehnt sich gegen ihre Umwelt auf, die ihr ein ruhiges Leben am Spinnrad und in einer beschaulichen Ehe anempfiehlt. Das eben will sie ja nicht. Also bricht sie aus und erfüllt die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hat. Und diese Aufgabe kann nicht darin bestehen, mit dem Holländer in eine gutbürgerliche Ehe zu treten und irgendwann ein hübsches kleines Einfamilienhaus in der Vorstadt zu bewohnen. Das ist natürlich ausgeschlossen. Das versteht auch der Holländer, und er erkennt, dass die Bedingung für seine Erlösung überhaupt nicht erfüllt werden kann. Die schöne Pointe ist, dass es dann eben doch geht: Sentas Tod löst den Fluch tatsächlich. Es handelt sich hier jedoch nicht um ein Scheitern Sentas. Tatsächlich beendet sie ihr Leben, um eine Vision zu verwirklichen. Und selbstredend ist diese Geschichte nicht gemeint als eine Empfehlung an die weiblichen Zuschauer, sich umgehend vom nächsten Felsen zu stürzen. Es ist eine Geschichte über den Wunsch nach individueller Selbstverwirklichung gegen jedweden Anpassungsdruck – eines der wichtigen inhaltlichen Leitmotive in Wagners Schaffen. Und da diese Geschichte auf der Opernbühne gezeigt wird, soll sie uns berühren und bewegen, damit wir uns unsere eigenen Gedanken dazu machen. Und deshalb ist an solch einem Ausgang nichts Reaktionäres. Das ist einfach gutes Theater.
Das Gespräch führte Werner Hintze.
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Zwischenspiel, 1. April 2022
Wotan waltet: Der polnische Bass-Bariton Tomasz Konieczny und die Rolle seines Lebens
Tomasz Konieczny ist ein gefragter Wotan auf den grossen Opernbühnen der Welt. Er singt ihn auch in der Zürcher Neuproduktion von Richard Wagners «Ring des Nibelungen». Im Podcast Zwischenspiel sprach er 2022 mit Claus Spahn über die Monster-Partie des scheiternden Göttervaters, auf die er schon von Beginn seiner Karriere an hingearbeitet hat. Zum Podcast
Wie machen Sie das, Herr Bogatu?
Ein Handelskontor erwacht zum Leben
Ein Blick hinter die Kulissen und in die Welt der Bühnentechnik von «Der fliegende Holländer». Der technische Direktor am Opernhaus Zürich, Sebastian Bogatu, gibt Auskunft über sich bewegende Wände, ausgefeilte Elektronik und Maschinen, die schlussendlich doch von Menschenhand gestartet werden müssen.
Das Bühnenbild von Wolfgang Gussmann zum Fliegenden Holländer stellt ein altes Handelskontor dar: die massiven Holzwände vermitteln den Eindruck von Festigkeit und Stabilität. Von aussen kann in diesen Raum nichts eindringen, die fensterlosen Wände sind hoch und unüberwindbar. So scheint es zunächst...
Doch plötzlich erwachen diese Wände zum Leben. Sie vergrössern oder verkleinern den Raum, sie können sich unmerklich langsam bewegen, dann aber auch wieder bedrohlich schnell.
Für einmal sind hier nicht die Bühnentechniker am Werk, sondern ein ausgefeiltes Hydrauliksystem der Firma Gribi aus Schlieren: die Wände wiegen ca. vier Tonnen – da braucht es an jeder Seite zwei grosse Hydraulikzylinder, die die Wände maximal drei Meter in den Raum hineindrücken oder wieder herausziehen.
Eine ausgefeilte Elektronik überwacht jeden Millimeter Fahrweg, damit die Wände dabei genau in der Geschwindigkeit auf die Position fahren, die Andreas Homoki während der Proben festgelegt hat.
Von Hand kann man diese Präzision nicht erreichen. Bei langsamen Fahrten würde jede Unebenheit am Boden die Wände zum Stillstand bringen, und ein synchrones Fahren zweier gegenüberliegender Wände wäre nicht möglich.
Ganz automatisch laufen die Fahrten dann doch nicht ab: Unsere Maschinisten unter der Leitung von Bühnenmeister Luc Balmer starten und überwachen die Fahrten der Wände, damit diese nicht mit den Künstlern auf der Bühne kollidieren.
Illustration von Anita Allemann.
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Volker Hagedorn traf 2023...
Camilla Nylund
Camilla Nylund gehört zu den international gefragtesten lyrisch-dramatischen Sopranistinnen und debütierte in Zürich im «Ring des Nibelungen» als Brünnhilde. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie Elisabeth, Elsa, Sieglinde und Eva, in Zürich ist sie im November erneut als Senta zu erleben.
Sie war fünfzehn, als sie ihre erste grosse Reise machte, nach Rom zu einem Meisterkurs für Sänger. Dazu musste sie erstmal ein Schiff nach Stockholm besteigen, knapp 500 Kilometer südwestlich ihrer finnischen Heimatstadt Vaasa. «Meine Gesangslehrerin ist auch mitgefahren und ein paar ältere Mädchen», sagt Camilla Nylund, «aber es gab keine Handys.» 1983 war das. «Dass meine Eltern keine Angst hatten, mich da losziehen zu lassen! Meine Mutter hat dann in der Pension in Rom angerufen und wollte wissen, wie es mir geht, und die Wirtin hat abgenommen und pronto, pronto gesagt, und meine Mutter fragte sich, was sie damit meint, bråttom, bråttom? Das heisst auf Schwedisch schnell.»
Diese Reise ist der Schlüssel zu vielem, was Camilla Nylund bei unserem Treffen erzählt, rund um ihre Arbeit an der Brünnhilde im Zürcher Siegfried und an der Katerina Ismailowa in der Hamburger Lady Macbeth von Mzensk. Wir sitzen in der Wohnung ihrer Hamburger Freundin, deren grosse Gemälde uns umgeben. Jetzt wallen ihre blonden Haare ungebunden, abends werden sie für Katerina wieder streng hochgesteckt. Auf der Bühne der Oper Hamburg macht sie die lebenshungrige Ehefrau, die zur Mörderin wird, derartig glaubhaft, so stark, flexibel, leuchtend, nuanciert im Gesang, so präsent in der ganzen Gestalt, dass man in keiner Sekunde über das Alter der Darstellerin nachgrübelt. Und über ihr Russisch ebenso wenig. Sie selbst aber schon. «Ich könnte viel Zeit damit verbringen, das zu perfektionieren», meint sie. «Ich kann kyrillisch nicht lesen, ich habe den Text der Oper im Klavierauszug mit Lautschrift gelernt und das natürlich mit einer Russin durchgesprochen. Es hat aber gut funktioniert, wahrscheinlich auch dadurch, dass ich eine Finnlandschwedin bin. Das Slawische liegt mir.» Sie kommt aus der schwedischsprachigen Minderheit am Küstenstreifen entlang des Österbotten, St. Petersburg ist von der Hafenstadt Vaasa kaum weiter entfernt als Stockholm, und in so einer Lage wird das «Sprachohr» gut geschärft, das eine so vielseitige Sängerin braucht.
Camilla Nylund wusste ziemlich früh, dass sie Sängerin werden wollte. Aufgewachsen im Dorf Kvevlax östlich von Vaasa, Tochter eines Technikers und einer Krankenschwester, sang sie gern, wie ihre Eltern. Es gab eine Musikschule dort, staatlich finanziert, «jeder konnte sich das leisten». Sie lernte Blockflöte, Querflöte, Klavier, sang im Chor, sie wollte «überall dabei sein». Mit vierzehn bekam sie in Vaasa klassischen Gesangsunterricht, mit fünfzehn stand sie erstmals als Solistin auf der Bühne. Ein Musiklehrer des Gymnasiums hatte für das Musical Jesus Christ Superstar alle verfügbaren Kräfte vereint, Camilla durfte die Maria Magdalena singen, auf schwedisch. «Ein unglaubliches Erlebnis mit Kostüm und Maske und Orchester, ein Riesenerfolg.»
Die Reise nach Rom im selben Alter gab ihr zusätzlichen Rückenwind. «Es war unglaublich heiss und eine fantastische Woche. Ich hatte danach nie mehr Angst vor etwas Neuem. Ich musste mich ja zurechtfinden in der Welt, und das hat mir in diesem Beruf viel geholfen. Ich habe immer gedacht, ich muss es irgendwie schaffen.» Dass und wie sie es geschafft hat in eine internationale Karriere, macht sie vielleicht erst recht sensibel für die Hürden, an denen eine so starke und lebensfrohe Frau wie Katerina Ismailowa in Schostakowitschs Oper scheitert. «Sie ist kein Monster. Es sind die Umstände, die sie zur Mörderin machen. Wenn man in so einer schrecklichen Umgebung lebt… Es ist ein total aktuelles Stück, denn die Situation, der Machtanspruch von Männern, hat sich für viele Frauen nicht verändert.» Darum ist sie froh, dass eine Frau das Stück inszeniert hat, die Filmemacherin Angelina Nikonova. Nylund, die mit ihrem Mann in Dresden lebt und dort die beiden Töchter grosszog, wurde von Anfang an ermutigt. Es gab auch glückliche Fügungen, und eine davon veranlasst sie zu glauben, «dass es höhere Mächte gibt, die etwas für uns regeln.» Als sie sich am Salzburger Mozarteum um einen Studienplatz bewarb, «da hätte so viel schiefgehen können. Und da gab es eine Lehrerin, die an mich geglaubt hat. Ich wusste nicht, wie man einen Ton stützt und einen hohen Jubelton singt. Éva Illés hat zu mir gesagt, ‹Sie kamen auf die Bühne und hatten eine Ausstrahlung›.» Eine schwierige Lehrerin sei sie gewesen, aber sie legte die technische Basis.
In Salzburg und dann beim ersten festen Engagement in Hannover, dem eines in Dresden folgte, wurde Deutsch für Camilla Nylund zur zweiten Muttersprache, und bald auch zur ersten Bühnensprache. Denn Rollen in den Opern von Richard Strauss und Richard Wagner hat sie besonders oft gesungen. Als Salome steht sie seit bald zwanzig Jahren auf den Bühnen, als Elisabeth im Tannhäuser fast schon ebenso lange, «im Ring habe ich alle Partien gesungen, die man singen kann. Woglinde, Freia, Gutrune, Sieglinde…» Dass allerdings noch Brünnhilde dazukommen könnte, hat sie sich bis vor fünf Jahren nicht träumen lassen. Brünnhilde, ein Achttausender für Sängerinnen! «Als Andreas Homoki mir das anbot, habe ich ihn zuerst für verrückt erklärt und dann gedacht, ich habe doch oft verrückte Sachen gemacht und vieles gewagt. Zürich ist nicht so ein riesengrosses Haus, und in eine Neuproduktion kann ich mich reinknien. Durch meine Kontinuität, durch die Arbeit an so verschiedenen Partien kann meine Stimme das mitmachen. Ich habe ein Fundament, auf dem ich stehen kann, das ist, wie wenn man ein Haus baut. Ich habe keine hochdramatische Stimme, sondern mache das mit meinen Mitteln. Es gibt verschiedene Techniken, wie man die Stimme über das grosse Orchester projiziert. Eine bombensichere Technik habe ich bei Irmgard Boas gelernt.»
Diese jetzt 90 Jahre alte Lehrerin lernte Nylund 2003 in Dresden kennen, und es ist dieselbe Zaubermeisterin, der auch Klaus Florian Vogt vertraut. Er singt in Zürich seinen ersten Siegfried an Nylunds Seite, die ihm schon ein Ring-Stück voraus ist. In der Walküre ist Brünnhilde von der Göttin zum Menschen gemacht worden, jetzt, in Siegfried, «wacht sie auf, hat Siegfried vor sich und weiss gar nicht, was das Menschsein bedeutet. Er spricht von Liebe, aber er kennt die Liebe auch nicht. Da ist die Verzweiflung von Brünnhilde, die versucht zu erklären, woher sie kommt, was sie für eine Frau ist, und er versteht überhaupt nichts. Das ist interessant, typisch Mann und Frau. Spannend, auch wenn dieser Text so kompliziert ist.»
Solche Menschlichkeiten sind es, die sie interessieren, «ich bevorzuge auch grosse Rollen, weil ich die einen ganzen Abend lang entwickeln kann.» Und natürlich in den Proben. «Es ist toll, wie Homoki diese Figuren sieht. Wir kamen auch mal an einen Punkt, wo wir merkten, nein, so kann die Person nicht sein. Wir entwickeln das dann zusammen. Was ich sage, was ich tue, da muss ich wirklich dahinterstehen.» Und nun steht sie zeitgleich hinter zwei sehr verschiedenen Gestalten, Brünnhilde und Katerina, beides neue Rollen, wie hält sie das aus? «Das war natürlich ein Wahnsinn, gleich nach der Premiere in Hamburg mit Brünnhilde in Zürich anzufangen, und deren Partie habe ich gelernt, während ich Proben mit Katerina hatte. Aber es ging halt nicht anders.» Es ging nicht anders, weil Siegfried schon fest stand und die Lady Macbeth sie «irrsinnig gereizt» hat, auch wenn Nylunds Ehemann, ebenfalls Sänger, meinte: «Das ist zuviel für dich.» Es geht, aber andere würden durchdrehen. «Ich ruhe in mir», sagt sie schlicht. Und dann erzählt sie noch etwas von früher und von jetzt. Sie wollte nach dem Abitur in Helsinki Gesang studieren, an der Sibelius Akademie. Abgelehnt. «Da hat man nicht an mich geglaubt. Ja, eine gute Stimme, aber nicht gut genug. Ich hab’ da nie studiert. Und gestern hatte ich ein Gespräch mit dem Leiter der Opernausbildung dieser Akademie. Ich gebe im November den Meisterkurs.» Sie lacht sehr froh. «So kann’s gehen.»
Das Gespräch führte Volker Hagedorn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 99, März 2023.
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Auf dem Pult
Als Liebhaber der deutschen Romantik spricht mich diese Oper ganz besonders an: das Motiv des Meeres als Seelenlandschaft, das Thema der Heimatlosigkeit genauso wie das Fernweh, aber auch das Metaphysische der Erzählung. Die Cellogruppe hat im Holländer vielleicht drei bis vier markante Melodien zu spielen, was sich in den folgenden Opern von Wagner drastisch ändern wird und in der Walküre und im Tristan gipfelt. Dort fällt der Cellogruppe eine derart wichtige Rolle zu, dass Wagner in der Tristan-Partitur zur Cello-Stimme sogar explizit anmerkte: «Nur mit ausgezeichneten Cellisten zu besetzen!» Aber auch die Cellopartie im Holländer ist technisch hochanspruchsvoll und virtuos, besonders die ersten zwölf Seiten der Oper. Reinste Fingerakrobatik ist das figurierte Holländer-Motiv in d-Moll in den Celli, das eine mitreissende Wirkung hat. Es ist wie eine schäumende Welle, die einen immer wieder aufs offene Meer spült. Das Motiv spinnt sich weiter durch viele verschiedene Tonarten und findet seinen Frieden erst, wenn es am Ende der Ouvertüre in D-Dur im Erlösungsmotiv mündet. Dem hohen technischen Anspruch gerecht zu werden, zusammen mit dieser grossartigen Musik, ist eine grosse Genugtuung und trägt für mich massgeblich zum Suchtfaktor bei Wagner bei. Zweieinhalb Stunden ohne Pause durchzuspielen ist jedenfalls eine sportliche Herausforderung, bei der ich mich auch jeden Sommer in Bayreuth frage, warum ich das sogar in meiner Freizeit mache. Aber ich bin nun mal ein Wagner-Fanatiker. Das Bier danach muss jedenfalls sein. Unser Bayreuther Stimmzimmer hat sogar eine eigene Zapfanlage und zwei riesige Kühlschränke, gefüllt mit den besten Bayreuther Biersorten…
—Alexander Gropper
Fragebogen
Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Aus der wunderbaren, faszinierenden Welt der Homöopathie! Als mein Sohn ein sehr kleines Kind war, hat er Otitis bekommen. Unser damaliger Kinderarzt war Homöopath und gab ihm ein winziges Globuli und ein Pülverchen. Mein Sohn hat mehrere Stunden geschlafen und ist vollkommen gesund aufgewacht. Es war ein einmaliges Erlebnis. Aus persönlichen Gründen recherchiere ich jetzt in der Welt der Homöopathie.
Auf was freuen Sie sich in der Wiederaufnahme unserer Holländer-Produktion?
Auf Wagner, natürlich! Die Musik von Richard Wagner nimmt mich mit auf Wellen und Wogen und führt mich zwischen Hölle und Himmel, in alle menschlichen Dimensionen. Vivat!
Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Mein Schauspiellehrer im Konservatorium, selbst in der StanislawskiTradition ausgebildet, hat mein Bühnentalent erkannt und es nicht angefasst. Er hat mich fünf Jahre lang in Ruhe gelassen, und deswegen bin ich in dieser Hinsicht, angstlos, kreativ, ungebändigt, einfach frei. Ich danke ihm dafür! Alles andere als meine Gesangsausbildung!!!
Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
«Die Quantenphilosophie und die Interwelt» von Prof. Ulrich Warnke – ein Wissenschaftler, der sich traut, über «Parallelwelten» zu schreiben, die als Quantenfeld mit unerschöpflichen Informationsmustern gelten... Zitat: «Das Spannende ist, dass der Mensch mit seinem Bewusstsein auf die Interwelt zugreifen kann, um seine Alltagswelt besser gestalten zu können.»
Welche CD hören Sie immer wieder?
Keine. Ich höre inzwischen alles, was mich gerade interessiert, auf youtube.
Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten?
Meinen Schaukelstuhl. Er war ein Geschenk. Ich sitze nie darin, er ist voll mit Kleidern, Büchern, Zierkissen und Plüschtieren. Ob ich ihn als Oma benutzen werde...?
Mit welchem Künstler würden Sie gerne essen gehen, und worüber würden Sie reden? Mit Richard Strauss. Ich würde ihn bitten, noch eine Partie für mich zu schreiben, denn immer, wenn ich Octavian in Der Rosenkavalier gesungen habe, dachte ich, Strauss hätte die Partie für mich geschrieben: Am Ende der Vorstellung war ich ausnahmslos viel frischer als am Anfang.
Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist!
Die Liebe meiner und für meine Familie, die Bühne/das Theater und die Bienen. Sie sollten unsere Meister sein, denn sie sind für mich Superwesen, total mit dem Quantenfeld verbunden! Plus noch ein paar tausend andere Gründe...
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 56, Februar 2018
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Der fliegende Holländer
Synopsis
Der fliegende Holländer
Ein Schiff des Reeders Daland wurde von einem Sturm in eine entlegene Bucht verschlagen. Daland begegnet einem seltsamen Fremden, der heimatlos durch die Welt irrt. Er bietet gewaltige Schätze, wenn Daland ihn für eine Nacht bei sich aufnimmt. Der geht um so lieber darauf ein, als dieser anscheinend märchenhaft reiche Seemann um die Hand seiner Tochter Senta anhält.
Senta sorgt für Unruhe im Hause ihres Vaters, indem sie die schaurig-rührende Ballade vom fliegenden Holländer singt. Sie ist überzeugt, dass es sich dabei um eine wahre Geschichte handelt, und dass sie berufen ist, den Unglücklichen von seinem Schicksal zu erlösen.
Der Jäger Erik, der Senta liebt, macht ihr wegen ihrer Schwärmerei Vorwürfe. Er ist in Sorge, dass ihr Vater sie bald verheiraten will, und verlangt vergeblich ihre Zusage, sich bei Daland für ihn zu verwenden.
Daland kommt mit dem fremden Seefahrer, in dem Senta sofort den Mann erkennt, dessen Erlösung sie zu ihrem Lebenszweck gemacht hat. Die beiden kommen sich schnell näher, und Senta schwört dem Holländer ewige Treue. Daland sieht die profitable Ehe schon in greifbarer Nähe.
Die Seeleute feiern die glückliche Rückkehr des Handelsschiffs und provozieren in ihrer Ausgelassenheit zerstörerische Kräfte, die sie in Angst und Schrecken versetzen.
Erik versucht noch einmal, Senta für sich zu gewinnen, indem er sie daran erinnert, dass sie ihm einst ewige Treue schwor. Der Holländer hat dieses Gespräch belauscht und erkennt, dass die Bedingung seiner Erlösung unmöglich zu erfüllen ist. Senta besiegelt ihren Treueschwur durch den Tod.
Biografien
Constantin Trinks, Musikalische Leitung
Constantin Trinks
Constantin Trinks geboren in Karlsruhe, studierte an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Dirigieren bei Wolf-Dieter Hauschild sowie Klavier bei Günter Reinhold. Nach ersten Stationen in Karlsruhe sowie am Saarländischen Staatstheater war er von 2009 bis 2012 Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt. Hier leitete er den Ring des Nibelungen, Die Meistersinger von Nürnberg, Parsifal, Fidelio, Aida, Hänsel und Gretel, die Uraufführung von Orffs Jugendwerk Gisei sowie den Rosenkavalier. Mit dem Rosenkavalier debütierte er 2010 an der Semperoper Dresden, wo er in der Folge auch Weinbergers Schwanda, der Dudelsackpfeifer sowie Hänsel und Gretel und Le nozze di Figaro leitete. Seit seinem Japandebüt am New National Theatre in Tokio mit Don Giovanni ist er auch an diesem Haus regelmässiger Gast und dirigierte dort La bohème und Tannhäuser. Weitere Engagements führten ihn an die Opéra National de Paris (Die verkaufte Braut), an die Hamburgische Staatsoper (Ariadne auf Naxos, Don Giovanni), an die Oper Frankfurt (Le nozze di Figaro) sowie an die Deutsche Oper Berlin (Tannhäuser). Im Wagnerjahr 2013 dirigierte er Werke aus der frühen Schaffensperiode des Komponisten: den Fliegenden Holländer in Dresden, Tannhäuser in Tokio, Strasbourg, Frankfurt und Dresden sowie Das Liebesverbot im Rahmen der Bayreuther Festspiele. Zu seinen jüngsten Dirigaten gehören Der fliegende Holländer und The Turn of the Screw in Zürich, Die Zauberflöte in Hamburg, Wien und Paris, Les Contes d’Hoffmann, Die Entführung aus dem Serail und Der Rosenkavalier in München, Tristan und Isolde in Sofia sowie Marschners Hans Heiling im Theater an der Wien.
Andreas Homoki, Inszenierung
Andreas Homoki
Andreas Homoki wurde als Sohn einer ungarischen Musikerfamilie 1960 in Deutschland geboren und studierte Schulmusik und Germanistik in Berlin (West). 1987 ging Andreas Homoki als Regieassistent und Abendspielleiter an die Kölner Oper, wo er bis 1993 engagiert war. In den Jahren 1988 bis 1992 war er ausserdem Lehrbeauftragter für szenischen Unterricht an der Opernschule der Musikhochschule Köln. Hier entstanden erste eigene Inszenierungen. 1992 führte ihn seine erste Gastinszenierung nach Genf, wo seine Deutung der Frau ohne Schatten internationale Beachtung fand. Die Inszenierung, die später auch am Pariser Théâtre du Châtelet gezeigt wurde, erhielt den französischen Kritikerpreis des Jahres 1994. Von 1993 bis 2002 war Andreas Homoki als freier Opernregisseur tätig und inszenierte u. a. in Köln, Hamburg, Genf, Lyon, Leipzig, Basel, Berlin, Amsterdam und München. Bereits 1996 debütierte er an der Komischen Oper Berlin mit Falstaff, es folgten Die Liebe zu drei Orangen (1998) sowie im Jahre 2000 Die lustige Witwe. 2002 wurde Andreas Homoki als Nachfolger von Harry Kupfer zum Chefregisseur der Komischen Oper Berlin berufen, deren Intendant er 2004 wurde. Neben seinen Regiearbeiten an der Komischen Oper Berlin inszenierte er u. a. am Théâtre du Châtelet in Paris, an der Bayerischen Staatsoper München, am New National Theatre Tokyo, an der Sächsischen Staatsoper Dresden und der Hamburgischen Staatsoper. Im Juli 2012 inszenierte er unter der musikalischen Leitung von William Christie David et Jonathas von Marc-Antoine Charpentier für das Festival in Aix-en-Provence – eine Produktion, die später auch u. a. in Edinburgh, Paris und New York gezeigt wurde. Seit Beginn der Spielzeit 2012/13 ist Andreas Homoki Intendant des Opernhaus Zürich und inszenierte hier u. a. Der fliegende Holländer (Koproduktion mit der Mailänder Scala und der Norwegischen Staatsoper Oslo), Fidelio, Juliette, Lohengrin (Koproduktion mit der Wiener Staatsoper), Luisa Miller (Hamburgische Staatsoper), Wozzeck, My Fair Lady (Komische Oper Berlin), I puritani, Medée, Lunea (von der Zeitschrift Opernwelt zur «Uraufführung des Jahres 2017/18» gekürt), Iphigénie en Tauride, Nabucco, Simon Boccanegra, Les Contes d’Hoffmann, Salome, den Ring des Nibelungen und Carmen. Andreas Homoki ist seit 1999 Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
Wolfgang Gussmann, Bühne / Kostüme
Wolfgang Gussmann
Wolfgang Gussmann arbeitet seit 1979 freischaffend als Bühnen- und Kostümbildner. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Regisseuren Andreas Homoki und Willy Decker, für den er von 2009 bis 2011 auch als künstlerischer Berater bei der Ruhrtriennale wirkte. Als regelmässiger Gast schafft er Ausstattungen u. a. an der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper München, der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, der Staatsoper Stuttgart, der Deutschen und der Komischen Oper Berlin, der Ruhrtriennale, bei den Salzburger Festspielen, an der Opéra Bastille, am Théâtre du Châtelet in Paris, an der San Francisco Opera und der Metropolitan Opera New York sowie an den führenden Opernhäusern Italiens und Spaniens und in Genf, Amsterdam, Oslo, Kopenhagen und Brüssel. Wichtige Produktionen waren u. a. die Uraufführung von Das Schloss und Hänsel und Gretel an der Deutschen Oper Berlin, Die Frau ohne Schatten und Orphée in Genf, Wozzeck, Elektra, Carmen und Katja Kabanowa in Amsterdam, Rigoletto, Salome, Pique Dame und Pelléas et Mélisande in Hamburg, Eugen Onegin, Der fliegende Holländer, Tannhäuser und Boris Godunow in Paris, Lulu und Billy Budd an der Wiener Staatsoper sowie Die tote Stadt bei den Salzburger Festspielen. Für seine Verdienste um das kulturelle Leben in Frankreich wurde ihm 2001 der Orden «Chevalier des Arts et des Lettres» verliehen. In Zürich stattete er Willy Deckers Inszenierung von Il ritorno d’Ulisse in patria und The Turn of the Screw aus sowie Andreas Homokis Inszenierungen des Fliegenden Holländers, Lohengrin, Das Land des Lächelns und Nabucco aus.
Susana Mendoza, Kostüme
Susana Mendoza
Susana Mendoza begann ihre Karriere als Kostümassistentin in Köln, wo sie u. a. mit Gottfried Pilz und Andreas Reinhardt zusammenarbeitete. Von 1991 bis 1997 studierte sie Kostümbild an der Hochschule der Künste in Berlin. In dieser Zeit begann ihre Zusammenarbeit mit Wolfgang Gussmann, die sie u. a.an die Deutsche Oper Berlin, die Wiener und die Bayerische Staatsoper, die Pariser Opéra Bastille und an die Nederlandse Opera führte. Ausserdem kreierte sie die Kostüme für Manon Lescaut an der Nationale Reisopera in Rotterdam. Sie arbeitete u. a. mit Reto Nickler und seit 1998 intensiv mit der Regisseurin Sabine Hartmannshenn bei Produktionen wie Peter Grimes in Hamburg, Cavalleria rusticana/Pagliacci und Schule der Frauen am Theater Lübeck, Lulu an der Oper Göteborg, Werther in Nürnberg sowie Lucia di Lammermoor am Staatstheater Kassel. Weitere Arbeiten führten sie nach Innsbruck, Salzburg, Wien, Barcelona, New York, Düsseldorf und Köln sowie zur Ruhrtriennale. Sie entwarf die Kostüme für The Rake’s Progress und Lohengrin an der Deutschen Oper am Rhein, Falstaff und Die Fledermaus am Deutschen Nationaltheater in Weimar, Rinaldo und Il tabarro in Köln, Giovanna d’Arco und Romeo und Julia auf dem Dorfe in Bielefeld sowie Der fliegende Holländer, Il ritorno d’Ulisse in patria, The Turn of the Screw, Das verzauberte Schwein, Das Land des Lächelns und Nabucco am Opernhaus Zürich. Zuletzt folgten die Kostümentwürfe für Siegfried in Chemnitz, Das Land des Lächelns am Aalto-Theater in Essen, Die Blume von Hawaii, La Belle Hélène und Barbiere di Siviglia in Hagen, Les Contes d’Hoffmann in Zürich und Orphée aux enfers in Chemnitz.
Franck Evin, Lichtgestaltung
Franck Evin
Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieto und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.
Jürg Hämmerli, Choreinstudierung
Jürg Hämmerli
Jürg Hämmerli studierte am Konservatorium Winterthur Musiktheorie und Klavier. 1984 erwarb er das Klavierlehrdiplom. Darauf folgten Dirigierstudien an der Musikhochschule in Zürich. Seine Gesangsausbildung an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern schloss er 1989 ab. 1985 wurde er zum Leiter einer Jugendmusikschule gewählt und 1987 als Assistent des Chordirektors ans Opernhaus Zürich berufen. Von 1990 bis 1993 war er Stellvertreter des Chordirektors mit eigenen Einstudierungen. Seit der Spielzeit 1993/ 94 ist Jürg Hämmerli Chordirektor des Opernhauses Zürich. In dieser Zeit zeichnete er verantwortlich für Choreinstudierungen von ungefähr 100 Opernproduktionen und vielen Konzerten. Seine Arbeit ist in CD- und DVD-Aufnahmen sowie TV-Produktionen dokumentiert, darunter Traviata im Hauptbahnhof von 2008. In London, Paris, Moskau, Prag, Peking und anderen Städten hat Jürg Hämmerli Gastspiele gegeben oder Einstudierungen betreut. Für den Festakt zum Jubiläum «50 Jahre Diplomatische Beziehungen Schweiz – Volksrepublik China» in Shanghai im Jahr 2000 hat er mit dem Chinesischen Nationalchor Die Zauberflöte einstudiert, und er bereitete den Opernchor Zürich auf die 500-Jahr-Feier der Päpstlichen Schweizergarde 2006 in Rom vor. Neben seiner Arbeit mit dem Chor des Opernhauses Zürich und anderen professionellen Chören wie dem Chor der Nationaloper Sofia, dem Prager Rundfunkchor, dem Kammerchor Moskau, dem ehemaligen Schweizer Kammerchor oder dem Ensemble der am Opernhaus tätigen Zuzüger ist ihm die musikalische Betreuung des Zusatzchors sowie des Kinder- und Jugendchors der Zürcher Oper ein besonderes Anliegen.
Werner Hintze, Dramaturgie
Werner Hintze
Der Autor und Dramaturg Werner Hintze studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach einem ersten Engagement am Landestheater Halle arbeitete er an der Semperoper Dresden, bevor er als Chefdramaturg an das Hans-Otto-Theater Potsdam wechselte. Von 2002 bis 2012 war er Chefdramaturg an der Komischen Oper Berlin. Seit 2012 lebt er als freischaffender Dramaturg, Autor und Hochschullehrer in Berlin. Er arbeitete langjährig eng zusammen mit Regisseuren wie Peter Konwitschny, Andreas Homoki und Andreas Baumann und war als Gastdramaturg u.a. an den Opernhäusern von München, Hamburg, Dresden, Zürich und Essen tätig. Seit 1985 entstanden, meistens in Zusammenarbeit mit Bettina Bartz, mehr als 30 deutsche Textfassungen von Opern als Auftragswerke für die Komische Oper und andere Häuser. Neben seiner Theatertätigkeit unterrichtet Werner Hintze Regie-, Bühnenbild- und Theaterwissenschaftsstudierende an verschiedenen Hochschulen. Am Opernhaus Zürich betreute er zuletzt Andreas Homokis aufsehenerregende Neuinszenierung des Ring des Nibelungen.
Anja Kampe, Senta
Anja Kampe
Anja Kampe begann ihr Studium an der Dresdner Musikhochschule «Carl Maria von Weber» und beendete es am Konservatorium «Giuseppe Verdi» in Turin. Sie gewann zahlreiche Wettbewerbe, darunter den Giovanni-Batista-Viotti-Preis von Vercelli. Ihre erste Partie auf der Opernbühne war Gretel in Hänsel und Gretel am Teatro Regio in Turin. Zahlreiche Mozart-, Rossini- und Puccini-Partien führten sie nach Italien, Frankreich und Israel. Von 1997 bis 1999 war sie Mitglied der Accademia del Teatro alla Scala. Im Sommer 2002 gab sie ihr Debüt in Bayreuth als Freia in Das Rheingold und als Gerhilde in Die Walküre. 2003 gab sie zum ersten Mal Eva in Die Meistersinger von Nürnberg (in Essen) und sang in Washington an der Seite von Plácido Domingo ihre erste Sieglinde. 2006 gab Anja Kampe beim Glyndebourne-Festival ihr Debüt als Leonore in Fidelio und sang ihre erste Ariadne am Teatro Real in Madrid. 2009 gab sie die gleiche Rolle an der Bayerischen Staatsoper. 2009 debütierte sie als Isolde in Glyndebourne, 2011 sang sie die gleiche Rolle bei der Ruhr-Triennale. 2012 sang sie die Sieglinde im neuen Ring des Nibelungen an der Bayerischen Staatsoper München, gab ihr Debüt in Rienzi in Madrid und war als Senta in Hamburg zu hören. Diese Rolle sang sie zudem in London, Zürich, Mailand, München, Brüssel, Madrid und Wien. Anja Kampe hat u.a. mit Claudio Abbado, Marc Albrecht, Daniel Barenboim, Adam Fischer, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Vladimir Jurowski und Franz Welser-Möst gearbeitet. Einige der wichtigsten Produktionen sind inzwischen als DVD erschienen, darunter Die Walküre von den Salzburger Osterfestspielen, Der fliegende Holländer aus Zürich und Parsifal der Staatsoper Berlin. Die von Valery Gergiev dirigierte Aufnahme der Walküre wurde 2013 mit dem Echo Klassik für die beste Operneinspielung des Jahres ausgezeichnet.
Judit Kutasi, Mary
Judit Kutasi
Judit Kutasi wurde in Rumänien geboren. Sie studierte an der Universität Oradea bei Lavinia Chereches sowie an der Musikakademie «Gheorghe Dima» in Cluj Napoca bei Marius Vlad Budoiu. Zu ihrem Repertoire gehören Partien wie Orfeo (Glucks Orfeo ed Euridice), Marcellina (Le nozze di Figaro), Dritte Dame (Die Zauberflöte), Berta (Il barbiere di Siviglia), Lola (Cavalleria rusticana), Fenena (Nabucco), Maddalena (Rigoletto), Ulrica (Un ballo in maschera) und Erda (Das Rheingold). Sie ist bereits auf vielen europäischen Bühnen aufgetreten und wurde mit zahlreichen Preisen bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. In der Spielzeit 2013/14 war sie Mitglied des Internationalen Opernstudios und am Opernhaus Zürich u.a. als Wowkle in La fanciulla del West zu erleben. Seit der Spielzeit 2014/15 gehört Judit Kutasi zum festen Ensemble des Opernhauses und war bereits als Dritte Dame in Die Zauberflöte, in Die Frau ohne Schatten, in Martinůs Juliette sowie als Alisa (Lucia di Lammermoor) zu hören. In dieser Spielzeit ist sie als Mary (Der fliegende Holländer) sowie als Mrs Quickly (Falstaff), als Gouvernante (Pique Dame) sowie in der Familienoper Das verzauberte Schwein zu erleben.
Liliana Nikiteanu, Mary
Liliana Nikiteanu
Liliana Nikiteanu studierte am Konservatorium in Bukarest. Ihr erstes Festengagement erhielt sie 1986 im Musiktheater Galati. Sie gewann zahlreiche Preise, und im Jahr 2000 wählte sie die Opernwelt zur «Besten Nachwuchssängerin des Jahres». Ihr Repertoire umfasst über 80 Rollen, die sie in Zürich, wo sie seit 1991 Ensemblemitglied ist, oder in anderen Opernhäusern gesungen hat, u.a. Octavian (Der Rosenkavalier) an der Bastille, der Wiener und Hamburgischen Staatsoper, Ježibaba (Rusalka) in Montreal, Sesto (La clemenza di Tito) in Dresden, Rosina (Il barbiere di Siviglia) in Wien und München, Dorabella (Così fan tutte) in Dresden, München, Salzburg und Aix-en-Provence, Fjodor (Boris Godunow) in Salzburg, Margarethe (La damnation de Faust) in Brüssel und Dulcinée (Don Quichotte) im Theater an der Wien. In Zürich verkörperte sie alle Mozartpartien ihres Fachs sowie Partien wie Ljubascha (Die Zarenbraut), Amme (Dukas’ Blaubart) und Fricka (Das Rheingold). Als Konzertsängerin reicht ihr Repertoire von Bach bis Berio. In Bamberg sang sie Berenice von Haydn unter Adam Fischer, in Paris Berlioz’ Les nuits d'été unter Heinz Holliger, in Kopenhagen Verdis Requiem und in Tel Aviv und Haifa Bruckners Te Deum unter Zubin Mehta. Zu den Dirigenten, die sie geprägt haben, gehören Nikolaus Harnoncourt, Claudio Abbado, Fabio Luisi, Franz Welser-Möst, John Eliot Gardiner, René Jacobs und Philippe Jordan. Zuletzt war sie in Zürich u.a. als Beggar Woman (Sweeney Todd), Teresa (La sonnambula), Marthe Schwertlein (Faust), Larina (Jewgeni Onegin), Tisbe (La Cenerentola), Frau Waas / Frau Mahlzahn (Jim Knopf) und Praškowia (Die lustige Witwe) zu erleben.
John Lundgren, Holländer
John Lundgren
John Lundgren, geboren und aufgewachsen in Schweden, wurde noch während seiner Studien an der Opera Academy Copenhagen in das Solisten-Ensemble des dortigen Royal Theatre aufgenommen, wo er sein Debüt als Schaunard in La Bohème unter dem Dirigenten Dietfried Bernet gab. In Kopenhagen interpretierte er mehrere wichtige Partien des dramatischen Baritonfachs, darunter Paolo Albioni (Simon Boccanegra), Heerrufer (Lohengrin), Conte di Luna (Il trovatore), Enrico Ashton (Lucia di Lammermoor), Giorgio Germont (La traviata), Posa (Don Carlo)und an der Seite von Roberto Alagna den Amonasro in der Eröffnungspremiere von Aida am neuen Opernhaus in Kopenhagen. Kürzlich debütierte John Lundgren in so verschiedenen Rollen wie Escamillo (Carmen), Scarpia (Tosca), in der Titelrolle von Bergs Wozzeck, Tarquinius in Brittens The Rape of Lucretia und Kurwenal (Tristan und Isolde). 2006 sang John Lundgren die Titelpartie in Nabucco in der Open Air Arena des grossen Hedeland Theaters. An der Dänischen Nationaloper war er 2007 Pizarro in der Jonathan Miller-Produktion von Beethovens Fidelio. 2008 kehrte er dorthin zurück für sein erfolgreiches Debüt in der Titelpartie von Wagners Der fliegende Holländer. Das Teatro Pérez Galdós lud ihn 2010 ein, diese Partie auch in Las Palmas zu singen. Ausserdem gab er 2009 sein Debüt an der Tokyo Opera als Scarpia. 2011 sang er Carlo Gérard in Keith Warners Andrea Chénier-Produktion bei den Bregenzer Festspielen. Er war Jack Rance in Christof Loys Produktion von La fanciulla del West zusammen mit Nina Stemme als Minnie an der Königlichen Oper Stockholm. Und erst kürzlich gab er ein sehr erfolgreiches Debüt als Amfortas (Parsifal)in Kopenhagen. Zeitgenössische Opern bilden ebenfalls einen wichtigen Teil seines Repertoires. 2005 sang John Lundgren die Partie des Prospero in Thomas Adès The Tempest, die der Komponist selber dirigierte. In Cecilia and the Monkey King von Reine Jönsson interpretierte er vier verschiedene Rollen. 2006 wurde John Lundgren mit dem renommierten Birgit Nilsson-Preis ausgezeichnet und 2010 ernannte ihn die dänische Königin zum «Ridder af Dannebrogordenen» (Ritter von Dannebrog). Künftige Engagements umfassen Barak (Die Frau ohne Schatten) sowie Prus (Die Sache Makropulos) an der Bayerischen Staatsoper München, Alberich in Genf, Telramund (Lohengrin) sowie Jack Rance (La fanciulla del West) an der Deutschen Oper Berlin.
Matti Salminen, Daland
Matti Salminen
Matti Salminen wurde in Turku (Finnland) geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Sibelius-Akademie Helsinki sowie in Italien und Deutschland. 1972 bis 1980 war er an der Kölner Oper engagiert. 1972 gastierte er als Sarastro erstmals in Zürich. Seit seinem Gremin (Eugen Onegin) zu Beginn der Ära Drese war Matti Salminen in Zürich ständiger Gast. Von 1984/85 bis 2011/12 war er Ensemblemitglied. Er trat hier u.a. in drei Zauberflöten-Neuproduktionen, als Seneca, in zwei Produktionen von Boris Godunow, in zwei Produktionen von Tristan und Isolde, als König Heinrich in zwei Produktionen von Lohengrin, als Osmin, Rocco, Kaspar, Daland, Iwan Sussanin und Gurnemanz hervor. Zwischen 1976 und 1988 sang Matti Salminen regelmässig bei den Bayreuther Festspielen, und zwischen 1967 und 1998 war er jeden Sommer in Savonlinna zu erleben. Daneben gastiert er an sämtlichen grossen Opernhäusern der Welt. Nachdem er in Helsinki im Jahr 2000 die Titelrolle in Aulis Sallinens Oper Lear gesungen hat, hob er im September 2003 eine neue finnische Oper aus der Taufe: Rasputin von Einojuhani Rautavaara. Matti Salminen wurde 1995 zum Berliner Kammersänger, 2003 zum Österreichischen und zum Bayerischen Kammersänger ernannt und erhielt 2011 den Zürcher Festspielpreis. 2001 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) verliehen. Zu seinen neueren Verpflichtungen zählen u.a. Boris Godunow am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, König Marke an der finnischen Nationaloper Helsinki und an der Deutschen Oper Berlin, Fasolt an der Staatsoper Berlin und Daland bei den Münchner Opernfestspielen 2016. An der Staatsoper Berlin ist er in dieser Spielzeit als Rocco zu erleben.
Christof Fischesser, Daland
Christof Fischesser
Christof Fischesser studierte Gesang in Frankfurt am Main. Im Jahr 2000 gewann er den ersten Preis beim Bundeswettbewerb für Gesang in Berlin, worauf er an das Staatstheater Karlsruhe engagiert wurde. 2004 wechselte er an die Staatsoper Berlin, von 2012 bis 2015 war er Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich, mit dem ihn seither eine enge Zusammenarbeit verbindet. Er gastierte ausserdem an der Wiener Staatsoper, am Royal Opera House London, an der Opéra Bastille Paris, dem Teatro Real in Madrid, der Staatsoper München, der Komischen Oper Berlin, der Semperoper Dresden, der Opéra de Lyon, am Théâtre du Capitole de Toulouse, an der Houston Grand Opera, der Lyric Opera Chicago sowie den Opernhäusern von Antwerpen, Kopenhagen und Göteborg. Sein breitgefächertes Repertoire umfasst u.a. Rollen wie König Marke (Tristan und Isolde), Landgraf (Tannhäuser), König Heinrich (Lohengrin), Gurnemanz (Parsifal), Sarastro (Zauberflöte), Figaro (Le nozze di Figaro), Rocco (Fidelio), Banquo (Macbeth), Mephisto (Faust) und Baron Ochs von Lerchenau (Der Rosenkavalier). Zahlreiche CDs und DVDs dokumentieren sein künstlerisches Schaffen, so z.B. Beethovens Fidelio unter Claudio Abbado (mit Nina Stemme und Jonas Kaufmann), Massenets Manon unter Daniel Barenboim (mit Anna Netrebko und Rolando Villazon) oder Wagners Lohengrin unter Kent Nagano (mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann). In Zürich war er u. a. als König Heinrich, Rocco, Orest (Elektra), Kaspar, Daland, Fürst Gremin, Gurnemanz (Parsifal), Il Marchese di Calatrava, Padre Guardiano (La forza del destino) sowie als Hunding (Die Walküre) zu erleben.
Marco Jentzsch, Erik
Marco Jentzsch
Marco Jentzsch studierte Gesang bei Irmgard Hartmann-Dressler. Nach einem Engagement als Stipendiat an der Staatsoper Unter den Linden gehörte er 2005/06 zum Ensemble des Theaters Erfurt. Von 2006 bis 2008 war er am Niedersächsischen Staatstheater Hannover engagiert, wo er u.a. als Tamino, Belmonte, Steuermann, Edgardo und Rosillon zu hören war. Gastengagements führten ihn als Belmonte an die Staatsoper Unter den Linden, als Max (Der Freischütz) und Lohengrin an das Theater Dortmund sowie – ebenfalls als Lohengrin – an die Oper Leipzig. In Köln gab er 2009 sein Rollendebüt als Stolzing (Die Meistersinger von Nürnberg) und war in dieser Partie auch an der Komischen Oper Berlin (Regie: Andreas Homoki) sowie beim Glyndebourne Festival 2011 zu hören. Sein Rollendebüt als Erik (Der fliegende Holländer) gab er 2010 an der Nederlandse Opera Amsterdam. Kurz darauf debütierte er an der Mailänder Scala als Froh (Das Rheingold) unter Daniel Barenboim und sang diese Partie später auch an der Staatsoper Unter den Linden. In Köln sang er 2011 die Titelpartie von Wagners Parsifal. Weitere Höhepunkte der jüngsten Zeit waren Erik an der Hamburgischen Staatsoper, Bacchus (Ariadne auf Naxos) und Tambourmajor (Wozzeck) in Köln, Die Fledermaus mit Zubin Mehta in Tel Aviv, Apollo (Daphne) am Theater Basel, Lohengrin und Erik in Wiesbaden, Parsifal in Köln, Max (Der Freischütz) an der Sächsischen Staatsoper Dresden sowie Alfred (Die Fledermaus) an der Oper Köln.
Michael Laurenz, Steuermann
Michael Laurenz
Michael Laurenz begann seine Gesangskarriere als Tamino bei den Schlossfestspielen Wernigerode. Es folgten Engagements mit den Stuttgarter Philharmonikern und an der Kammeroper München. Als Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich (2008–2010) sang er u.a. die Titelpartie in Offenbachs BarbeBleue und Siegfried in Oscar Straus’ Die lustigen Nibelungen. 2010 wurde er ans Opernhaus Zürich engagiert und war hier u.a. als Arbace (Idomeneo), Lindoro (Haydns La fedeltà premiata), Dr. Cajus (Falstaff), Tanzmeister (Ariadne auf Naxos), Valzacchi (Der Rosenka
valier), Iwan (Die Nase), Abdisu (Palestrina), Pedrillo (Die Entführung aus dem Serail), Der Schäbige (Lady Macbeth von Mzensk), David (Die Meistersinger von Nürnberg), Aegisth (Elektra), Monostatos (Die Zauberflöte), Pirzel (Die Soldaten) und in der Titelrolle von Robin Hood zu hören. Michael Laurenz gastiert regelmässig an den grossen Opernhäusern und Festivals Europas, darunter die Bregenzer Festspiele, die Pariser Oper, die Salzburger Festspiele
und die Bayerische Staatsoper. Höhepunkte der letzten Zeit waren Valzacchi (Der Rosenkavalier) in Amsterdam, Andres (Wozzeck) an der Mailänder Scala, Meckie Messer beim Kurt Weill-Fest in Dessau, Aegisth (Elektra) sowie Albert Gregor (Die Sache Makropulos) an der Vlaamse Opera, Tanzmeister (Ariadne auf Naxos) in Glyndebourne, Willy (Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny) in Zürich, Basilio (Le nozze di Figaro) an der Oper Köln und Flute (A Midsummer Night’s) am Theater an der Wien. Er ist Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und war dort zuletzt in Arabella, Die Zauberflöte für Kinder, Les Contes d’Hoffmann und Orest zu hören.