Madama Butterfly
Tragedia giapponese in zwei Akten von Giacomo Puccini (1858-1924)
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach Pierre Loti, John Luther Long und David Belasco
In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 50 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 50 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Mit freundlicher Unterstützung der Hans Imholz-Stiftung
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Dezember 2024
26
Dez20.00
Madama Butterfly
Oper von Giacomo Puccini
Preise E: CHF 245 / 207 / 183 / 100 / 40 / 34
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Madama Butterfly
Oper von Giacomo Puccini
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Madama Butterfly
Oper von Giacomo Puccini
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Dezember 2017
Januar 2018
Gut zu wissen
Madama Butterfly
Kurzgefasst
Madama Butterfly
Der amerikanische Marineoffizier Benjamin Franklin Pinkerton ist vorübergehend im japanischen Nagasaki stationiert. Bevor er die 15-jährige Geisha Cio-Cio-San heiratet, erhebt er das Whisky-Glas auf den Tag, an dem er sich mit einer Amerikanerin «richtig» verheiratet. Die Liaison mit dem hübschen japanischen «Püppchen» ist für ihn nämlich nicht mehr als eine Affäre für die Dauer seines Aufenthalts in der Ferne. Nachdem Pinkerton nach Amerika zurückgekehrt ist, wartet Cio-Cio-San drei Jahre vergeblich auf seine Rückkehr. Als sie erfährt, dass er in seiner Heimat erneut geheiratet hat und ihr gemeinsames Kind zu sich holen will, gibt es für sie nur einen Ausweg…
Nach den Erfolgswerken La bohème und Tosca verlässt Giacomo Puccini mit diesem Opernstoff zum ersten Mal den europäischen Boden und stellt westliche und östliche Mentalitäten gegeneinander. Zerbrechlich-exotische Klangfarben stehen in seiner bis dahin ambitioniertesten Partitur einem westlich-rauen Musikstil gegenüber. Der wahre Konflikt dieser «japanischen Tragödie» liegt aber weniger im Aufeinanderprallen der Kulturen begründet, als in den unvereinbaren Prinzipien einer beständig, mit aller Kraft liebenden Frau und einem untreuen, triebgesteuerten Mann. Puccini, selber ein notorischer Fremdgänger, kannte sich in diesem Spannungsfeld aus, und es gelang ihm, den scheinbar banalen Konflikt in eine Oper von grosser emotionaler Kraft zu verwandeln.
Der junge amerikanische Regisseur Ted Huffman inszeniert diese Neuproduktion. In der Titelpartie ist Svetlana Aksenova zum ersten Mal in Zürich zu erleben. Als Pinkerton kehrt der aus unserem Rigoletto bestens bekannte Tenor Saimir Pirgu, in der Rolle debütierend, ans Opernhaus zurück. Nach Rossinis Il viaggio a Reims steht Daniele Rustioni nun bei einer weiteren Neuproduktion im italienischen Repertoire am Pult der Philharmonia Zürich.
Interview
Dieser Artikel erschien im November 2017
Ted Huffman, du inszenierst zum ersten Mal am Opernhaus Zürich. In den letzten Jahren hast du vermehrt an europäischen Bühnen gearbeitet, aber deine Wurzeln liegen in den USA. Wie bist du dort zum Theater gekommen?
Ich habe schon als Kinderdarsteller viel Zeit im Theater verbracht. In New York, wo ich aufgewachsen bin, lernte ich die faszinierende Welt des Broadways kennen, zuerst als Zuschauer, dann auch in kleineren Rollen auf der Bühne. Als Zwölfjähriger durfte ich in einem von Luciano Pavarotti organisierten Konzert den Hirten in Puccinis Tosca singen. Und er hat den Cavara ossi gesungen! – Bis dahin hatte ich keine Ahnung, wer Pavarotti war, und von Puccinis Tosca kannte ich nur die fotokopierten Seiten meiner Singstimme. Aber dieses Erlebnis hat mich so stark beeindruckt, dass ich danach anfing, regelmässig Knabenrollen an der Metropolitan Opera zu singen.
Deine Inszenierungen lassen aber nicht durchblicken, dass du deine ersten Opernerfahrungen an der Met in New York gemacht hast. Mit dem pompösen Ausstattungstheater, das dort vor zwanzig Jahren gepflegt wurde, hat deine Ästhetik gar nichts gemein…
Neben den Erfahrungen auf der Opernbühne habe ich in New York auch eine ganz andere Art des szenischen Arbeitens kennengelernt. In der Freien Szene haben wir in kleineren Gruppen und mit beschränkten Mitteln sogenanntes «Devised theatre» gemacht, also im Kollektiv Stücke selbst erfunden und auf die Bühne gebracht. Diese beiden ganz unterschiedlichen Arten des Theaters haben mich damals geprägt. Auf den ersten Blick stehen sie völlig getrennt nebeneinander. Und dennoch glaube ich, dass die Arbeit, die ich jetzt mache, gerade eine Kombination aus diesen beiden Bereichen ist.
Und wie gelingt es dir, grosse traditionelle Oper und die experimentellen Erfahrungen aus der Freien Szene mit einander zu verbinden?
Ich finde, gutes Theater muss stark formalisiert, aber trotzdem organisch sein. In der Oper sind viele Parameter genau festgelegt. In unseren KollektivtheaterProduktionen sind wir hingegen immer von Körperlichkeit und Bewegung ausgegangen. Diesen Aspekt versuche ich in meine Operninszenierungen einzubeziehen und arbeite deshalb auch gerne mit Choreografen zusammen. Die Sängerinnen und Sänger müssen in ihrer Körperlichkeit frei werden. Nur so kann das Formalisierte auch eine Geschichte erzählen.
Puccinis Madama Butterfly ist für uns Europäer eine Geschichte über zwei konträre Welten, die japanische und die amerikanische. Als Amerikaner bist du Teil der einen Welt. Verändert das auch deine Sichtweise auf das Werk?
Ich möchte das Stück nicht aus der Sicht des Amerikaners erzählen. Mich interessiert, wie Butterfly die Geschichte erlebt. Aus diesem Grund versuche ich, die Erzählperspektive ein wenig zu verschieben. Madama Butterfly spielt zwar in Japan, aber im ersten Akt wird zunächst einmal erzählt, wie der Marineleutnant Pinkerton als Amerikaner in Japan ankommt. Und diese Geschichte ist eingebunden in den historischen Kontext des Imperialismus im 19. Jahrhundert. Ich gehe in dieser Inszenierung deshalb – wie übrigens oft in meinen Stücken – von einem leeren Raum aus, der dann zunehmend mit den Möbeln und Objekten gefüllt wird, die Pinkerton aus seiner Heimat mitbringt. Die Kolonialisierung wird gewissermassen räumlich versinnbildlicht. Dadurch schauen wir mehr durch die Augen von Butterfly auf das Stück. Was sie wahrnimmt, ist ja vor allem die Verfremdung der Welt, in der sie bis dahin aufgewachsen ist.
Pinkerton heiratet die junge Geisha Butterfly nur auf Zeit. Im zweiten Akt der Oper bleibt sie allein in einer Welt zurück, die sich der Amerikaner für die Dauer seines Aufenthalts eingerichtet hat…
Butterfly glaubt auch drei Jahre nach Pinkertons Abreise noch an die Beziehung zu ihm. Und deshalb eignet sie sich die Gewohnheiten des Westens bis hin zum Kleidungsstil stark an. Man muss immer mitbedenken, dass Japan vor seiner Öffnung zum Westen hin, also bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ein vollkommen in sich geschlossenes gesellschaftliches System bildete. Als Commodore Perry in den 1850er Jahren mit seiner Flotte von «Schwarzen Schiffen» in Japan anlegte, wurde die politische Öffnung Japans erzwungen. Und der erste Akt von Puccinis Oper, in dem die japanischen Familienangehörigen auftreten, in dem es um japanische Rituale, Zeremonien und Fragen des Rechts geht, zeigt für mich, dass dieser bis dahin sehr geschlossenen, traditionellen Kultur auch in der Oper etwas angetan wird und eine starke Veränderung stattfindet. Butterfly ist deshalb nicht nur Opfer eines untreuen Mannes, sondern auch der politischen Umstände der damaligen Zeit.
Du willst also auch die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der kulturellen Vermischung thematisieren?
Darum geht es im Text und vor allem auch in Puccinis Musik, die dauernd östliche und westliche Idiome miteinander in Verbindung bringt und dadurch etwas Neues entstehen lässt. Die Verschiebung des Blickwinkels in meiner Inszenierung, also die stärkere Thematisierung des amerikanischen Einflusses auf das Japanische, hat vielleicht zur Folge, dass dieser kulturelle Gegensatz unmittelbarer wahrgenommen werden kann als sonst. Puccini zeichnet in seiner Oper ja ein klischiertes Japan Bild, das stark durch die Mode des europäischen Japonismus geprägt ist. In unserer Produktion versuchen wir, gerade was die Kostüme angeht, auf die Zeit des amerikanischen Imperialismus in Japan Ende des 19. Jahrhunderts einzugehen – allerdings in abstrahierter Form, das ist mir auf der Opernbühne immer sehr wichtig.
Du hast vorher vom leeren Raum gesprochen, von dem du szenisch oft ausgehst. Auch in den Proben weist du immer wieder darauf hin, dass der Raum für dich keine realistische Situation bedeutet. Warum ist dir Abstraktion so wichtig?
Die Reduktion der Mittel und die Abstraktion in meinen Produktionen gehen auf meine früheren Erfahrungen als Darsteller zurück. Mich interessiert grundsätzlich immer der Bezug zwischen Körper und Raum. Das heisst aber nicht, dass das Bühnenbild für mich unwichtig ist. Ich möchte einfach viel Raum um die Darsteller haben. Das Bühnenbild soll das Wesentliche nicht erdrücken, und das sind die Figuren. Dazu kommt, dass Theater für mich stets mit Künstlichkeit zu tun hat. Das Reale ist immer vorgetäuscht. Ich will es also nicht abbilden, sondern nur angedeutet zeigen. Es ist mir wichtiger, das Publikum zum Miterleben anzuregen als ihm alles vorzuführen und zu verraten. Die Magie des Szenischen muss gewahrt bleiben.
Das bedeutet, dass die Darsteller im Zentrum stehen. Sie allein müssen den Raum durch ein intensives und detailliertes Spiel füllen. Beispielsweise hast du auf einer Probe eine Bewegung «wie von Bill Viola» gefordert, einem amerikanischen Videokünstler, der in seinen Kunstwerken sehr ausdrucksvolle, abstrahierte Bewegungsvorgänge zeigt. Lässt du dich oft von anderen Medien inspirieren?
Ja, für das organische Theater, das ich anfangs angesprochen habe, lasse ich mich vor allem vom Tanz inspirieren, aber eben auch von anderen abstrahierten Formen der Bewegung. Für Madama Butterfly habe ich zum Beispiel auch japanische Druckgrafiken studiert. Wir haben ja vom Bühnengeschehen nie nur einen narrativen sondern immer auch einen grafischen Eindruck. Deshalb denke ich neben dem Erzählen der Geschichte viel über Form, Geometrie und Haltung nach – wobei es mir, wie gesagt, nie um eine statische, sondern immer um eine bewegte Bildlichkeit geht.
Du hast gerade das Liebesduett zwischen Butterfly und Pinkerton am Ende des ersten Akts geprobt. Die Musik Puccinis spricht hier deutlich von der überwältigenden Macht der Liebe. Aber wie echt ist diese Liebe wirklich?
Ich verstehe dieses Duett schon als einen Moment der aufrichtigen Liebe. Pinkerton ist für mich nicht ein klassischer Opernbösewicht wie beispielsweise Scarpia in der Tosca. Natürlich haftet die ganze Thematik des Imperialismus, des Chauvinismus und des Sexualtourismus an dieser Figur. Aber das hängt eben auch mit dem System zusammen, in das er eingebunden ist. Ich glaube, dass Pinkerton dieser jungen Frau und ihrer ganzen Faszination trotz allem verfällt. In meiner Fantasie stelle ich mir vor, dass Pinkertons Familie in Amerika ihm niemals erlauben würde, eine solche Frau zu heiraten und nach Hause zu bringen. In diesem Sinn verstehe ich ihn eher als Feigling denn als Bösewicht. Er ist vielleicht auch selber zu jung und begreift nicht, was er hier anrichtet.
Auch den amerikanischen Konsul Sharpless willst du wegrücken von den Rollenklischees, die dieser Figur hartnäckig anhaften…
Ich erfinde eigentlich nicht viel. Ich halte mich einfach gerne genau an das Textbuch der Oper. Was Sharpless angeht, hat sich seltsamerweise die Tradition durchgesetzt, dass er sich zu Beginn des ersten Akts genauso chauvinistisch verhält wie Pinkerton. Dabei steht im Text sehr deutlich, wie besorgt er über Pinkertons leichtfertig arrangierte Heirat und deren Folgen ist. In unserer Produktion ist er deshalb von Anfang an eine skeptische und ernsthafte Figur.
Wie siehst du die Figur der Butterfly? Ist sie eine typische Femme fragile, wie sie in Puccinis Opern immer beschrieben werden?
Ich verstehe sie als Frau mit einem äusserst starken Willen. Im Gegensatz zu Pinkerton, der feige ist und um diese Liebe nicht zu kämpfen scheint, geht sie ihren Weg ja mit grosser Konsequenz. Aber die Umstände machen sie krank. Es ist interessant, wie fein und modern die Psychologie Butterflys in diesem Stück gezeichnet ist. In der Szene, in der sie und Suzuki aus Freude über die Rückkehr von Pinkertons Schiff alles mit Blumen schmücken, weint und lacht Butterfly gleichzeitig. Für mich sind das Anzeichen einer Psychose. Diesen Feinheiten des Stücks möchte ich mit meiner Inszenierung gerecht werden.
Das Gespräch führte Fabio Dietsche.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 54, November 2017.
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Pressestimmen
«In der neuen Produktion des Opernhauses Zürich wird die Begegnung mit dem grandiosen Stück Giacomo Puccinis zu einem bewegenden Ereignis.»
Peterhagmann vom 27. Dezember 2017
«Mitreissend, quälend, erwartungsvoll, tragisch.»
Aargauerzeitung vom 12. Dezember 2017
Volker Hagedorn traf 2021...
Marina Rebeka
Marina Rebeka stammt aus Riga. Seit ihrem internationalen Durchbruch 2009 bei den Salzburger Festspielen unter Riccardo Muti ist die Sopranistin regelmässig an den führenden Opernhäusern zu Gast. In jüngster Zeit sang sie Amelia («Simon Boccanegra») bei den Salzburger Festspielen und in Wien, Violetta in Mailand, Desdemona in Florenz und Leonora in Verdis «Il trovatore» am Opernhaus Zürich.
Allmählich wird es lauter um uns herum, die Opernkantine füllt sich zur Mittagszeit, soweit es eben geht, wenn aus Hygienegründen nur zwei distanzierte Plätze pro Tisch frei sind. Marina Rebeka sitzt mir in knapp zwei Metern Entfernung gegenüber; ich verstehe sie gut. Aber ihr sind ein paar Herren zu laut. Sie sieht zu ihnen hin und sagt, ohne die Stimme zu erheben, «I’m sorry, we’re making an interview here». Sofort wird es still. Das ist es wohl, was man fokussieren nennt. Kein Forte, einfach nur gut zielen. Wenn das so einfach wäre… Wenn sie singt, zielt die Sopranistin so gut, dass sie einen auch via Mikro und CD über mehrere Jahre hinweg ins Herz treffen kann. So ging es mir mit dem Crucifixus aus der Petite Messe solennelle von Gioachino Rossini, die im November 2012 in Rom mitgeschnitten wurde, Antonio Pappano dirigierte die Orchesterfassung. Fast ein Liebeslied für den Erlöser war das, gesungen mit einer Sensibilität für Ton und Text, die Oper und Kirche so verschmolz, wie es sich der Komponist erträumt haben mag. «Das Tempo darf nicht zu schnell sein», meint die Sängerin, «für eine helle Traurigkeit, a bright sadness. Das war meine erste Aufnahme überhaupt!» Ziemlich berühmt war sie da bereits, drei Jahre nach ihrem Debüt bei den Salzburger Festspielen, noch vor ihrem ersten Auftritt in Zürich.
Aber Karrieredaten sind für Marina Rebeka gar kein Thema. Eher interessiert sie sich für Manuskripte. Sie schwärmt von Rossinis Handschrift der kleinen Messe, die sie sich damals im Faksimile ansah, um festzustellen, dass es Textabweichungen gegenüber der kritischen Edition gibt, und auf ihrem Tablet zeigt sie mir das Original von Bellinis Arie «Casta diva»: Sie steht in G-Dur statt in F-Dur, einen Ganzton höher, als sie fast immer gesungen wird. «Der Kammerton war bei Bellini und Verdi nicht 443 Hertz wie heute», sagt sie, «sondern 432 Hertz. Die Streicher spielten auf Darmsaiten, alles ist weicher, nicht so aggressiv. Vielleicht kommt man mit der Hertz-Frequenz auch schneller zum Herzen!» Sie lacht. Sie kommt auch mit 443 gut klar, ohne den Differenzierungen untreu zu werden, die ihr so wichtig sind. Leonora, ihre Rolle im Zürcher Trovatore, die Frau zwischen Manrico und Graf Luna, die sich am Ende das Leben nimmt, ist für sie mehr als eine der Opferfrauen zwischen Wahnsinn und Tuberkulose, von denen es im Sopranrepertoire von Bellini bis Puccini nur so wimmelt. «Wir sehen sie immer mit dem Mond, schon beim ersten Treffen mit dem Trovatore. Auch Turandot erscheint mit dem Mond. Und Norma. Eine Gegenwelt. Die Männer sind mit der Sonne verbunden, mit Grausamkeit und Kampf.» Zugleich sei Leonora entschlossen und abenteuerlustig, «sie liebt die Nacht, die Gefahr, läuft allein herum, sie ist verliebt und leidenschaftlich, sehr lebendig!»
Arktisch helle Augen hat Marina Rebeka und ist offenkundig kein bisschen erschöpft. Nach dreistündiger Vormittagsprobe braucht sie nur einen Cappuccino zur Stärkung und sprudelt über von allem, was ihr einfällt zu dieser und anderen Rollen, zu dem, was in anderen Zeiten geschrieben wurde, in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen. Sie findet nicht, dass das passend gemacht werden muss. «Anstatt den Text zu ändern, musst du dein Denken ändern und dich fragen, warum das so gemacht wurde. Das Publikum ist doch nicht dumm. Wenn man weiss, dass die Umstände anders sind, in denen etwas entstand, kann man es mit unserer Zeit vergleichen und Lehren daraus ziehen.» Nur auf das Gesellschaftliche lasse sich Oper ohnehin nicht herunterbrechen, «da kommen mehr Aspekte ins Spiel. Tatjana zum Beispiel, in Eugen Onegin. Ich würde heute natürlich mit Onegin gehen und den alten Gremin sitzen lassen. Aber Tatjana war schlauer als Onegin. Sie wusste, er würde sie bald verlassen, wenn sie mitginge…» So, wie sie über diese Gestalten spricht, nimmt sie sie ganz ernst, als Menschen, nicht nur als Rollen, und wenn ihr etwas nicht einleuchtet, grübelt sie weiter, wie bei Mozarts Donna Anna, die Rolle, mit der sie in Zürich debütierte und die sie inzwischen nicht mehr singt. «Meine Stimme war passend für die zwei Extreme in ihr, das Süsse und Weiche von ‹Non mi dir› und das Messerscharfe, das schreckliche Pathos, das man für ‹Or sai› braucht. Aber immer gibt es bei ihr drei Punkte… Manipuliert sie Don Ottavio oder trauert sie wirklich um ihren Vater? Sie kann nie geradeaus sein wie Elvira. Zu sagen, dass es mir Spass macht, so eine Rolle wie Donna Anna zu singen, wäre eine Lüge. Aber es war eine Herausforderung. Ich frage mich, warum die Person so wurde. Wie wuchs sie auf? Was fehlt ihr eigentlich? Das ist überhaupt eine wichtige Frage: Was hat im Leben gefehlt?»
Im Leben von Marina Rebeka schien bis zu ihrem dreizehnten Lebensjahr nichts zu fehlen, ausser vielleicht Ballettunterricht. Im lettischen Riga wuchs sie auf, das in ihrem Geburtsjahr 1980 noch Teil der Sowjetunion war, ging zur Schule, lernte Klavier und wollte Ballerina werden. «Wir hatten ein erstaunlich gutes Ballett in Riga, ich sah alles, Giselle, Nussknacker, immer war da diese grosse Bühne mit schöner Musik.» Aber nichts war zu vergleichen mit dem Tag, als die Dreizehnjährige mit ihrem Grossvater zum ersten Mal in eine Oper ging, Norma.
Was ist da mit ihr passiert? «Was», fragt sie zurück, «passiert einer Person, die sich auf den ersten Blick verliebt? Das kann man nicht erklären. Ich wusste bis dahin nicht, was Oper ist. Ich sass da und war vollkommen getroffen. Diese Leute ohne Mikrofon, die singen und sich selbst ausdrücken durch die Stärke und die Farben ihrer Stimmen! Ich sagte, das will ich machen. Verrückt, dass die nächste Norma, die in Riga gemacht wurde, meine war. Es dauerte 24 Jahre, es brauchte Geduld, einen langen Weg und viele Abenteuer…» Der Weg führte sie über ihre Wahlheimaten Italien, Deutschland (in Erfurt hatte Marina ihr erstes Engagement), die Schweiz und Österreich schliesslich nach Riga zurück: «Der beste Ort, um mein Kind grosszuziehen». Ihre Tochter ist jetzt zehn Jahre alt. «Es ist meine Heimat. Und es ist schön, Repräsentant eines kleinen Landes zu sein!» Sie zeigt auf den Cappuccinobecher vor sich. «Wenn man da drin ist, sieht man nicht, wie gross er ist. Erst von draussen und wenn man in andere Becher geschaut hat, wird das klar, und der Reichtum darin.»
Sie knüpft mit ihrer Rückkehr auch an die Familiengeschichte an. Grossvater Juris, der als 70-Jähriger das Mädchen in die Norma führte, war der Sohn von Aleksandrs Jankovičs, hochrangiger Jurist im ersten unabhängigen Lettland bis 1940. Darum wurde Juris Jancovičs, ein Ingenieur, 1941 von Stalin mit seiner ganzen Familie nach Sibirien deportiert. «Er hat dort einen 120-köpfigen Chor geleitet», sagt Marina, «und spielte sehr gut Klavier». Mit der zweiten Unabhängigkeit 1991 wurde die Oper besonders wichtig. «Es war eine harte Zeit, es fehlten Jobs und Geld. Die Oper war darin ein goldener Traum, den man sich leisten konnte. Die Galerie war voll mit Studenten und Leuten mit wenig Geld. Die Zugänglichkeit ist für Oper der entscheidende Impuls!»
Vielleicht auch aus dieser Erfahrung heraus hat sie «keine Sekunde gezögert», als sie im Sommer 2020 gefragt wurde, ob sie als Violetta beim Wagnis von Madrid mitmachen wolle: Grosse Oper vor Publikum, Traviata, mitten in der Pandemie. «Wir waren so auf Distanz bedacht, Alfredo konnte Violetta nicht umarmen. Wir mussten so auf diese zwei Meter achten. In diesen zwei Metern liegt der Tod, dieser Gedanke liess mich das durchhalten, dazu die Botschaft für die ganze Welt: Die Kunst muss weitergehen!» Das Kostüm, das man Marina in Madrid anmass, war nach einer Woche schon zu gross, «weil ich wieder mit der Arbeit angefangen hatte! Wir sind Athleten. Alles muss trainiert werden.»
Ihr nächstes grosses Wagnis, diesmal in Valencia, ist die Rolle der Cio-Cio San in Puccinis Madama Butterfly, «ein fünfzehnjähriges Mädchen!» Und wovon träumt sie auf längere Sicht? Von weniger Flugreisen: «Wir warten auf die Rail Baltica!» Diese Hochgeschwindigkeitsstrecke wird von Tallinn bis Warschau führen. Sie strahlt. «Dann kommt man über Nacht von Riga nach Berlin!»
Das Gespräch führte Volker Hagedorn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 86, Oktober 2021.
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Hintergrund
Frau Bronfen, die Opern von Giacomo Puccini füllen seit gut einem Jahrhundert die Theater dieser Welt. Und immer wieder schauen wir, zu Tränen gerührt, dabei zu, wie eine Manon, Mimì oder Butterfly auf der Bühne stirbt. Was ist der Grund für diese seltsame Faszination?
Der Tod der Sopranistin im letzten Akt kann als Kern der Oper überhaupt verstanden werden. Ich will damit nicht sagen, dass nicht auch der Tod eines Tenors interessant sein kann, aber es ist auffallend, wie konsequent Opern auf den Tod der Sopranistin hinauslaufen. Die Todesszene gehört zu den stärksten Momenten eines Stücks, weil sich die Stimme hier ein letztes Mal in ihrer vollen Intensität entfaltet. Der Philosoph Walter Benjamin schreibt in einem anderen Kontext, dass der Erzähler seine Autorität vom Tod leiht. Analog würde ich sagen, dass die Sängerin sich die Autorität ihrer Darbietung vom Verklingen ihrer Stimme als Sterbende leiht. Der Tod, der ja auf der Opernbühne beliebig reproduziert werden kann, steht immer für ein Ende: der Musik, des Lebens, der Darbietung an sich. Und diese Vorstellung der Endlichkeit verleiht der Handlung, die davor stattfindet, erst ihre wahre Intensität. Das erklärt die grosse Bedeutung des Todes auf der Opernbühne.
Aber warum sind es so oft schöne Frauen, die auf der Opernbühne sterben?
Die Schönheit der Frau potenziert das Erlebnis des Operntodes: Wir erleben dann nicht nur das Verklingen der Stimme, sondern zugleich die Vergänglichkeit des Schönen. Dass es aber eine weibliche Schönheit ist, hat damit zu tun, dass das Weibliche kulturell seit Jahrtausenden mit dem Bereich des Todes, der Sterblichkeit und der Verwesung in Verbindung gebracht wird. Der Körper in all seiner Schönheit und Faszination, aber eben auch in seiner Zerbrechlichkeit und Versehrtheit ist in unserer Kultur mit dem Weiblichen konnotiert. Und das geht bis hin zu Ritualen, in denen das Unreine – das ja auch mit dem Tod zusammenhängt – durch die Opferung der Frau ins Reine gebracht wird. Um es auf eine Formel zu bringen, könnte man sagen: Der Tod der Frau bestätigt das Überleben des Mannes.
In Ihrem Buch Nur über ihre Leiche verweisen Sie auf Puccinis Butterfly und beschreiben, dass durch ihren Tod eine moralische Erneuerung stattfinden könne…
Es sind ja nicht irgendwelche Frauen, die auf der Opernbühne sterben, sondern immer die extrem gefährlichen, verführerischen und bedrohlichen. Jede Frau, die politische, psychologische oder sexuelle Macht hat, produziert Angst. Und deshalb hat die Opferung der Frau immer auch mit einer Stabilisierung der Ordnung und der Normalisierung der Moral zu tun.
Cio-Cio-San, genannt Butterfly, ist ein 15-jähriges Mädchen, das seinen Vater verloren hat, in Armut lebt und sich als Geisha durchschlagen muss. Wo liegt ihr bedrohliches Potenzial?
Im Fall von Butterfly wird das Weibliche durch das Exotische potenziert. Das vergrössert auf der Seite der Männer einerseits die Faszination, andererseits aber auch die Angst: Zur Frage, wie man mit dem Weiblichen umgeht, kommt die Frage, wie man mit dem Fremden umgeht – die Angst vor Überfremdung war auch schon in der Kolonialzeit ein grosses Thema! In der Handlung der Oper geht der amerikanische Offizier Pinkerton, der in Nagasaki stationiert ist, eine «andere» Art des erotischen Bündnisses mit der jungen Japanerin Butterfly ein, das laut der amerikanischen Moral im 19. Jahrhundert eigentlich nicht möglich ist. Butterfly muss deshalb in doppeltem Sinn geopfert werden: Pinkerton hat nicht die Möglichkeit, sie nach Amerika mitzunehmen. In Verbindung mit seiner eigentlichen amerikanischen Frau würde sie dort ihr bedrohliches Potenzial entfalten. Indem er Butterfly ihrem Schicksal überlässt, wird aber auch Pinkertons «andere» erotische Lust geopfert. Und über diese doppelte Opferung wird der «normale» amerikanische Alltag wiederhergestellt. Ich glaube, dass diese Möglichkeit, das Andere, Exotische auszuleben und es dann wieder auszulöschen, viel vom Reiz dieser Geschichte ausmacht. Denn dadurch wird ja auf der anderen Seite auch die Langweiligkeit des Alltäglichen und Normalen bestätigt.
Für Pinkerton bleibt diese Erfahrung also letztlich Episode, während sie für Butterfly über Leben und Tod entscheidet…
Butterfly wird in eine ausweglose Situation gedrängt – und damit in die Situation, in der wir sie auf der Opernbühne sehen wollen. Wir lieben es, wenn auf der Bühne jemand an seine Grenzen geht und sich verausgabt. Je intensiver und bedrohlicher diese Szene ist, desto grösser ist unser Genuss! Wir glauben, in der Sterbearie der Sopranistin den Tod einer Anderen mitzuerleben und denken dabei: Uns hat er diesmal noch nicht getroffen! Es ist ein Stellvertretergenuss. Und dieses Sterben der Sopranistin ist ja nichts Plötzliches: Die Opernheldinnen sind in ihrer extremen Künstlichkeit nicht mehr ganz lebendig, und das stark ästhetisch Formalisierte der Oper rückt uns an sich schon in die Nähe des Todes.
Künstlich wirkt die Oper auch, weil keine reale Konversation stattfindet, sondern zu den Klängen eines riesigen Orchesters gesungen wird. Puccinis Musik ist von grosser Wirkung, oft wird sie aber auch als sentimental kritisiert…
Sentimentalität finde ich deshalb sehr interessant, weil sie uns erlaubt, grosse Gefühle ohne Konsequenzen auszuleben. Wir haben heute verständlicherweise Angst vor Pathos. Aber wenn man das Pathos auch als ironische Geste versteht – wenn man mitdenkt, dass man den Tod auf der Bühne rückgängig machen kann –, dann hat es eine besondere Qualität. Puccini hat seine Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts komponiert; da ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Kino – der Butterfly Stoff wurde in kürzester Zeit mehrfach verfilmt – und das bringt seine Musik auch in die Nähe der Popkultur. Aber nicht nur die Musik ist eingängig: Auch Puccinis Figuren sind greifbarer als die Charaktere Verdis oder Wagners. Bei Puccinis Frauenfiguren haben wir immer diese Mischung aus hochgradiger ästhetischer Formalisierung und einer Psychologisierung, die für ein breites Publikum nachvollziehbar ist. Und genau in diesem Punkt definiert sich ja die Popkultur.
Ist denn Puccinis Bild der Frau als zerbrechliches, fragiles Wesen der Zeit seines Schaffens, also dem beginnenden 20. Jahrhundert, angemessen?
Puccinis Frauenfiguren wirken auf mich viel stärker als Subjekt ihrer Handlungen als viele Opernfiguren des 19. Jahrhunderts. Mit der Epoche Puccinis geht die grosse Zeit des Bürgertums allmählich zu Ende und damit auch eine Zeit, die stark unter dem Zeichen der Frauenfrage stand. Parallel zum fortschreitenden Kapitalismus, zur Industrialisierung und zum Kolonialismus versuchte man im 19. Jahrhundert auch, das «Problem der Frauen» zu lösen. Allmählich entwickelte sich ein Frauenrecht, und man versuchte, die Frauen nicht mehr rein als Anhängsel des Mannes zu begreifen. Zunehmend bestanden die Frauen auf einer eigenen Position, einer eigenen Stimme und einer eigenen Sichtbarkeit. Und ich habe das Gefühl, dass man diesen Wandel in Puccinis Opern spüren kann. Noch ist nichts ausgereift, aber vieles weist darauf hin, dass sich etwas ändern muss – in der Madama Butterfly ist es vor allem die Funktionsweise des amerikanischen Imperialismus. Man spürt in diesen Opern, dass der Erste Weltkrieg kommt und damit die Zerstörung der Lebensformen des 19. Jahrhunderts, die ja schön und schrecklich zugleich waren.
In David Belascos Bühnenstück Madame Butterfly aus dem Jahr 1900, das Puccini inspirierte, können sich die beiden Japanerinnen, Butterfly und ihre Bedienstete Suzuki, nur in einer entstellten Pidgin-Sprache mit den Amerikanern verständigen. Diese Form der Entwertung der Frau finden wir bei Puccini nicht mehr. Und dennoch nennt sich Butterfly nach der Hochzeit mit Pinkerton stolz und dezidiert Madama B(enjamin) F(ranklin) Pinkerton…
Man kann es auch so verstehen, dass hier mit aller Kraft und Energie die Logik der Frau als Anhängsel des Mannes ad absurdum geführt wird. Butterfly anerkennt ihren Platz in der gesellschaftlichen Ordnung und beharrt darauf. An der Bindung mit Pinkerton hängt für sie schliesslich auch die Hoffnung auf ein neues Leben in der für sie exotischen und scheinbar besseren amerikanischen Welt. Butterflys Bedienstete Suzuki ahnt die Unmöglichkeit dieses Unterfangens und versucht, das Tragische abzuwenden. Aber Butterfly kann nicht zurück. Ihr Weg in den Tod ist eine Apotheose – einerseits weil sie als Objekt ihrer Kultur und als Objekt der Männer ohnehin bereits «tot» ist, und andererseits auch, weil sie mit ihrem sterbenden Körper noch einmal Anklage erheben kann. In diesem Sinn verstehe ich Puccinis Opern schon als einen letzten grossen Kommentar auf das 19. Jahrhundert und gleichzeitig als Beginn von etwas Neuem. Und zwar einfach deshalb, weil er seinen Frauenfiguren – die zumindest ihren Tod selbst determinieren können – auf der Bühne und in seinen Geschichten so viel Platz einräumt. Tosca begeht durch die Tötung Scarpias sogar Tyrannenmord! Immerhin! – Wo sind unsere Toscas heute?
Und dennoch steht dieser künstlerischen Erhöhung der Frau in Puccini ein Mensch gegenüber, der privat einen erniedrigenden Umgang mit Frauen pflegte. Zur Zeit der Butterfly -Komposition hatte er ein Verhältnis mit einer Minderjährigen. Als er erfuhr, dass sie sich mit anderen Männern trifft, sich also als Frau Freiheiten gestattete, war er beleidigt, fürchtete um seinen Ruf und musste sie loswerden. Hat die Tragik von Butterflys Tod nicht auch damit zu tun, dass der Frau generell keine Freiheiten zugestanden werden?
Dass die Frau in ihrer Freiheit beschränkt wird, dass sie auf ein Liebesobjekt des Mannes reduziert wird, dass ihr keine eigene Position gewährt wird, also dass sie eine eigenständige Handlungsermächtigung nur in dem Moment bekommen kann, in dem sie das Messer nimmt und sich umbringt: das ist, glaube ich, die Tragik. Deswegen meine ich, dass das Stück eine Kritik an den herrschenden Verhältnissen ist: Gerade durch die Erhöhung der Frau wird auch ihre Hoffnungslosigkeit angeprangert. Butterflys Selbstmord ist ja eine ironische, höchst widersprüchliche Form der Selbstbestimmung. Dass man als Frau zu einer so grossen Geste greifen muss, um sich selbstbestimmen zu können, macht auch deutlich, welch unzähligen Kränkungen die Frau im täglichen Leben ausgesetzt ist.
In dieser Komplexität hat Puccini seinen Opernstoff wohl kaum begriffen…
Das Werk versteht manchmal mehr als der Künstler. Obwohl Puccini noch in das patriarchalische Denken des 19. Jahrhunderts eingebunden ist, drückt sich in seinem Werk aus, dass an den herrschenden Verhältnissen etwas nicht mehr stimmt. Interessanterweise ist es am Ende Butterfly, die als einzige aus den überkommenen Normen ihrer eigenen Kultur, aber auch des amerikanischen Imperialismus ausbrechen kann – allerdings nur durch Selbsttötung.
Ist Butterflys Suizid also ein positiver Vorgang?
Butterfly erkennt, dass der Tod die einzige Wahl ist, die sie hat. Sie weiss, dass jede andere Entscheidung – wieder zu ihrem alten Leben zurückzukehren und als Geisha zu arbeiten – auch eine Todeswahl wäre. Sie entscheidet sich also für die einzig mögliche Wahl, obwohl sie offenkundig keine andere hat. Und gerade in dieser Affirmation sehen die Philosophen um Jacques Lacan die Definition des Subjekts. Der Suizid der Butterfly ist also ein Zeichen ihrer Freiheit. Gleichzeitig zeigt sich daran, wie unglaublich beschränkt die Freiheitsmöglichkeiten dieser Frau sind.
Elisabeth Bronfen ist Professorin für Anglistik in Zürich. Ihr Buch «Nur über ihre Leiche» aus dem Jahr 1992 ist den Themen Tod, Weiblichkeit und Ästhetik gewidmet.
Das Gespräch führte Fabio Dietsche.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 54, November 2017.
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Essay
In Puccinis Partitur ist Aron nicht vorgesehen. Nicht mal als stumme Rolle. Dennoch agiert er auf der Bühne mit grossem Einsatz. Wedelt mit dem Schwanz. Lässt sich den Bauch kraulen. Fährt mit seiner rosa Zunge über Cio-Cio-Sans Wange, chargiert geradezu…
Aron ist ein schwarzer Labradorrüde. Sozusagen das Mitbringsel des amerikanischen Marineoffiziers Benjamin Franklin Pinkerton, der ihn nach seiner Rückkehr in die Staaten in Nagasaki, im Haus seiner «Ehefrau auf Zeit», zurückgelassen hat. Und jetzt, da ihn Svetlana Aksenova liebevoll streichelt, geniesst er die Zuwendung nach echter Hundeart. Den sehnlichst erwarteten abtrünnigen Gatten aber kann er natürlich nicht ersetzen. Doch dann führt ihn Judith Schmid in der Rolle der Suzuki von der Bühne; Svetlana-Cio-Cio-San wischt sich mit dem weiten Kimonoärmel übers Gesicht.
Dennoch, Svetlana Aksenova mag Hunde. Als Kind hatte sie sich einen russischen Laika gewünscht; mittlerweile ist sie eher den Katzen zugetan. Die allzu feuchte und olfaktorische Gunstbezeugung des Bühnenkollegen Aron ist ihr mitunter etwas zu heftig. Aber immerhin eine bislang nie gekannte Erfahrung als Butterfly! Dies obwohl sie diese Rolle schon an die sechzig Mal in zehn verschiedenen Produktion zwischen Mitteleuropa, Skandinavien und Mexiko an vielen Häusern verkörpert hat; jetzt in Zürich zum fünften Mal in einer Neuinszenierung.
Die gleiche Bühnenfigur in unterschiedlichen Inszenierungen – wie geht Svetlana Aksenova damit um? Ungeachtet der jeweiligen Regieansätze stehe für sie Puccinis Musik im Zentrum. Diese zu erfassen und auszuloten, lasse sie von Mal zu Mal tiefer in die Psyche dieser Frau eindringen und neue Facetten in deren Charakter entdecken.
An der Arbeit des Regisseurs Ted Huffman, der sich erstmals mit dem Werk befasst, schätzt sie die subtile, geradezu filigrane Gestik, die er der Protagonistin nahelegt und ihr so eine Intensität und Ernsthaftigkeit verleiht, fern von jeglichem puppenhaften Exotismus. Und sie intoniert eine Stelle aus dem Liebesduett am Schluss des ersten Akts: «Noi siamo gente avvezza alle piccole cose, umili e silenziose» (Wir sind von jeher gewöhnt an die kleinen Dinge, still und voller Demut). Aus dieser Optik soll das Wesen der Cio-Cio-San entwickelt werden. Ihrem Temperament und ihrer «russischen Seele», die grosse, melodramatische Gesten gewohnt sei, falle das jedoch nicht ganz leicht. So hat man eigens dafür mit Sonoko Kamimura-Ostern eine japanische Tänzerin und Choreografin engagiert, die das einschlägige Repertoire der kleinen delikaten Gebärden und Bewegungen bestens kennt und vermitteln kann. «Mir macht es enorme Freude, die Butterfly auf diese Weise ganz neu zu erfahren», sagt Svetlana Aksenova.
Das führt unmittelbar zur nächsten Frage: Wie kann sich eine moderne junge Frau in Jeans und genieteten Stiefeln mit dieser Bescheidenheit, ja, Unterwürfigkeit der fragilen Japanerin identifizieren? Zum Beispiel mit der Phrase «E sia! A lui devo obbedir!» (Ihm muss ich gehorchen), selbst als man ihr das Kind wegnimmt. Da muss Svetlana Aksenova tief durchatmen und sagt dann langsam: «Wir Russen sind halbe Asiaten. Das Gefälle zwischen Mann und Frau ist bei uns noch ziemlich intakt, zumindest ist es nicht ungewöhnlich. Wir mögen es so.» Und fügt vielsagend hinzu: «Auch wenn es sich langsam auflöst». Kurz: Cio-Cio-San habe in dieser Situation gar keine Wahl. Für die Künstlerin als moderne Frau und Mutter zweier Kinder liege der Akzent dieses aus heutiger Sicht heiklen Satzes auf dem Wort ‹muss›. Denn: «Cio-Cio-Sans Zukunft ist zerstört. Sie ist geächtet, gefallen, ausgestossen. Umso mehr möchte sie ihrem Sohn eine Zukunftsperspektive bieten, die sich nur ergibt, wenn ihn der Vater zu sich nimmt. Das Beste für sein Kind zu wollen, ist auch aus heutiger Sicht nachvollziehbar, nicht wahr?»
Zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit
Auch stimmlich stellt die Partie der Butterfly beachtliche Anforderungen. Nur schon was die Länge anbetrifft, zumal sie fast andauernd auf der Bühne steht. «Als ich die erste Anfrage für Butterfly erhielt, freute ich mich natürlich sehr. Als ich aber den Klavierauszug zu studieren begann und feststellte, wie umfangreich die Partie ist, wurde mir ziemlich mulmig», erinnert sich die Sängerin. «Eine erholsame Pause gibt es kaum, da viele Regisseure die durchgehende Präsenz der Butterfly auch im zweiten Teil des zweiten Akts fordern.» Und lachend fügt sie hinzu, auch die Theaterpause, wo sich die Leute beim Cüpli erholen, sei hinter der Bühne meistens mit Kostümwechsel und Maske besetzt – «das ist wohl den wenigsten Opern besuchern bewusst!»
Zur Präsenz auf der Bühne kommt der Wandel im Stimmcharakter, der in den beiden Aufzügen ganz unterschiedliche Farben, Emotionen und Ausdrucksmittel erfordert, betont Svetlana Aksenova. Aus dem 15-jährigen Mädchen wird im zweiten Akt, drei Jahre später, eine junge Frau und Mutter, die sich verzweifelt und vielleicht sogar wider besseres Wissen an die Hoffnung auf die Rückkehr des geliebten Mannes klammert. Im letzten Teil der Oper erfährt sie die brutale Wahrheit und zerbricht. Das erfordere gewissermassen drei verschiedene Stimmen: leicht, lyrisch, dramatisch – von der vertrauensvollen Naivität über die zwischen Hoffnung und Traurigkeit oszillierenden Reife bis hin zur von Selbstaufgabe und Ausweglosigkeit geprägten Tragik.
Nun ist die junge Geisha nicht die einzige Frauengestalt der Opernliteratur, vorab des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die von Schicksal – sprich von testosterongesteuerten, egomanen, paternalistischen Männern – gebeutelt wird. Svetlana Aksenova hat schon mehrere dieser verratenen, entsagenden Geschöpfe auf der Opernbühne dargestellt: Desdemona (Otello), Mimì, (La bohème), Lisa (Pique Dame), Tatjana (Eugen Onegin), Blanche (Dialogues des Carmélites), Fevronija (Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch), Marguerite (Faust), Rusalka, Suor Angelica und, vielleicht als am wenigsten Passive unter diesen Leidenden, Floria Tosca, die immerhin ihren Widersacher umbringt.
Dazu Svetlana Aksenova: «Da ich nun mal im hochromantischen Repertoire zuhause bin, sind diese tragischen Frauenschicksale unumgänglich. Und ich muss zugeben, es fällt mir mitunter schwer, mich nach der Aufführung wieder von ihren Schicksalen zu lösen, sie verfolgen mich oft noch tagelang.»
Allerdings, gesteht sie weiter, würde sie gerne auch mal «etwas Verrücktes» singen. Zum Beispiel die Lady Macbeth von Mzensk. Aber erst in zehn Jahren! Gefallen würde ihr auch die schlaue Mrs.Ford in Verdis Falstaff. Oder die Salomé in Massenets Hérodiade. Sogar barocke oder zeitgenössische Partien würden sie reizen. Und sie bedauert, dass Intendanten und Operndirektoren den Sängern nur zu gern ein Etikett verpassen. Sich von diesen einmal etablierten Rollenbildern zu befreien, sei mitunter echt schwierig. Aus diesem Grund wird sie die Rolle der Cio-Cio-San nach Zürich für eine Weile beiseitelegen und gleichzeitig darauf vertrauen, dass andere Anfragen kommen, wenn die Zeit dafür reif ist. Man müsse warten können, meint sie lakonisch.
Locker auf die Bühne dank Salsa und Samba
Als nächstes steht beispielsweise die Tatjana im Onegin in Vancouver in der Agenda. Doch grundsätzlich möchte sie in den kommenden Jahren lieber in Europa auftreten. Der Grund ist naheliegend: Svetlana Aksenova wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Basel. Neben Skype und Fotos ihrer Familie begleitet sie auch eine kleine Ikone in die Künstlergarderoben. Zur Kontemplation und Sammlung gehört aber auch die Bewegung zum Ritual vor dem Auftritt: «Samba und Salsa helfen, um locker und mutig auf die Bühne zu gehen.» Basel war übrigens eine wichtige Station in ihrer Laufbahn. Hier hat sie ihr Studium abgeschlossen, hier war sie während einiger Jahre (unter ihrem Mädchennamen Svetlana Ignatovich) Ensemblemitglied und konnte sich einige der Rollen, für die sie nun weltweit gefragt ist, erarbeiten.
Doch wie ist sie überhaupt Sängerin geworden? Svetlana Aksenova stammt nicht aus einer ausgesprochen künstlerischen Familie, obwohl zuhause gern und oft gesungen wurde; auch ihr Bruder, ein Tenor, ist klassischer Sänger geworden. Die Mitwirkung im Kirchenchor und eine fast spirituelle Erleuchtung in einer emotional schwierigen Zeit weckten in ihr den Wunsch, Sängerin zu werden, den sie beharrlich verfolgte und sich am St. Petersburger Konservatorium einschrieb – mit Recht davon überzeugt, dass «un bel dì» – eines Tages…
Text von Bruno Rauch
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 54, November 2017
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Madama Butterfly
Synopsis
Madama Butterfly
Erster Akt
Der amerikanische Marineleutnant Pinkerton ist im japanischen Nagasaki stationiert. Goro, ein Heiratsvermittler, zeigt Pinkerton das Haus, das dieser sich für die Dauer seines Aufenthalts gemietet hat. Hier will Pinkerton die junge Geisha Cio-Cio-San heiraten und mit ihr zusammenleben. Der Ehevertrag gilt solange, bis er ihn auflöst.
In Anwesenheit des amerikanischen Konsuls Sharpless schwärmt Pinkerton von seiner Freiheit, überall auf der Welt tun zu können, was ihm beliebt. Sharpless steht dieser unbedachten Haltung und der arrangierten Ehe mit Skepsis gegenüber. Er warnt Pinkerton davor, dem Mädchen das Herz zu brechen. Doch dieser ignoriert Sharpless’ Bedenken und stösst mit ihm auf den Tag an, an dem er in Amerika eine «richtige» Braut heiraten wird.
Cio-Cio-San, genannt Butterfly, trifft mit ihren Freundinnen ein. Sie ist fünfzehn Jahre alt und stammt aus einer einst wohlhabenden Familie. Seit dem Tod ihres Vaters ist sie gezwungen, als Geisha zu arbeiten. Pinkerton ist von dem Mädchen fasziniert.
Der kaiserliche Kommissar, ein Standesbeamter und Butterflys Verwandtschaft treffen zu den Hochzeitsfeierlichkeiten ein. Butterfly zeigt Pinkerton ein paar Dinge, die sie mitgebracht hat. Darunter befindet sich auch ein Dolch, mit dem sich ihr Vater einst das Leben genommen hat. Zudem vertraut sie Pinkerton an, dass sie heimlich zum christlichen Glauben übergetreten sei. Die Trauung der beiden wird vollzogen. Mitten in die Feierlichkeiten platzt der wütende Onkel Bonze. Er hat von Butterflys Glaubensübertritt erfahren und verflucht sie. Pinkerton jagt ihn aus dem Haus. Die empörte Verwandtschaft verstösst das Mädchen und verlässt das Haus.
Pinkerton tröstet Butterfly. Allmählich fasst sie Vertrauen zu ihm. Während die Nacht hereinbricht, werden beide vom Gefühl der Liebe überwältigt.
Zweiter Akt
Drei Jahre später. Butterfly wartet auf Pinkerton, der nach Amerika zurückgekehrt ist. Das Geld ist knapp geworden. Butterfly vertraut fest auf seine Rückkehr, ihre Dienerin Suzuki zweifelt aber daran.
Der Konsul Sharpless kommt mit einem Brief von Pinkerton zu Besuch, doch bevor er ihn vorlesen kann, werden sie von Goro gestört. Er will Butterfly mit dem reichen Fürsten Yamadori verkuppeln. Doch Butterfly erklärt, dass ihre Ehe mit einem Amerikaner nicht so leicht gelöst werden könne und weist Yamadori von sich. Pinkerton hat Sharpless in seinem Brief gebeten, Butterfly schonend beizubringen, dass er nicht mehr zu ihr zurückkehren werde. Doch es gelingt Sharpless nicht, diese Nachricht zu übermitteln. Stattdessen fragt er Butterfly, was sie tun würde, wenn Pinkerton nie mehr zurückkehrte. Sie weiss, dass sie dann nur eine Wahl hätte: den Tod. Das Schlimmste befürchtend, enthüllt sie Sharpless, dass aus ihrer Ehe mit Pinkerton ein Sohn hervorgegangen ist. Sharpless geht, tief bewegt, und will Pinkerton davon in Kenntnis setzen.
Vom Hafen dröhnt ein Kanonenschuss. Butterfly erkennt das Schiff Pinkertons. Sie weint und lacht gleichzeitig vor Freude über die bevorstehende Rückkehr. Gemeinsam mit Suzuki schmückt sie das Haus mit Blumen. Wartend durchwacht sie die Nacht.
In der Morgendämmerung legt sich Butterfly erschöpft schlafen. In der Zwischenzeit kommen Sharpless und Pinkerton im Haus an. Suzuki erfährt, dass Pinkerton in Amerika «richtig» geheiratet hat und dass er gemeinsam mit seiner Frau hier ist und entschieden hat, das Kind – von dessen Existenz er unterdessen erfahren hat – nach Amerika mitzunehmen. Pinkerton bringt es nicht übers Herz, Butterfly zu begegnen.
Während Suzuki mit Pinkertons neuer Frau Kate spricht, kommt Butterfly in den Raum. Sie erkennt ihre ausweglose Situation. Für das Wohl ihres Kindes entscheidet sie, Pinkertons Willen zu gehorchen. Unter Qualen verabschiedet sie sich von ihrem Sohn. Dann nimmt sie sich das Leben.
Biografien
Ted Huffman, Inszenierung
Ted Huffman
Ted Huffman wurde in New York geboren. Er studierte an der Yale University und nahm am San Francisco’s Merola Opera Program teil. Die gemeinsam mit Philip Venables entstandene Oper Denis & Katya (Opera Philadelphia, Dutch National Opera, Music Theatre Wales, Opéra Orchester National Montpellier, Oper Hannover) gewann 2019 den Fedora Generali Preis und 2020 den Ivor Novello Award. Zusammen mit Philip Venables erarbeitete er ausserdem die Oper 4.48 Psychosis nach Sarah Kane, die am Royal Opera House uraufgeführt und mit dem UK Theatre Award for Opera ausgezeichnet sowie bei den Olivier Awards, den Royal Philharmonic Society Awards und den South Banks Awards nominiert wurde sowie The Faggots and their Friends between Revolutions (Factory International Manchester, Aix, Bregenz, Ruhrtriennale etc.) Zu seinen Regiearbeiten gehören u. a. The Time of our Singing am Théâtre de la Monnaie, Rinaldo an der Oper Frankfurt, Salome an der Oper Köln, A Midsummer Night’s Dream an der Deutschen Oper Berlin, Le premier meurtre an der Opéra de Lille, Il trionfo del tempo e del disinganno am Royal Danish Theatre, Luke Styles’ Macbeth in Glyndebourne, Ana Sokolovics Svádba beim Festival d’Aix-en-Provence, Les mamelles de Tirésias u. a. am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der Dutch National Opera und beim Aldeburgh Festival, Monteverdis L’incoronazione di Poppea beim Festival d’Aix-en-Provence und Street Scene an der Pariser Oper. Am Opernhaus Zürich inszenierte er bisher Madama Butterfly, Girl with a Pearl Earring und Roméo et Juliette. Geplant ist 2025 u.a. die Uraufführung von We Are The Lucky Ones an der Oper Amsterdam.
Michael Levine, Bühne
Michael Levine
Michael Levine stammt aus Kanada. Er studierte an der Central School of Art and Design in London und ist seit 35 Jahren international als Bühnen- und Kostümbildner tätig. Zu den Regisseur:innen, mit denen er regelmässig zusammenarbeitet, gehören Andreas Homoki, Robert Carsen, Deborah Warner, Simon McBurney und Tim Albery. Zuletzt entwarf er Bühnenbilder u. a. für Iphigénie en Tauride, Wozzeck, Sweeney Todd, Madama Butterfly (Opernhaus Zürich), Die tote Stadt (Komische Oper Berlin), Hell’s Fury, The Hollywood Songbook (Luminato Festival Toronto), The Rake’s Progress (Festival d’Aix-en-Provence), Billy Budd (Teatro Real Madrid/Teatro dell’Opera di Roma), Hänsel und Gretel (De nationale Opera Amsterdam), Madama Butterfly (Bregenzer Festspiele) und Parsifal (Opéra National de Lyon/Metropolitan Opera New York). Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1981 wurde Michael Levine zum «Chevalier des Arts et des Lettres» ernannt. In der Saison 2021/22 debütierte er an der Bayerischen Staatsoper mit dem Bühnenbild zu Das schlaue Füchslein und schuf dort in der Spielzeit 2022/23 das Bühnenbild für Semele. Zuletzt entwarf er Bühnenbilder für Turandot an der Oper Amsterdam, für Doppelgänger an der Park Avenue Armory, Chicago an der Komischen Oper Berlin und Carmen an der Metropolitan Opera sowie für Adriadne auf Naxos und Cathy Marstons Ballet Atonement am Opernhaus Zürich.
Annemarie Woods, Kostüme
Annemarie Woods
Annemarie Woods gewann 2011 gemeinsam mit dem Regisseur Sam Brown den Ring Award in Graz sowie den European Opera Prize. In gemeinsamen Produktionen mit Sam Brown stattete sie u. a. I Capuleti e i Montecchi am Teatro Sociale di Como, Der Zigeunerbaron am Stadttheater Klagenfurt, Sigurd der Drachentöter an der Bayerischen Staatsoper in München, Il trionfo del Tempo e del Disinganno am Badischen Staatstheater Karlsruhe, die Uraufführung von Gerald Barrys Oper The Importance of Being Earnest an der Opéra National de Lorraine in Nancy sowie La Cenerentola am Luzerner Theater aus. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet sie ausserdem mit dem Regisseur Oliver Mears, dessen Inszenierungen von Macbeth, Salome, L’elisir d’amore und Don Giovanni sie ebenfalls ausstattete. Weitere Arbeiten waren Candide in Nancy, Agrippina in Limerick, My Fair Lady in Karlsruhe und L’Heure espagnole / Gianni Schicchi (Regie: Bruno Ravella) an der Opéra National de Lorraine. Mit Ted Huffman arbeitete sie u. a. in Frankfurt für Rinaldo, in Köln für Salome, in Montpellier für Le Songe d’une nuit d’été, an der Deutschen Oper Berlin für A Midsummer Night’s Dream sowie in Zürich für Madama Butterfly zusammen. Zudem entwarf sie die Kostüme für Pagliacci / Cavalleria rusticana in Amsterdam (Regie: Robert Carsen), für La traviata an der Komischen Oper Berlin (Regie: Nicola Raab) und für Osud beim Janáček Brno Festival (Regie: Robert Carsen). Am Opernhaus Zürich gestaltete sie die Kostüme für Adele Thomas’ Inszenierung von Il trovatore, Ted Huffmans Inszenierungen von Girl with a Pearl Earring und Roméo et Juliette sowie für Evgeny Titovs Inszenierung von L’Orfeo.
Franck Evin, Lichtgestaltung
Franck Evin
Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieito und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.
Sonoko Kamimura, Choreographische Mitarbeit
Sonoko Kamimura
Sonoko Kamimura stammt aus Gifu (Japan). Ihre klassische Tanzausbildung begann sie im Reiko Matsuoka Ballet Studio in Nagoya. Anschliessend studierte sie Zeitgenössischen Tanz an der Codarts Hoogschool voor de Kunsten in Rotterdam. Nach ihrer Karriere als Tänzerin im Scapino Ballet Rotterdam und als Gasttänzerin der Forsythe Company machte sie sich als Choreografische Mitarbeiterin für Opernproduktionen selbstständig. Mit Ted Huffman arbeitete sie 2017 für Madama Butterfly am Opernhaus Zürich erstmals zusammen. In enger Zusammenarbeit mit Ted Huffman arbeitete sie in der Folge auch an dessen Produktionen Il trionfo del tempo e del disinganno an der Royal Danish Opera (2019) und der Opéra National de Montpellier (2020), Les Mamelles de Tirésias im Palau de les Arts Reina Sofía (2019), Die Vögel an der Opéra National du Rhin (2022) und Girl with a Pearl Earring (2022) am Opernhaus Zürich mit. Als Choreografische Assistentin arbeitete sie mit Christopher Roman für Mexico Aura an der Neuköllner Oper Berlin (2022) zusammen und war zuletzt u.a. als Bewegungsberaterin für Madama Butterfly am Royal Opera House in London tätig (2022).
Ernst Raffelsberger, Choreinstudierung
Ernst Raffelsberger
Ernst Raffelsberger stammt aus Gmunden, Oberösterreich. Er studierte Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (Chorleitung bei Prof. Erwin Ortner) und anschliessend Chordirigieren am Salzburger Mozarteum bei Prof. Walter Hagen-Groll. Von 1983 bis 1986 war er Kapellmeister der Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit leitete er das Ensemble in Wien und auf Tourneen durch Europa, Südafrika, Kanada und die USA. Ab 1986 war Ernst Raffelsberger Chordirektor und Kapellmeister am Landestheater Salzburg (Mitwirkung bei der Salzburger Mozartwoche und den Salzburger Festspielen). 1989 wurde er von Donald Runnicles als Chordirektor und Kapellmeister an das Theater in Freiburg/Breisgau berufen. Seit Herbst 1993 ist Ernst Raffelsberger am Opernhaus Zürich als Chordirektor engagiert. Hier hat er inzwischen über 100 Premieren betreut und mit vielen namhaften Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Vladimir Fedoseyev, Sir John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Gastspiele mit dem Opernhaus Zürich führten ihn nach Wien, London, Paris und Tokio. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Im Sommer 2012 begann zusätzlich seine Tätigkeit als Chordirektor der Salzburger Festspiele. Er ist dort für die Produktionen der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor verantwortlich. In seiner ersten Festspielsaison kam es u. a. zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Riccardo Muti und Sir Simon Rattle.
Fabio Dietsche, Dramaturgie
Fabio Dietsche
Fabio Dietsche studierte Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste sowie Querflöte bei Maria Goldschmidt in Zürich und bei Karl-Heinz Schütz in Wien. Erste Erfahrungen als Dramaturg sammelte er 2012/13 bei Xavier Zuber am Konzert Theater Bern, wo er u.a. Matthias Rebstocks Inszenierung von neither (Beckett/Feldman) in der Berner Reithalle begleitete. Seit 2013 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, wo er sein Studium mit der Produktionsdramaturgie von Puccinis La bohème abschloss. Hier wirkte er u.a. bei den Uraufführungen von Stefan Wirths Girl with a Pearl Earring und Leonard Evers Odyssee, an der Kammeroper Jakob Lenz von Wolfgang Rihm und an der Schweizerischen Erstaufführung von Manfred Trojahns Orest mit. Er arbeitete u.a. mit Robert Carsen, Tatjana Gürbaca, Rainer Holzapfel, Andreas Homoki, Ted Huffman, Mélanie Huber, Barrie Kosky, Hans Neuenfels und Kai Anne Schuhmacher zusammen. Zurzeit studiert er berufsbegleitend Kulturmanagement an der Universität Zürich.
Svetlana Aksenova, Cio-Cio-San
Svetlana Aksenova
Svetlana Aksenova stammt aus St. Petersburg. Schon während ihres Studiums machte sie in der Titelpartie von Iolanta auf sich aufmerksam. Sie war Ensemblemitglied am Theater Basel, wo sie ihr Repertoire stetig erweitern konnte und in Partien wie Desdemona (Otello), Lisa (Pique Dame), Rusalka, Cio-Cio-San (Madama Butterfly), Mimì (La bohème) und Blanche (Dialogues des Carmélites) zu erleben war. Internationale Erfolge feierte sie u.a. mit der Titelrolle in Puccinis Suor Angelica in Dortmund, als Lisa (Pique Dame) an der Oper Amsterdam und am Mariinski-Theater, mit der Titelpartie in Rusalka an der Pariser Oper sowie als Fevroniya (Rimski-Korsakows Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch) in Amsterdam und Barcelona. Für die Titelpartie in Madama Butterfly, die sie u.a. an der Deutschen Oper Berlin, den Opern in Oslo, Stockholm, Rom und an der Bayerischen Staatsoper München gesungen hat, wurde sie 2010 von der «Opernwelt» zur Nachwuchssängerin des Jahres gewählt. Zu ihrem Repertoire zählen überdies Amelia (Un ballo in maschera), Marguerite (Faust) und die Titelpartie in Cileas Adriana Lecouvreur. Im Konzert war sie u.a. mit Vivaldis Gloria, Pergolesis Stabat Mater und Missa Pastoralis, Beethovens C-Dur-Messe, Berlioz’ Messe Solennelle, Bizets Te Deum und mit weiteren Werken von Rossini, Schostakowitsch, Dvořák und Mahler zu hören. 2015 debütierte sie am Grand Théâtre de Genève mit Verdis Requiem. 2017 sang sie Desdemona in Hamburg. Zukünftige Engagements führen sie als Tosca nach Stuttgart und Oslo und als Tatjana (Eugen Onegin) nach Vancouver.
Judith Schmid, Suzuki
Judith Schmid
Judith Schmid, Schweizer Mezzosopranistin, studierte Musik und Bewegung an der Hochschule der Künste Bern sowie Gesang an der Guildhall School of Music and Drama. Sie legt ihren Schwerpunkt auf die Opern- und Konzertbühne, widmet sich jedoch auch dem Lied und Oratorium. Seit über 20 Jahren ist sie u.a. am Opernhaus Zürich, wo sie langjähriges Ensemblemitglied war, oder auch am Staatstheater Nürnberg engagiert, etwa in Hosenrollen wie Smeton (Anna Bolena), Sesto (Giulio Cesare) und Silla (Palestrina) sowie als Adelaide (Arabella), Polina (Pique Dame), Federica (Luisa Miller), Maddalena (Rigoletto) Emilia (Otello), Erda (Rheingold, Siegfried), Waltraute (Walküre) sowie Erste Norn und Flosshilde (Götterdämmerung). Im Konzertbereich trat sie mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Münchner Rundfunkorchester, dem Opern- und dem Tonhalle Orchester Zürich unter Dirigenten wie Plácido Domingo, Mariss Jansons, Daniele Gatti, Franz Welser-Möst, Nello Santi, Marc Minkowski, Adam Fischer, Marcello Viotti oder Heinz Holliger auf. Seit 2017 ist sie Dozentin für Gesang an der Hochschule Luzern, ab September 2024 mit künstlerischer Professur. Neben zahlreichen Radio- und Fernsehaufzeichnungen sowie DVD-Produktionen hat Judith Schmid auch CDs veröffentlicht. Das Album Rosenblätter mit dem Pianisten Oliver Schnyder und Werken von Grieg, Hefti und Ravel wurde 2008 vom Schweizer Radio SRF 2 Kultur zu den besten CDs gewählt. Am Opernhaus Zürich ist sie in der Spielzeit 2024/25 als Suzuki (Madama Butterfly) und als Voix de la Tombe (Les Contes d'Hoffmann) zu erleben. Ein weiteres Engagement ist in der Spielzeit 2025/26 am Luzerner Theater geplant.
Saimir Pirgu, Benjamin Franklin Pinkerton
Saimir Pirgu
Saimir Pirgu wurde in Albanien geboren und studierte am Konservatorium «Claudio Monteverdi» in Bozen bei Vito Brunetti. Claudio Abbado holte den damals 22-Jährigen als Ferrando (Così fan tutte) nach Ferrara – 2004 debütierte er mit dieser Partie bei den Salzburger Festspielen. Er arbeitete mit Dirigenten wie Riccardo Muti, Lorin Maazel, Mariss Jansons, Seiji Ozawa, Antonio Pappano, Franz Welser-Möst, Fabio Luisi und Daniele Gatti und trat im Konzert u.a. im Concertgebouw Amsterdam mit den Wiener Philharmonikern, im Auditorium Santa Cecilia in Rom und im Musikverein Wien auf. Mittlerweile ist er an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt engagiert. Er sang die Titelrolle in Ernani bei den Bregenzer Festspielen, Don José in Carmen unter der Leitung von Zubin Mehta in Bangkok und die Titelrollen in Les Contes d'Hoffmann am Opernhaus Zürich, in Werther am Tokyo New National Theatre sowie in La damnation de Faust am Bolschoi-Theater in Moskau. Ausserdem sang er in Zürich den Pinkerton in Madama Butterfly, in Rom den Lenskij in Eugen Onegin, die Titelrolle in Faust am Sydney Opera House und am Opernhaus Zürich, Chevalier Des Grieux in Manon am Théâtre des Champs-Élysées in Paris, Gabriele Adorno in Simon Boccanegra am Teatro di San Carlo in Neapel, Shepherd in Król Roger am Royal Opera House London und Riccardo in Un ballo in maschera mit dem Israel Philharmonic Orchestra. 2016 erschien sein Soloalbum Il Mio Canto bei Opus Arte. Er präsentierte die CD im Rahmen einer Welttournee, die ihn nach Paris, Wien, Berlin, Tokio, New York, Florenz und Tirana führte. Sein erstes Arien-Album Angelo casto e bel nahm er 2004 bei Universal Music auf.
Brian Mulligan, Sharpless
Brian Mulligan
Brian Mulligan, amerikanisch-irischer Bariton, steht regelmässig auf den grossen Opern- und Konzertbühnen in Amerika und Europa. Besonders aufgefallen ist er bisher als Richard Nixon (Nixon in China) an der San Francisco Opera, Enrico in David Aldens Produktion von Lucia di Lammermoor mit der Canadian Opera Company, der English National Opera und der Washington National Opera sowie Valentin (Faust) an der MET unter Yannick Nézet-Séguin und in San Francisco. Geboren in Endicot/New York, absolvierte Brian Mulligan sein Gesangsstudium an der Juilliard School in New York. Er gewann u.a. einen Richard Tucker Career Grant und den 1. Preis beim Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb. Sein Operndebüt gab er bereits als Student 2003 an der Metropolitan Opera in Die Frau ohne Schatten. Seitdem haben ihn Engagements u.a. nach Los Angeles (Prometheus in Walter Braunfels’ Die Vögel mit James Conlon), an die Metropolitan Opera in New York (Fiorello in Il barbiere di Siviglia), an die New York City Opera, nach San Francisco, Los Angeles, Chicago sowie ans Aspen Music Festival geführt. Konzertant war er in Mahlers Achter Sinfonie mit dem Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel zu hören. Zuletzt sang er u.a. Paolo Albiani (Simon Boccanegra) an der Met, Captain Balstrode (Peter Grimes) an der Wiener Staatsoper sowie Golaud (Pelléas et Mélisande), Conte di Luna (Il trovatore) an der Oper Frankfurt sowie Gunther (Götterdämmerung) und Donner (Das Rheingold) an der San Francisco Opera. Am Opernhaus Zürich debütierte Brian Mulligan 2014 als Jeletzki (Pique Dame) und sang hier auch Valentin (Faust) und Sharpless (Madame Butterfly).
Martin Zysset, Goro
Martin Zysset
Martin Zysset ist in Solothurn geboren und aufgewachsen. Er liess sich im Fach Klarinette ausbilden und absolvierte gleichzeitig ein Gesangsstudium, das er mit Meisterklassen bei Ernst Haefliger und Edith Mathis abrundete. 1990/91 war er Mitglied des IOS und im gleichen Jahr Stipendiat des Migros-Genossenschaftsbundes sowie Preisträger des Pro Arte Lyrica-Wettbewerbs in Lausanne. Seit 1992 ist er ständiger Gast der Sommerspiele in Selzach. Am Opernhaus Zürich ist er seit 1991/92 engagiert. Hier konnte er sich ein breites Repertoire von buffonesken wie dramatischen Rollen erarbeiten, u. a. Pedrillo, Monostatos, Spoletta, Incredibile (Andrea Chénier), Jaquino, Kudrjasch (Katja Kabanowa), Cassio, Peppe, Alfred (Die Fledermaus), Spalanzani, Tamino, Tybalt, Dancaïro, Arturo, Knusperhexe, Brighella sowie die männliche Hauptrolle in Udo Zimmermanns Weisse Rose. Mit grossem Erfolg verkörperte er die Titelrolle Simplicius in der wiederentdeckten Operette von Johann Strauss, die auch auf CD und DVD veröffentlicht wurde. Gastspiele führten ihn durch ganz Europa, nach Shanghai sowie mit der Zauberflöte, Le nozze di Figaro, Fidelio und Tannhäuser (Walter) nach San Diego. Für den Bayerischen Rundfunk hat er die Lehár-Operette Paganini aufgenommen. Am Opernhaus Zürich sang er zuletzt u. a. Don Basilio (Le nozze di Figaro), Tschekalinski (Pique Dame), Triquet (Jewgeni Onegin), den Obereunuchen (Land des Lächelns), Goro (Madama Butterfly), Spoletta (Tosca), Dormont (La scala di seta), den weissen Minister (Le Grand Macabre), den Teufel/Erzähler (Die Geschichte vom Soldaten), den Dritten Juden (Salome), Schmidt (Werther) und Feri (Die Csárdásfürstin).
Huw Montague Rendall, Fürst Yamadori / Der Standesbeamte
Huw Montague Rendall
Huw Montague Rendall kommt aus England und studierte bei Russell Smythe am Royal College of Music in London. Mit der British Youth Opera sang er u.a. Figaro (Le nozze di Figaro), Archibald Grosvenor (in Sullivans Patience), Aeneas (Dido und Aeneas) und Dr. Falke (Die Fledermaus). An der Garsington Opera war er in Brittens Death in Venice zu erleben. 2016 sang er als «Jerwood Young Artist» den Fiorello (Il barbiere di Siviglia) beim Glyndebourne Festival sowie bei den BBC Proms und wurde dafür mit dem John Christie Award 2016 ausgezeichnet. In der Spielzeit 2016/17 und 2017/18 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios und am Opernhaus Zürich u.a. als Ramiro in L’Heure espagnole sowie in Don Carlo, Lady Macbeth von Mzensk und Lohengrin zu hören. Im Sommer 2017 war er zudem als 2. Handwerksbursche (Wozzeck) unter Vladimir Jurowski bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Als Mitglied des IOS sang er in der Spielzeit 2017/18 u.a. Nardo in Mozarts La finta giardiniera, den zweiten Nazarener (Salome) und Yamadori in Madame Butterfly. Im Sommer 2018 debütierte er als Harlekin (Ariadne auf Naxos) beim Festival d’Aix-en-Provence und war mit dem RTE National Symphony Orchestra mit Duruflés Requiem zu hören. Weitere Engagements in der Spielzeit 2018/19 sind am Théâtre des Champs-Élysées, an der Komischen Oper Berlin und an der Garsington Opera geplant.
Ildo Song, Onkel Bonze
Ildo Song
Ildo Song stammt aus Südkorea. Er absolvierte seine Gesangsausbildung an der Universität von Seoul und ist Preisträger zahlreicher südkoreanischer Wettbewerbe. In Europa wurde er 2014 mit dem 3. Preis beim Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb in Düsseldorf ausgezeichnet. Zu seinem Repertoire gehören Partien wie Sarastro (Die Zauberflöte), Sparafucile (Rigoletto), die Titelpartie in Le nozze di Figaro und Don Alfonso (Così fan tutte), die er auf verschiedenen Bühnen in Seoul, darunter das Seoul Art Center, verkörperte. Von 2015 bis 2017 gehörte er zum Internationalen Opernstudio in Zürich und war hier u.a. in Il viaggio a Reims, La traviata, Orlando paladino, Don Carlo, Un ballo in maschera und L’Heure espagnole / L’Enfant et les sortilèges zu erleben. Seit der Spielzeit 2017/18 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich. In letzter Zeit sang er u.a. den Onkel Bonze in Madama Butterfly, Le Fauteuil / L’arbre in L’Enfant et les sortilèges, La Voce in Idomeneo, Mandarin in Turandot, Doktor Grenvil in La traviata, Julian Pinelli in Die Gezeichneten, Il Conte di Ceprano in Rigoletto, Alessio in der konzertanten Aufführung von La sonnambula, Oroveso in Norma und ein Eremit in Der Freischütz. Er gastierte zudem jüngst als Onkel Bonze und Oroveso am Teatro di San Carlo in Neapel.
Stanislav Vorobyov, Der kaiserliche Kommissar
Stanislav Vorobyov
Stanislav Vorobyov stammt aus Russland und studierte am Moskauer Konservatorium. Er war Mitglied des Internationalen Opernstudios und ist seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Er war hier u. a. als Colline (La bohème), Alidoro (La Cenerentola), Oberpriester (Nabucco), Notar (Der Rosenkavalier), Reinmar von Zweter (Tannhäuser), Faust (Der feurige Engel), Zaretsky (Eugen Onegin), Cesare Angelotti (Tosca), Fünfter Jude und 1. Nazarener (Salome), Lord Rochefort (Anna Bolena), Dottor Grenvil (La traviata), Prospero Salsapariglia (Viva la mamma), Crébillon (La rondine) und Zuniga (Carmen) sowie zuletzt als Roberto (I vespri siciliani) und Roucher (Andrea Chénier) zu hören. Ausserdem sang er Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) bei den Bregenzer Festspielen, Nourabad (Les Pêcheurs de perles) an der Oper Vlaandern und in Luxemburg sowie Ombra di Nino (Semiramide) im Concertgebouw Amsterdam. Bei den Bregenzer Festspielen 2022 war er als Onkel Bonzo in Madama Butterfly und als Il capitano/L’ispettore in Umberto Giordanos Siberia zu erleben und kehrte 2023 erneut als Onkel Bonzo nach Bregenz zurück. 2024 war er zudem als Colline (La bohème) am Tokyo Metropolitan Theater und am ROHM Theatre Kyoto zu Gast.
Natalia Tanasii, Kate Pinkerton
Natalia Tanasii
Die moldawische Sopranistin Natalia Tanasii ist Gewinnerin des 2. Preises beim begehrten Wettbewerb «Neue Stimmen» und debütierte bereits auf wichtigen europäischen Bühnen wie den Salzburger Festspielen, dem Opernhaus Zürich, La Monnaie, der Hamburgischen Staatsoper und dem Teatro Real in Madrid. 2014 wurde sie Mitglied im Jungen Ensemble der Oper Oslo, wo sie Micaëla in Bieitos Carmen sang, und trat im Southbank Centre London in Brittens War Requiem unter Marin Alsop auf. 2015/16 nahm sie als Jerwood Young Artist am Glyndebourne Festival teil und war dort als Füchslein und Chocholka in Janáčeks Das schlaue Füchslein zu erleben. 2016/17 sang sie in Bieitos War Requiem an der Oper Oslo und am Teatro Arriaga in Bilbao und gab ihr Debüt als Fiordiligi (Così fan tutte). In ihrer Heimat tritt sie regelmässig in Konzerten und Rezitalen auf und wurde mit einem «National Award for Outstanding Achievement in Arts» ausgezeichnet. Von 2017 bis 2019 gehörte sie zum Internationalen Opernstudio in Zürich und sang hier u.a. Ein Sklave (Salome), Undis/Wilddrude (Ronja Räubertochter), Kate Pinkerton (Madama Butterfly), Arminda (La finta giardiniera), Sandmännchen (Hänsel und Gretel), Javotte (Manon) und die 5. Magd in Elektra. Sie gastierte ausserdem in Lissabon und sang dort Mimì in La bohème sowie im Sommer 2020 bei den Salzburger Festspielen die 5. Magd (Elektra) unter Franz Welser-Möst. Jüngst sang sie an der Staatsoper Hamburg sowie am Prager Nationaltheater die Mimì in La bohème.