Messa da Requiem

Requiem von Giuseppe Verdi

Choreografie von Christian Spuck

Von 20. Februar 2026 bis 6. April 2026

  • Dauer:
    1 Std. 30 Min. Keine Pause.
  • Sprache:
    In er Sprache.
  • Weitere Informationen:
    Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
    Koproduktion der Oper Zürich mit dem Ballett Zürich

Musikalische Leitung:
Francesco Ivan Ciampa

Francesco Ivan Ciampa

Francesco Ivan Ciampa, geboren in Avellino, Kampanien, studierte Dirigieren am Konservatorium Santa Cecilia in Rom und war Assistent von Antonio Pappano und Daniel Oren. 2010/11 gewann er den National Arts Award und den ersten Preis beim Dirigierwettbewerb des italienischen Ministeriums für Unterricht, Universitäten und Forschung. Er leitete u. a. bereits die Münchner Philharmoniker, die Filarmonica Arturo Toscanini, das Orchestra of the Royal Northern College of Music in Manchester, das Italian Youth Orchestra, das Orchester der Opéra Bastille in Paris, das Orchester der Deutschen Oper Berlin, das Santa Cecilia Orchester «I Solisti di Napoli», das Valencia Symphony Orchestra sowie i Pomeriggi Musicali. An der Opéra Bastille, am Teatro La Fenice in Venedig, am Teatro Regio in Turin sowie am Opernhaus Zürich dirigierte er «La traviata», an der Deutschen Oper Berlin «Nabucco», «Maria Stuarda» und «Madama Butterfly», an der Wiener Staatsoper «L’elisir d’amore», an der Hamburgischen Staatsoper «Manon Lescaut», «Don Pasquale» und «Turandot» sowie an der Bayerischen Staatsoper u. a. «Il trovatore», «Otello» und «Aida». Gastengagements führten ihn ausserdem u. a. an das Teatro Colón in Buenos Aires sowie nach Bilbao und Tel Aviv. Am Puccini-Festival in Torre del Lago übernahm er die musikalische Leitung von «Turandot» und «Madama Butterfly» sowie am Verdi-Festival in Parma von «Il Corsaro», «I Masnadieri» und «Nabucco». Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Bariton Leo Nucci in Piacenza sowie mit der Sopranistin Diana Damrau in Paris, Barcelona, Genua und Monaco. Von 2020 bis 2022 war Francesco Ivan Ciampa Leiter des Orchestra Filarmonica di Benevento.

Rigoletto20 / 23 / 27 Dez. 2025 / 1 / 4 Jan. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026
Choreografie und Inszenierung:
Christian Spuck

Christian Spuck

Christian Spuck stammt aus Marburg und wurde an der John Cranko Schule in Stuttgart ausgebildet. Seine tänzerische Laufbahn begann er in Jan Lauwers’ Needcompany und Anne Teresa de Keersmaekers Ensemble «Rosas». 1995 wurde er Mitglied des Stuttgarter Balletts und war von 2001 bis 2012 Hauschoreograf der Compagnie. In Stuttgart kreierte er fünfzehn Uraufführungen, darunter die Handlungsballette «Lulu. Eine Monstretragödie» nach Frank Wedekind, «Der Sandmann» und «Das Fräulein von S.» nach E.T.A. Hoffmann. Darüber hinaus hat Christian Spuck mit zahlreichen namhaften Ballettcompagnien in Europa und den USA gearbeitet. Für das Königliche Ballett Flandern entstand 2006 «The Return of Ulysses», beim Norwegischen Nationalballett Oslo wurde «Woyzeck» nach Georg Büchner uraufgeführt. Das Ballett «Die Kinder» beim Aalto Ballett Essen wurde für den Prix Benois de la Danse nominiert; das ebenfalls in Essen uraufgeführte Ballett «Leonce und Lena» nach Georg Büchner wurde von den Grands Ballets Canadiens de Montréal, dem Charlotte Ballet, USA, dem Tschechischen Nationalballett Prag und vom Stuttgarter Ballett übernommen. Die Uraufführung von «Poppea//Poppea» für Gauthier Dance am Theaterhaus Stuttgart wurde 2010 von der Zeitschrift «Dance Europe» zu den zehn erfolgreichsten Tanzproduktionen weltweit gewählt sowie mit dem deutschen Theaterpreis Der Faust 2011 und dem italienischen «Danza/Danza-Award» ausgezeichnet. Christian Spuck hat auch Opern inszeniert: Auf Glucks «Orphée et Euridice» an der Staatsoper Stuttgart folgten Verdis «Falstaff» am Staatstheater Wiesbaden sowie Berlioz’ «La damnation de Faust» und Wagners «Fliegender Holländer» an der Deutschen Oper Berlin. Von 2012 bis 2023 war Christian Spuck Direktor des Balletts Zürich. Hier schuf er die Choreografien für «Romeo und Julia», «Leonce und Lena», «Woyzeck», «Der Sandmann», «Messa da Requiem», «Nussknacker und Mausekönig», «Dornröschen» und «Monteverdi». Das 2014 in Zürich uraufgeführte Ballett «Anna Karenina» nach Lew Tolstoi wurde in Oslo, am Moskauer Stanislawski-Theater, vom Koreanischen Nationalballett und vom Bayerischen Staatsballett ins Repertoire übernommen. 2018 hatte Spucks Ballett «Winterreise» in Zürich Premiere, für das er mit dem Prix Benois de la Danse 2019 ausgezeichnet wurde. 2019 folgte beim Ballett Zürich Helmut Lachenmanns «Mädchen mit den Schwefelhölzern» (Auszeichnung als «Produktion des Jahres» und «Kompanie des Jahres» für das Ballett Zürich durch die Zeitschrift «tanz»). Für das Moskauer Bolschoitheater kreierte er 2021 das Ballett «Orlando» nach Virginia Woolf. Spucks «Messa da Requiem» wurde nicht nur zum Adelaide Festival nach Australien eingeladen, sondern auch vom Het Nationale Oper & Ballet Amsterdam und vom Finnischen Nationalballett übernommen. Seit Beginn der Saison 2023/24 ist Christian Spuck Intendant des Staatsballetts Berlin.

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Bühnenbild:
Christian Schmidt

Christian Schmidt

Christian Schmidt studierte Bühnenbild bei Erich Wonder an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. 1992 arbeitete er zum ersten Mal mit Claus Guth zusammen, woraus sich eine intensive künstlerische Partnerschaft entwickelte. Zahlreiche Inszenierungen Guths hat er mittlerweile als Bühnen- und Kostümbildner ausgestattet, darunter «Iphigénie en Tauride» und «Le nozze di Figaro» bei den Salzburger Festspielen, «Der fliegende Holländer» bei den Bayreuther Festspielen, «Fierrabras», «Radamisto», «Ariane et Barbe-Bleue», «Tristan und Isolde» und «Parsifal» am Opernhaus Zürich sowie Mozarts «Lucio Silla» bei den Wiener Festwochen. Auch durch Uraufführungen hat sich das Team einen Namen gemacht, darunter Czernowins «Pnima» und Stauds «Berenice» bei der Münchener Biennale, Ruzickas «Celan» in Dresden, Oehrings «Unsichtbar Land» in Basel und Czernowins «Heart Chamber» an der Deutschen Oper Berlin. Für Hans Neuenfels’ Inszenierungen von Zemlinskys «Der König Kandaules» an der Wiener Volksoper (1997) und «Die Entführung aus dem Serail» in Stuttgart (1998) entwarf Schmidt die preisgekrönte Ausstattung. 2003 kürte ihn die «Opernwelt» zum «Bühnenbildner des Jahres», 2005 zum «Kostümbildner des Jahres». Für das Bühnenbild zu «Simon Boccanegra» in Hamburg erhielt er 2006 den Rolf-Mares-Preis. 2010 arbeitete er erstmals mit Christof Loy zusammen («Die lustige Witwe» in Genf). Für Christian Spuck schuf er in Stuttgart das Bühnenbild zu Glucks «Orphée et Eurydice» sowie in Zürich zu «Romeo und Julia» und «Messa da Requiem». Seit 2011 arbeitet er auch mit Andreas Homoki zusammen und verantwortete mit ihm 2022-2024 den Zürcher «Ring des Nibelungen».

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Kostüme:
Emma Ryott

Emma Ryott

Emma Ryott stammt aus England und ist international als Kostüm- und Bühnenbildnerin tätig. Seit 2003 arbeitet sie mit Christian Spuck in den Bereichen Ballett und Oper zusammen. Gemeinsame Ballettprojekte waren «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern», «Winterreise», «Messa da Requiem» «Anna Karenina» und «Romeo und Julia» in Zürich, «Lulu. Eine Monstretragödie» und «Das Fräulein von S.» in Stuttgart, «Woyzeck» in Oslo und Zürich, «Leonce und Lena» in Montréal, Stuttgart, Zürich und Prag, «Der Sandmann» in Stuttgart und Zürich sowie «The Return of Ulysses» in Antwerpen. In der Oper erarbeiteten sie «Der fliegende Holländer» und «La damnation de Faust» an der Deutschen Oper Berlin, «Falstaff» in Wiesbaden und «Orfeo ed Euridice» in Stuttgart. Weitere Opernproduktionen waren «Mathis der Maler» am Theater an der Wien, «Manon Lescaut» an der English National Opera, «Otello» bei den Salzburger Festspielen, «La damnation de Faust» und «The Great Gatsby» an der Semperoper Dresden, «Marco Polo» an der Oper Guanghzou, «Das Rheingold» und «Die Walküre» beim Longborough Festival, «La bohème» beim Copenhagen Opera Festival, «Roméo et Juliette» in Malmö und beim Opernfestival Savonlinna sowie «Orfeo» an der Opéra du Rhin. Schauspielproduktionen führten sie von der Royal Shakespeare Company über Toronto und das National Theatre London bis zum Londoner West End und an den New Yorker Broadway. Für das weltweit vom ORF übertragene Neujahrskonzert 2020 der Wiener Philharmoniker gestaltete Emma Ryott die Kostüme für das Ballett. Weitere Ballettprojekte waren «Cinderella» beim Finnish National Ballet sowie Christian Spucks «Orlando» und Yuri Possokhovs «Die Möwe» am Moskauer Bolschoitheater.

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Lichtgestaltung:
Martin Gebhardt

Martin Gebhardt

Martin Gebhardt war Lichtgestalter und Beleuchtungsmeister bei John Neumeiers Hamburg Ballett. Ab 2002 arbeitete er mit Heinz Spoerli und dem Ballett Zürich zusammen. Ballettproduktionen der beiden Compagnien führten ihn an renommierte Theater in Europa, Asien und Amerika. Am Opernhaus Zürich schuf er das Lichtdesign für Inszenierungen von Jürgen Flimm, David Alden, Jan Philipp Gloger, Grischa Asagaroff, Matthias Hartmann, David Pountney, Moshe Leiser/Patrice Caurier, Damiano Michieletto und Achim Freyer. Bei den Salzburger Festspielen kreierte er die Lichtgestaltung für «La bohème» und eine Neufassung von Spoerlis «Der Tod und das Mädchen». Seit der Spielzeit 2012/13 ist Martin Gebhardt Leiter des Beleuchtungswesens am Opernhaus Zürich. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn heute mit dem Choreografen Christian Spuck (u. a. «Winterreise», «Nussknacker und Mausekönig», «Messa da Requiem», «Anna Karenina», «Woyzeck», «Der Sandmann», «Leonce und Lena», «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern»). Er war ausserdem Lichtdesigner für die Choreografen Edward Clug (u. a. «Strings»,«Le Sacre du printemps» und «Faust» in Zürich), Alexei Ratmansky, Wayne McGregor, Marco Goecke, und Douglas Lee. Mit Christoph Marthaler und Anna Viebrock arbeitete er beim Händel-Abend «Sale» und Rossinis «Il viaggio a Reims» in Zürich sowie bei «Lulu» an der Hamburgischen Staatsoper zusammen und mit Jossi Wieler und Sergio Morabito an der Oper Genf für «Les Huguenots». 2023 gestaltete er das Licht für Spucks Ballett «Bovary» beim Staatsballett Berlin und 2024 Rossinis «Tancredi» an den Bregenzer Festspielen. Ausserdem war er Lichtdesigner bei «Atonement» von Cathy Marston am Opernhaus Zürich.

Tannhäuser21 / 24 / 27 Juni / 2 / 5 / 8 / 11 Juli 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Oiseaux Rebelles12 / 18 / 23 / 25 / 31 Okt. / 1 / 9 / 13 Nov. / 2 / 5 / 6 / 9 Dez. 2025 Die Fledermaus7 / 10 / 12 / 14 / 18 / 26 / 28 / 31 Dez. 2025 / 2 / 4 / 6 / 10 Jan. 2026 Clara13 / 14 / 19 / 20 / 26 / 28 Dez. 2025 / 11 / 12 / 17 / 19 / 24 Apr. 2026 Timeframed17 / 18 / 22 / 25 / 30 Jan. / 1 / 4 / 6 / 8 / 11 / 12 Feb. 2026 Scylla et Glaucus27 / 29 / 31 März / 2 / 6 / 30 Apr. / 2 Mai 2026 The Butterfly Effect4 / 13 / 23 Apr. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026 Romeo und Julia23 / 29 / 30 Mai / 4 / 6 / 7 / 10 / 12 / 14 / 23 / 26 Juni 2026 Nachtträume20 / 25 / 28 / 30 Juni / 4 Juli 2026
Choreinstudierung:
Ernst Raffelsberger

Ernst Raffelsberger

Ernst Raffelsberger stammt aus Gmunden, Oberösterreich. Er studierte Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie Chordirigieren am Salzburger Mozarteum. Von 1983 bis 1986 war er Kapellmeister der Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit leitete er das Ensemble in Wien und auf Tourneen durch Europa, Südafrika, Kanada und die USA. Ab 1986 war Ernst Raffelsberger Chordirektor und Kapellmeister am Landestheater Salzburg (Mitwirkung bei der Salzburger Mozartwoche und den Salzburger Festspielen). 1989 wechselte er als Chordirektor und Kapellmeister an das Theater in Freiburg/Breisgau. Seit Herbst 1993 ist Ernst Raffelsberger am Opernhaus Zürich als Chordirektor engagiert. Hier hat er inzwischen ca. 150 Premieren und unzählige Wiederaufnahmen betreut und mit vielen namhaften Dirigenten wie Marco Armiliato, Riccardo Chailly, Teodor Currentzis, Christoph von Dohnányi, Sir John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta, Gianandrea Noseda und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Gastspiele mit dem Opernhaus Zürich führten ihn nach Wien, London, Paris und Tokio. Ab dem Sommer 2012 begann zusätzlich eine 10 Jahre dauernde Tätigkeit als Chordirektor der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor bei den Salzburger Festspielen. Hier kam es zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit u.a. mit Riccardo Muti, Mariss Jansons und Sir Simon Rattle. Nachdem Ernst Raffelsberger diese Arbeit mit dem Festspielsommer 2021 beendete, ist er seit 2025 auf Wunsch von Maestro Muti wieder für die Choreinstudierung zu dessen Festspielkonzerten in Salzburg verantwortlich. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren seine Arbeit in Zürich wie in Salzburg.

Manon24 / 27 Sept. / 3 / 7 / 10 Okt. 2025 Tosca28 Sept. / 2 / 8 / 11 / 15 / 19 Okt. 2025 La clemenza di Tito26 / 29 Apr. / 3 / 8 / 15 / 17 / 20 / 25 Mai 2026 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Die Fledermaus7 / 10 / 12 / 14 / 18 / 26 / 28 / 31 Dez. 2025 / 2 / 4 / 6 / 10 Jan. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026 Arabella14 / 18 / 22 / 25 / 28 Apr. 2026
Dramaturgie:
Michael Küster,

Michael Küster

Michael Küster stammt aus Deutschland. Nach dem Studium der Germanistik, Kunst- und Sprechwissenschaft an der Universität Halle war er Moderator, Autor und Sprecher bei verschiedenen Rundfunkanstalten in Deutschland. Dort präsentierte er eine Vielzahl von Klassik-Programmen und Live-Übertragungen wichtiger Konzertereignisse, u. a. aus der Metropolitan Opera New York, der Semperoper Dresden und dem Leipziger Gewandhaus. Seit 2002 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, u. a. für Regisseure wie Matthias Hartmann, David Alden, Robert Carsen, Moshe Leiser/Patrice Caurier, Damiano Michieletto, David Pountney, Johannes Schaaf und Graham Vick. Als Dramaturg des Balletts Zürich arbeitete Michael Küster seit 2012 u. a. mit Cathy Marston, Marco Goecke, Marcos Morau, Kim Brandstrup, Edward Clug, Alexei Ratmansky, William Forsythe, Jiří Kylián und Hans van Manen zusammen. Mit Christian Spuck entstanden u. a. «Winterreise» («Prix Benois de la Danse»), «Romeo und Julia», «Messa da Requiem» und «Dornröschen». An der Mailänder Scala war Michael Küster Dramaturg für Matthias Hartmanns Operninszenierungen von «Der Freischütz», «Idomeneo» und «Pique Dame».

Oiseaux Rebelles12 / 18 / 23 / 25 / 31 Okt. / 1 / 9 / 13 Nov. / 2 / 5 / 6 / 9 Dez. 2025 Clara13 / 14 / 19 / 20 / 26 / 28 Dez. 2025 / 11 / 12 / 17 / 19 / 24 Apr. 2026 Countertime5 / 7 / 14 Sept. 2025 Timeframed17 / 18 / 22 / 25 / 30 Jan. / 1 / 4 / 6 / 8 / 11 / 12 Feb. 2026 The Butterfly Effect4 / 13 / 23 Apr. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026 Romeo und Julia23 / 29 / 30 Mai / 4 / 6 / 7 / 10 / 12 / 14 / 23 / 26 Juni 2026 Nachtträume20 / 25 / 28 / 30 Juni / 4 Juli 2026
Claus Spahn

Claus Spahn

Claus Spahn war während der Intendanz von Andreas Homoki Chefdramaturg am Opernhaus Zürich. Er hat dort Musiktheaterprojekte von Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, George Benjamin, Roman Haubenstock-Ramati und Uraufführungen von Heinz Holliger, Christian Jost und Stefan Wirth betreut. Als Produktionsdramaturg hat er für die Regisseur:innen Sebastian Baumgarten, Herbert Fritsch, Jan Philipp Gloger, Tatjana Gürbaca, Andreas Homoki, Barrie Kosky, Nadja Loschky, David Marton und Evgeni Titov gearbeitet. Eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet ihn ausserdem mit dem Choreografen und ehemaligen Direktor des Balletts Zürich, Christian Spuck. Für ihn war er in Zürich stückentwickelnd an den Produktionen «Anna Karenina», «Nussknacker und Mausekönig» und «Monteverdi» beteiligt und hat Libretti für die Ballette «Orlando» nach Virginia Woolf (Uraufführung 2021 am Moskauer Bolshoi-Ballett) und «Bovary» nach Gustave Flaubert (Uraufführung 2023 am Berliner Staatsballett) geschrieben. Ausserdem ist er Librettist der Kammeroper «Der Traum von Dir» des Schweizer Komponisten Xavier Dayer, die 2017 am Opernhaus Zürich uraufgeführt wurde. Bevor er ans Opernhaus Zürich wechselte, war Claus Spahn 14 Jahre lang Feuilletonredakteur bei der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT und dort verantwortlich für das Fachressort Musik. Von 1990-1997 war er als freier Musikjournalist vor allem für die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk tätig. Claus Spahn ist in Deutschland geboren, hat in Freiburg im Breisgau klassische Gitarre studiert und eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolviert.

Rigoletto20 / 23 / 27 Dez. 2025 / 1 / 4 Jan. 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Werther14 / 19 Juni / 1 / 4 / 10 Juli 2026 Macbeth8 / 11 / 14 / 19 / 22 / 30 Nov. 2025 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026

Besetzung


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Adriana Gonzalez


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili


Sopran Federica Lombardi


Mezzosopran Zinaida Tsarenko


Tenor Iván Ayón-Rivas


Bass Giorgi Manoshvili

Adriana Gonzalez

Die französisch-guatemaltekische Sopranistin Adriana González schloss ihr Studium 2012 an der Universidad del Valle de Guatemala ab. 2019 wurde sie beim Operalia-Wettbewerb mit dem ersten Preis sowie mit dem Zarzuela-Preis ausgezeichnet. Sie war Mitglied des Atelier Lyrique de l'Opéra National de Paris und erhielt 2017 den Prix Lyrique des Cercle Carpeaux für ihre herausragende künstlerische Entwicklung. Weiter gewann sie den ersten Preis beim Otto Edelmann Wettbewerb in Wien, den zweiten Preis und Publikumspreis beim Tenor Viñas Gesangswettbewerb in Barcelona und den Teatro Real Preis in Madrid. 2017/18 war sie Mitglied des IOS am Opernhaus Zürich. Sie sang Micaëla («Carmen») in Genf, an der Oper Frankfurt, an der Niederländischen Nationaloper, an der Opéra National de Paris sowie in Toulon, Barcelona, Madrid und Lausanne, Liù («Turandot») an der Houston Grand Opera, der Opéra de Toulon, der Opéra National du Rhin sowie in Paris, Hamburg, Berlin und Dijon, Mimì («La bohème») in Barcelona und Toulon, Gräfin Almaviva («Le nozze di Figaro») an der Opéra National de Lorraine, bei den Salzburger Festspielen sowie in Luxemburg, Frankfurt und Wien sowie die Titelrolle in «Suor Angelica» in Kopenhagen. Jüngst war sie u. a. als Pamina («Die Zauberflöte») an der Staatsoper Hamburg und Antonia («Les Contes d’Hoffmann») am Opernhaus Zürich zu hören. Sie gab Liederabende mit Iñaki Encina Oyón in Frankfurt, Barcelona und Bozen und sang im Konzert jüngst Beethovens «Missa solemnis» in Tokyo unter Marek Janowski. Adriana González veröffentlichte preisgekrönte Aufnahmen mit Iñaki Encina Oyón am Klavier (2020), mit Liedern von Isaac Albéniz (2021) sowie im Duett mit Marina Viotti (2023).

Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März 2026

Federica Lombardi

Federica Lombardi studierte am Liceo Musicale Angelo Massini in Forlì. 2015/16 war sie Mitglied der Accademia di Perfezionamento per Cantanti Lirici an der Mailänder Scala und nahm 2015 am Young Singers Project der Salzburger Festspiele teil. Sie ist u. a. zweifache Gewinnerin des internationalen Gesangswettbewerbs AsLiCo in Como. Sie ist regelmässig zu Gast an den wichtigsten Opernhäusern der Welt, darunter das Royal Opera House Covent Garden, die Staatsopern in München, Berlin und Wien, die Mailänder Scala und das Teatro dell’Opera in Rom. In den USA singt sie regelmässig an der Metropolitan Opera New York und an der Lyric Opera Chicago. Ihr Repertoire der grossen Mozart-Partien erweitert sich laufend um Partien wie Amelia («Simon Boccanegra»), Desdemona («Otello»), Mimì («La bohème») sowie die Titelrollen in Verdis «Luisa Miller» und Donizettis «Anna Bolena». In jüngerer Zeit gab sie ihr Rollendebüt als Norma an der Wiener Staatsoper, kehrte als Gräfin Almaviva sowie als Fiordiligi («Così fan tutte») an die New Yorker Met zurück und debütierte mit grossem Erfolg als Elisabetta («Don Carlo») an der Deutschen Oper Berlin. Im Konzertfach sang sie u. a. Mozarts «Requiem» in Rom und Beethovens 9. Sinfonie in Neapel und Venedig. Aufführungen des «Verdi-Requiems» von Christian Spuck führten sie nach Amsterdam, Zürich und ans Verdi-Festival in Parma. Ihre Diskografie umfasst eine Einspielung als Desdemona unter Antonio Pappano und neben Jonas Kaufmann für Sony Classical. 2022 sang sie Mimì in der Verfilmung von Puccinis «La bohème», einer Produktion der Rai Cultura in Zusammenarbeit mit der Römischen Oper. 2019 wurde sie mit dem Franco Abbiati-Preis ausgezeichnet.

Messa da Requiem6 Apr. 2026

Zinaida Tsarenko

Die Mezzosopranistin Zinaida Tsarenko wurde im russischen Chabarowsk geboren. 2020 schloss sie ihr Studium am Konservatorium von St. Petersburg ab und wurde im Jahr darauf Mitglied im Atkins Young Artists Program am Mariinski-Theater. 2022 gab sie dort ihr Debüt als Olga in einer Kammerversion von «Jewgeni Onegin» und trat dem Ensemble 2024 als Solistin bei. Sie sang dort Partien wie Marina Mnischek («Boris Godunow»), die Titelpartie in Mussorgskis «Salammbô», Marfa («Chowanschtschina»), Jeanne d’Arc (Tschaikowskis «Die Jungfrau von Orléans»), Polina («Pique Dame») und Prinzessin Clarisse («Die Liebe zu den drei Orangen») sowie im italienischen Repertoire Rollen wie Fenena («Nabucco»), Emilia («Otello»), Prinzessin Eboli («Don Carlo») und Amneris («Aida»). 2024 debütierte sie am Moskauer Bolschoi-Theater als Kontschakowna (Borodins «Fürst Igor») und kehrte jüngst als Prinzessin Eboli dorthin zurück. Ausserdem war sie u. a. als Fürstin von Bouillon («Adriana Lecouvreur»), Brangäne («Tristan und Isolde»), Dalia («Samson et Dalila») sowie im Konzert mit Mahlers 2. und 3. Sinfonie, den Kantaten «Alexander Newski» (Prokofjew) und «Arianna a Naxos» (Haydn) sowie mit Wagners «Wesendonck»-Liedern zu hören. Zinaida Tsarenko gewann mehrere internationale Gesangswettbewerbe, darunter 2021 die Elena Obraztsova International Competition of Young Opera Singers und 2023 den Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb.

Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026

Iván Ayón-Rivas

Der Tenor Iván Ayón Rivas wurde in Piura (Peru) ge­bo­ren. Er studierte zunächst an der Nationalen Musikuniversität Perus und später bei Juan Diego Flórez und Ro­ber­to Sèrvile. Meh­re­re Wett­be­werbs­prei­se führ­ten 2016 zu ers­ten En­ga­ge­ments an un­ter­schied­li­chen in­ter­na­tio­na­le Büh­nen, u. a. am Teatro La Fenice in Ve­ne­dig und am Teatro Regio in Tu­rin, wo er zur Sai­son­er­öff­nung 2016/17 Ro­dol­fo («La bohème») sang. 2021 de­bü­tier­te er an der Mai­län­der Scala, 2023 an der Wie­ner Staats­oper. Zu seinem Repertoire gehören ausserdem u. a. Alfredo in «La traviata», Fen­ton in «Falstaff», die Ti­tel­par­tien in «Faust» und «Les Contes d’Hoffmann», Ne­mo­ri­no in «L’elisir d’amore» so­wie Te­bal­do in «I Capuleti e i Montecchi». Er erhielt Einladungen an Häuser wie das Teatro dell’Opera di Roma, Teatro Massimo in Pa­ler­mo und an das Teatro Real in Ma­drid sowie zum Fes­ti­val di Ma­ce­ra­ta, Maggio Musicale Fio­ren­ti­no und nach Stutt­gart, Brüs­sel, Pa­ris und Va­len­cia. 2021 gewann er den ersten Preis sowie mehrere Sonderpreise bei den Operalia Awards. In jüngerer Zeit sang er den Herzog in «Rigoletto» am La Fenice und konzertant bei den Tiroler Festspielen Erl, die Titelpartie in Gounods «Faust» am Teatro Massimo di Palermo und im Palau de les Arts in Valencia, einen Ravel- und Puccini-Doppelabend in Valencia, Alfredo in Madrid und Fenton an der Wiener Staatsoper.

Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026

Giorgi Manoshvili

Der georgische Bass Giorgi Manoshvili studierte am Staatlichen Konservatorium in Tiflis und startete seine internationale Karriere mit Auftritten im Maison de l’Unesco in Paris, der Berliner Philharmonie, dem Londoner Barbican Centre, dem Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, dem taiwanesischen National Taichung Theater sowie beim Port River Festival in Dublin. Sein erfolgreiches Italiendebüt gab er 2021 als Lord Sidney («Il viaggio a Reims») beim Rossini Opera Festival in Pesaro. Gastengagements führen ihn seitdem regelmässig dorthin zurück, sowie an das Teatro dell’Opera di Roma, Teatro di San Carlo in Neapel, Teatro Massimo di Palermo und in die Arena di Verona. Er sang Angelotti («Tosca») an der Opéra de Monte-Carlo, Fürst Gremin («Jewgeni Onegin») in Palermo, Un frate («Don Carlo») in Neapel, Mussorgskis «Una notte sul Monte Calvo» an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia und Colline in einer Fernsehproduktion von «La bohème» in Rom. Beim Wexford Opera Festival verkörperte er Caliban in Halévys «La tempesta» und Kouragine in Camille Erlangers Oper «L’Aube rouge» sowie im Konzert u. a. Verdis «Messa da Requiem» unter Daniel Harding in Rom und auf Tournee in Granada und Sevilla. Jüngste Engagements umfassen «Tosca» in Rom, Mustafà («L’italiana in Algeri») beim Rossini Opera Festival, Sir Giorgio («I puritani») bei den Tiroler Festspielen Erl, Lord Sidney an der Oper Leipzig, Vier Bösewichte in «Les Contes d’Hoffmann» am Litauischen Nationaltheater in Vilnius, Assur («Semiramide») an der Opéra de Rouen und am Théâtre des Champs-Elysées, Escamillo («Carmen») und Il Re («Aida») in der Arena di Verona sowie sein Debüt neben Cecilia Bartoli in Salzburg.

Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026
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Kurzgefasst

Giuseppe Verdis «Messa da Requiem» gehört zu den populärsten Stücken des Konzertrepertoires. In einer aufsehenerregenden Koproduktion von Oper und Ballett Zürich hat Christian Spuck das oratorische Werk 2016 für vier Solostimmen, Chor und Orchester als Kombination aus Tanz, abstrakter Szene, Raum und Licht auf die Bühne gebracht. In seiner international gefeierten Inszenierung nimmt Spuck die menschliche Kreatur im Angesicht des Todes in den Blick und begibt sich auf eine feinfühlige Spurensuche nach dem Woher und dem Wohin des Menschen zwischen furchterregender Todesnähe, Vereinsamung, solidarischer Gemeinschaft und Trauerverarbeitung. Dabei setzt er den grossen Chor und das Solo-Quartett mit einer behutsamen Bewegungsregie in Beziehung zu den wandlungsfähigen Tänzer:innen.

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Trailer «Messa da Requiem»


Bilder «Messa da Requiem»


Zitat

«Verdis Requiem getanzt – eine Sternstunde im Zürcher Opernhaus»

SRF zur Premiere im Dezember 2016


Bilder aus den Proben


Gut zu wissen

Wir können mit dem Tod nicht leben

Früher wartete nach dem Tod die metaphysische Ewigkeit auf den Menschen. Im Zeitalter der aufgeklärten Moderne aber ist er mit sich und seiner Endlichkeit allein. Welcher Trost bleibt dann?

Mit dem Tod können wir nicht leben. Wir sind Kinder der Moderne, und über diese heisst es zu Recht, dass sie ihre Sterblichkeit verdrängen, verleugnen und vergessen müssen. Der Tod ist ihnen so fremd, wie ihnen nur etwas fremd sein kann. Sie tun alles, um ihm ein Schnippchen zu schlagen. Sie laufen vor ihm davon und machen sich aus dem Staub. Früheden religiösen Weltbildern, besass der Tod noch einen unverrückbaren symbolischen Ort. Er war Teil des Absoluten – der Tod war bedeutsam, er war grösser als der Mensch.

Im Denken und Fühlen der Moderne ist für diese Vorstellung kein Platz mehr. Das nachreligiöse Bewusstsein ist mit sich und seiner Endlichkeit allein, es gibt darin kein metaphysisches Drittes, keine göttliche Ewigkeit, die Leben und Tod sinnstiftend überwölbt. Der aufgeklärte Tod ist nur noch der eigene, radikal subjektive – ein natürliches Übel und nichts sonst. Mit anderen Worten: In der Moderne hat der Tod keine Verbindung zu einem kosmischen Absoluten, er ist nicht mehr «draussen», er ist nun «drinnen», ein Vorkommnis im banalen Lauf der Welt. In dem Stück Sieben Türen. Bagatellen von Botho Strauss grüsst eine Figur den verdrängten Tod wie einen alten Bekannten und ist doch tödlich enttäuscht. Der Tod ist nicht mehr der «grosse Tod» der abendländischen Metaphysik; er ist ein moderner Zeitgenosse, ein unscheinbares «Männlein» und «unendlich durchschnittlich», so zeigt ihn Strauss in Sieben Türen. Wer in der Moderne stirbt, der ist wirklich tot.

Die grossen Aufklärer, zum Beispiel Gotthold Ephraim Lessing oder das philosophische Genie Immanuel Kant, machten sich keine Illusionen darüber, dass ihre Religionskritik das Problem des Todes nicht zum Verschwinden bringt, sondern vielmehr noch verschärft. Wenn der Tod seinen metaphysischen Ort in einem Grossen und Ganzen verliert und nicht länger durch eine religiöse Erzählung gebannt wird, dann vagabundiert die Angstdurch unser Bewusstsein und tritt die Herrschaft über die Gedanken an. Der aufgeklärte Tod wird zum Dämon der Lebendigen, und uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn in säkularer Einsamkeit stoisch zu ertragen. «Die Faktizitäten von Krankheit und Tod», so schreibt der Philosoph Jürgen Habermas ernüchtert, können nicht «hinweginterpretiert», sie können nur ins Bewusstsein gehoben und «prinzipiell trostlos» ausgehalten werden. Dasselbe, so müsste man ergänzen, gilt für das unerträgliche Dazwischen, für die Zeit zwischen Nicht-Mehr-­Leben und Noch-­Nicht­-Sterben-­Können. Es gilt für das langsame Schwinden des Bewusstseins, für Verdämmern und Siechtum, überhaupt für den Verlust von Selbstbestimmung und Autonomie.

Und doch wäre es hilflos und ungerecht, allein die (historisch unvermeidliche) Religionskritik für die Angst vor dem Tod verantwortlich zu machen. Es ist nämlich die Logik der modernen Gesellschaft selbst, die Sterben und Tod zum Skandal macht. Die moderne Gesellschaft ist eine einzige Vorwärtsbewegung, sie ist vernarrt in ihre Rationalität, sie rast nach vorn und lebt von der progressiven Entfesselung ihrer kinetischen Energien. Nichts also ist ihr unheimlicher als der Einbruch der Endlichkeit in die Unendlichkeit ihrer göttlichen Vernunft, nichts provoziert die Moderne mehr als die absolute Negativität am hellen Morgen der Zukunft.

Die Nützlichkeitsmoderne kann den Tod nicht gebrauchen, er wirkt auf sie wie ein Angriff der Natur auf ihr edelstes Geschöpf. Schon Goethe hatte erkannt, wie schwer es dem modernen Vernunftglauben fällt, dem Tod ins Gesicht zu sehen und ihm in Würde standzuhalten. In einer berühmten Szene in seinem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795) beschreibt er, wie herzlos die Turmgesellschaft mit dem Tod von Mignon und dem Harfner verfährt. Diese beiden Gestalten ragten wie Widergänger einer längst versunkenen Vergangenheit in die Gegenwart des Romans, und mit ihren «unvernünftigen» romantischen Leidenschaften konnte die kühl kalkulierende Turmgesellschaft nichts mehr anfangen. Im «Saal der Vergangenheit» werden die Toten abgelegt und die Erinnerung an sie mumifiziert. Gedächtnis ist hier aktives Vergessen; die Modernen befreien sich nicht nur vom Andenken an zwei Menschen. Sie befreien sich von einem Ärgernis des Lebens: Sie befreien sich vom Tod.

Inzwischen mehren sich allerdings die Stimmen, die lebhaft der Behauptung widersprechen, die Moderne sei eine Meisterin der Verdrängung. Die Verdrängungsthese entspringe dem typischen Selbsthass der Moderne, deren Insassen nur dann glücklich seien, wenn sie sich selbst verachteten. Den Einwand muss man ernst nehmen. In der Tat gibt es auf dem Feld der Kunst eine «neue Sichtbarkeit des Todes» (so die Kulturwissenschaftler Kristin Marek und Thomas Macho), es gibt hochreflektierte Versuche von Künstlern, das existentiell Verdrängte in den öffentlichen Raum zurückzuholen.

Und noch stärker ins Auge fällt die «neue Sichtbarkeit des Todes» in den Bildwelten des Internets. Selbstgestaltete Webseiten versammeln Zeugnisse und Erinnerungen an die Verstorbenen, und auf digitalen Grabstätten «leben» sie mit Hilfe von Fotos und Videos im Gedächtnis der Angehörigen weiter. Mit rühren­der Trauer werden sie in die Gegenwart zurückgeholt, als seien sie nie gestorben und noch immer mitten unter uns.

Es stimmt schon, dass die neue Sichtbarkeit des Todes auf einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft verweist und eine positive Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung dokumentiert. Und doch gibt dieser Bewusstseinswandel, der sich vor allem im Internet zeigt, keine Auskunft darüber, ob er die Kraft hat, der säkularen Verdrängung ein Ende zu be­reiten und gleichsam als Religionsersatz die Angst vor dem Tod zu mildern. Wer vermöchte schon zu sagen, ob die neuen Trauerrituale, also die virtuelle Anwesenheit der Verstorbenen auf den Bildschirmen der Angehörigen, deren realen Verlust nicht noch schmerzhafter macht?

Wer die Trauerbekundungen auf digitalen Erinnerungsseiten liest oder jene Rituale betrachtet, mit denen die Toten auf dezidiert nicht­kirchlichen Beerdigungen zur letzten Ruhe geleitet werden, der stösst immer wieder auf eine gleichlautende tröstende Formel: Der Tod, so heisst es, sei ein natürlicher Bestandteil der Evolution, er sei die unhintergehbare Konsequenz physikalisch vergehender Zeit. Der Verstorbene verlässt die Erde und taucht wieder ein in den Fluss der natürlichen Zeit.

Nicht zufällig erinnert die Anrufung von «Natur» und «Zeit» an die vorchristliche Antike. Der römische Dichter Lukrez zum Beispiel beruhigte sich mit dem Gedanken, dass niemand Anstoss daran nehme, vor seiner Geburt nicht auf der Welt gewesen zu sein; kein Mensch beklage sich über die lange Periode seiner vorgeburtlichen Nicht-Existenz. Lukrez folgerte daraus: Wenn niemand die Zeit vermisst, die er früher nicht gelebt hat, dann müsse man auch vor dem natürlichen Tod keine Angst haben – die Zeit, die nach dem Leben kommt, ist nichts anderes als das Spiegelbild jener Unendlichkeit, die unserem Leben voraus liegt. Wir kommen aus der Zeit, und wir gehen in sie zurück. Im Übrigen spüre man im Augenblick des Todes den Verlust des Lebens gar nicht mehr. Im Tod stirbt naturgemäss auch das empfindsame Subjekt, das grundlos vor ihm Angst hatte.

Es fragt sich, ob die Versicherung, der Tod sei nur eine übliche Erscheinungsart der Natur, die Untröstlichen wirklich tröstet. Erleichtert die naturalistische Auskunft, unser Leben sei ein blosses Intermezzo im kosmischen Spiel der Evolution – erleichtert sie tatsächlich den Ab­schied von der Welt? Mildert sie die Trauer beim Tod eines nahestehenden Menschen? Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel glaubt das nicht. Zwar könne kein vernünftiger Mensch bestreiten, dass Sterben und Tod Teil der Evolution seien, doch der Verweis auf die objektive Macht der Natur erfasse bloss die biologische Aussenperspektive, die mit dem inneren Selbsterleben der Menschen nicht verwechselt werden dürfe. Menschen, so Nagel, erleben sich nicht als Teil der Evolution, sie fürchten sich auch nicht vor dem Zustand des Totseins, sie fürchten sich vor dem Verlust des Lebens und dem Ende der Erfahrung. «Der Tod nimmt uns etwas Wünschenswertes», und über diesen Verlust könne uns kein Naturalismus hinweghelfen. Der Trost, dass der Mensch sterblich und der Tod ein Bestandteil der Evolution ist – dieser Trost ist trübe. Verlust und Trauer lassen sich nicht naturalisieren.

Thomas Nagels Unterscheidungen sind hilfreich. Wenn es stimmt, dass der Verweis auf die Natürlichkeit des Todes («alle Menschen müssen sterben») uns nicht zu trösten vermag, weil er unserem inneren Selbsterleben widerspricht, dann muss man sagen: Der Tod ist ein Doppelwesen. Er ist Teil der Natur – und gleichzeitig Teil der Gesellschaft, ein Teil ihrer Kultur.

Das muss man erklären. Der Umstand, dass Sterben und Tod natürlich sind, ist eine unsterbliche Trivialität. Aber warum ist das Verstehen des Todes zu­gleich gesellschaftlich? Die Antwort klingt paradox: Weil der Tod vollkommen unverständlich ist und jeder Versuch, ihn in Worte zu fassen, scheitern muss. Der Tod bleibt unvorstellbar, er entzieht sich jeder Beschreibung und jeder Repräsentation; niemand vermag über ihn zu sprechen, denn in dem Moment, in dem man es könnte, ist man ja schon tot. Anders gesagt: Das Unausdenkbare des Todes lässt sich nur in einer sprachlosen Sprache umkreisen, in den Klang­ und Bilderwelten von Musik und Literatur, von Kunst und Religion, kurz: in den Vorstellungswelten, die wir im kulturell Imaginären der Gesellschaft immer schon vorfinden. Entscheidend ist darum weniger, dass der Tod in der Gesellschaft sichtbar ist; entscheidend ist, wie er sichtbar ist: Je reicher der kulturelle Bilderschatz, desto artikulierter ist unsere Auseinandersetzung mit dem Un­ausdenkbaren. Gewiss können kulturelle Bilder eine existenzielle Angst nicht be­seitigen. Aber sie alphabetisieren den Schmerz, sie machen ihn «namhaft» und identifizieren ihn.

Damit soll nicht behauptet werden, die Wahrnehmung des Todes geschehe einzig und allein in der kulturellen Wahrnehmung, im Ätherreich von Metaphern, Weltbildern und Vorstellungen. Nein, sie entsteht zugleich in der harten Realität einer arbeitsteiligen Gesellschaft, denn sie ist es, die unser praktisches Verhältnis zur Zeit und zur Vergänglichkeit organisiert. Heute, so lautet der weithin unstrittige Befund, leben wir in einer Optionsgesellschaft, in der sich zwischen Gegenwart und Zukunft nicht mehr scharf trennen lässt. Immer stärker fliessen die «Zeitzonen» ineinander, die Gegenwart ist nicht mehr nur Gegenwart, sie ist zugleich der Optionsraum der Zukunft, und das heisst: Die Zukunft ist immer schon an­wesend und muss in ihren Chancen und Gefahren ständig antizipiert, sondiert, kalkuliert und stabilisiert werden. Was muss ich heute tun, damit meine Gegen­wart in der Zukunft noch dieselbe ist wie in der Vergangenheit?

Das klingt harmlos, aber es verändert unser Zeitempfinden gegenüber früheren Generationen tiefgreifend. Goethe hatte der heraufziehenden Nützlichkeitsmoderne die Rechnung aufgemacht und nannte sie «Zeit der Einseitigkeit»; gleich­wohl aber waren für ihn die Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft klar gezogen. Das lässt sich von der Digitalmoderne nicht mehr behaupten. Wir empfinden die Gegenwart nicht als ein abgeschlossenes Hier und Jetzt; wir empfinden sie als Möglichkeitsraum, als zeitlosen Konjunktiv und Vor-­Fall des Künftigen in die «Fülle des Augenblicks». Es ist wie an der Börse: Die Gegenwart verwandelt sich in das spekulative Noch­-Nicht der Zukunft. Das Präsens des Lebens wird flüssig – im schlimmsten Fall wird das Da­-Sein als existenzielle Intensität gar nicht mehr empfunden, geschweige denn gelebt.

Es liegt auf der Hand, dass sich damit unser Verhältnis zu Zeit und Frist noch einmal verändert: Wer das Gefühl hat, die Gegenwart sei nichts anderes als eine Übergangspassage in die Zukunft, für den radikalisiert sich die Frage nach Tod und Endlichkeit. Und je abstrakter und körperloser unsere Arbeit, desto stärker wird das Gefühl, gar nicht richtig gelebt zu haben, und der biblische Satz, man sterbe «alt und lebenssatt», klingt dann seltsam anachronistisch. Der Tod ist nicht mehr der Endpunkt eines erfüllten Lebens. Er ist ein Optionenkiller, der jäh und ungerecht in den Möglichkeitsraum der Gegenwart einfällt.

Ist es Zufall, dass das Evangelium des Transhumanismus so erstaunlich viel Anklang findet? Jene Erlösungsbotschaft, die von den Utopiemanufakturen des Silicon Valley unters Volk gebracht wird und verspricht, das Leiden an der Zeit zu beenden? Der Transhumanismus arbeitet an der Unsterblichkeit und predigt den Sterblichen: Vergesst Euren analogen Körper, er ist eine Fehlkonstruktion der Schöpfung. Was vom Menschen bleibt, sei allein sein unvergänglicher Geist. In naher Zukunft schon werde man den Geist aus unseren Hirnen per Upload in einen Roboter hochladen, so dass wir in einer menschlichen Maschine alterslos weiter­leben bis in alle Ewigkeit, glücklich wie am ersten Schöpfungstag. Die Science­-Fiction­-Science der Transhumanisten organisiert die Flucht aus der Endlichkeit und beweist damit nur, dass der Tod in der Moderne genau die Gewalt ist, die er immer schon war. Wenn nicht alles täuscht, dann besteht der einzige Trost nun darin, diese Trostlosigkeit immer wieder neu und immer wieder anders ins Bewusstsein zu heben – mit Hilfe jener Bilder, Metaphern und Melodien, die Künstler, Schriftsteller und Musiker in Einsamkeit und Freiheit der menschlichen Endlichkeit abgerungen haben.

Ein Text von Thomas Assheuer.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 44, Dezember 2016.
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Die Hoffnung sind wir selbst

Christian Spuck inszenierte Giuseppe Verdis «Messa da Requiem» als szenische Gemeinschaftsproduktion von Oper und Ballett. Ein Gespräch mit dem Regisseur und Choreografen vor der Premiere 2016 über die Chancen und Gefahren, ein grossformatiges Oratorium auf die Opernbühne zu bringen.

Christian, unsere Requiem-Aufführung ist ein Gemeinschaftsprojekt von Oper und Ballett Zürich. Wie kam es dazu?
In einer Umfrage unseres Opernhaus-­Magazins zum 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi habe ich erzählt, dass das Requiem für mich persönlich zu den berührendsten Werken gehört, die ich kenne, und es mich reizen würde, das einmal choreografisch auf die Bühne zu bringen. Kurze Zeit später stand Andreas Homoki in meinem Büro und sagte: «Das müssen wir unbedingt machen!»

Woher rührt denn deine persönliche Beziehung zu dem Stück?
Ich habe das Verdi-Requiem zum ersten Mal als 17-­Jähriger im Radio gehört und fand es sofort so faszinierend, dass ich es mit meinem Kassettenrecorder aufgenommen habe. Es war die legendäre Toscanini­-Aufnahme. Ich musste damals ein Referat über Franz Kafka schreiben, sass nächtelang daran und liess im Hintergrund immer diese Requiem-­Musik laufen. Ohne sie ging nichts voran. Das war eine sehr subjektive erste Begegnung mit dem Stück in einer hochemotionalen Lebensphase. Auch wenn meine Auseinandersetzung mit dem Werk heute viel tiefer geht, spüre ich immer noch diese ganz persönliche Verbindung.

Welche Relevanz hat der religiöse Hintergrund des Werks für dich?
Es geht im Requiem ganz allgemein um die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod. Um die grossen Fragen: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? In der Reflexion über die Endlichkeit des Daseins sind wir mit uns selbst konfrontiert. Der Mensch blickt auf sich selbst im Angesicht des Todes, und ich glaube, in diesem Sinne hat der kirchenkritische Verdi sein Requiem auch komponiert. Er verwendet zwar den lateinischen Text aus der katholischen Liturgie, aber seine Totenmesse hat weltlichen Charakter und ist keine heilige Messe im kirchlichen Sinne. Sein Requiem wird ja auch traditionell mehr im Konzertsaal als in der Kirche aufgeführt. Das ist kein Zufall. Es zielt vielmehr auf das allgemein Menschliche als auf die konkrete religiöse Botschaft des Textes.

Was sagt dir dann der Text?
Ich finde ihn sehr problematisch, denn er formuliert im Grunde eine einzige grosse Drohgebärde: Der Mensch wird am Tag des Jüngsten Gerichtes vor den strafenden Gott und Richter geführt, der das Buch der Sünden aufschlägt und ihn entweder in den Himmel aufnimmt oder in die Verdammnis der Hölle schickt. Der Mensch tritt immerzu als angstzitterndes Wesen auf, das um Gnade fleht und sich nach Erlösung sehnt. Das Drohen mit dem Zorn Gottes, dem Dies irae, war ein probates Machtinstrument der katholischen Kirche. Aber darum ging es Verdi überhaupt nicht. Die Musik spiegelt das auch nicht wieder, in ihr geht es nicht in erster Linie um Angst. Sie erzählt von zarten Momenten der Trostsuche, des Loslassens, der menschlichen Gemeinschaft und der Hoffnung im Augenblick grössten Schmerzes. Das Lacrimosa zum Beispiel mit seiner wunderschönen, weit ausgreifenden Melodie ist für mein Empfinden wirkliche Trauerverarbeitung.

Aber das Dies irae besitzt schon alttestamentarische Wucht.
Klar, das ist sehr theatralisch. Da spürt man, dass Verdi Opernkomponist war. Die Musik ist unglaublich effektvoll. Aber ich empfinde sie nicht als angsteinflössend im Sinne des Textes. Für mich ist es eher der Schrecken des Todes selbst, seine Unerbittlichkeit, der in der Musik zum Ausdruck kommt.

Kann man also sagen, dass du in deiner Bühnenversion des Requiems nicht den katholischen Messtext, sondern die Musik interpretierst?
Absolut! Das ist für mich ganz klar. Wenn wir eine neue Szene proben, lese ich immer noch einmal den Text in der Hoffnung, darin etwas zu entdecken, das ich als Motivation in das Geschehen auf der Bühne einbringen kann. Aber das Werk erschliesst sich mir immer wieder rein durch die Musik.

Was prädestiniert das Verdi-Requiem für eine szenische Umsetzung?
Die Musik braucht keine Visualisierung, sie kann vollkommen für sich stehen. Deshalb habe ich mich ständig gefragt: Ist das richtig, was wir hier machen? Woraus kann ich eine Notwendigkeit dafür ableiten? Werden wir der Musik gerecht?

Was ist die grösste Gefahr bei einer Visualisierung?
Dass man anfängt, Geschichten zu erzählen. Dass man Menschen zeigt, die am Grab stehen oder ähnliches. Jeder Versuch, Gesten mit narrativer Bedeutung aufzuladen, geht in die falsche Richtung. Das macht die Aussage des Werks kleiner und endet ganz schnell beim Kitsch. Der Weg zu einer szenischen Realisierung führt nur über die Abstraktion. Mein Wunsch ist es, sechzehn grosse Tableaux zu entwickeln, die auf die Musik reagieren, ihr etwas Eigenes hinzufügen, szenische Kraft besitzen und den Betrachter die Musik anders hören lassen.

Schliesst die Abstraktion auch Emotionen aus?
Nein, natürlich nicht. Selbstverständlich will ich die starke Emotionalität, die der Musik innewohnt, auf die Bühne bringen. Und die vermittelt sich durch die Akteure – durch die Tänzer, durch die Sängersolisten, durch den Chor, durch die Orchestermusiker. Ganz wichtig dabei ist für mich, dass alle, die auf der Bühne stehen, keine Rolle spielen, sondern Menschen sind und sie selbst. Das ist ein zentrales Thema in allen Proben: Jeder ist er selbst. Die Emotionalität der Musik geht durch jeden Einzelnen hindurch in seiner ganzen künstlerischen Individualität. Das gilt für die Tänzer ebenso wie für die Sänger. Tanz und Gesang sind ja durch­aus ähnlich in ihrer Ausdrucksart: Sie bewegen sich jenseits von Text und Bedeutung. Es sind abstrakte Sprachen, die viel mehr erzählen, als sich mit Worten ausdrücken lässt. Das Schöne am Gesang und am Tanz ist die Vieldeutigkeit, und die ist mir bei meiner Requiem-­Inszenierung wichtig. Ich will, dass der Zuschauer selbst in den Bildern liest, was er darin lesen möchte.

Ist es nicht insbesondere für die Sänger schwer, «nichts» zu spielen?
Ja, das ist so, denn sie sind es gewohnt, immer in Rollen zu denken und für jede Geste und jeden Gang nach einer schauspielerischen Motivation zu suchen. Mir geht es aber gerade darum, dass sie beispielsweise keine konkreten Trauerszenen darstellen. Darüber haben wir zu Beginn der Probenzeit viel geredet, und inzwischen kommen sie einer emotionalen Authentizität, wie sie mir vorschwebt, schon viel näher. Die Tänzer haben es da einfacher, weil wir das Bewegungsmaterial immer erst abstrakt entwickeln. Erst, wenn es dann darum geht, Figuren zu ent­wickeln, nutzen wir das Material, um Charaktere zu formen. Deshalb tun sich Tänzer leichter damit, auf der Bühne einfach nur da zu sein und die Emotionen so mitzuteilen, wie sie sie selbst empfinden.

Du versuchst in dieser Produktion eine szenische Kombination aus Sängern, Tänzern und einem grossen Chor. Welche künstlerische Energie lässt sich aus dieser Konstellation gewinnen?
Der Wunsch, Tanz und Gesang zu verschränken, ist eigentlich immer zum Scheitern verurteilt. Man kann es versuchen, aber eine wirkliche Verschmelzung wird es nie geben, denn das würde bedeuten, dass der Sänger tanzt und der Tänzer singt. In meiner Choreografie berühren sich Sänger und Tänzer manchmal oder geben sich gegenseitig gestische Impulse, viel weiter kann ich in meiner abstrakten Lesart kaum gehen. Aber trotzdem passiert in den Proben sehr viel zwischen den sonst immer getrennten Abteilungen. Chor, Sängersolisten und Tänzer inspirieren sich gegenseitig, geben sich Energie, zollen einander Respekt, der sich in szenischer Spannung niederschlägt. Das empfinde ich als etwas sehr Schönes. Als der Chor zum ersten Mal in der Probe im äussersten Pianissimo die Anfangstakte des Requiems zu singen begann, waren die Tänzer völlig ergriffen davon, und umgekehrt übertrug sich die Konzentration in den Bewegungen der Tänzer auf den nur still dastehenden Chor. Dass sich eine gemeinsame künstlerische Energie entwickelt, ein Kontakt, ein Gemeinschaftsgefühl. Man spürt, wie alle füreinander da sind. Mir macht es viel Spass, mit dem Chor zu arbeiten. Er hat eine Zwischenfunktion, weil er singt, aber doch spielerisch aktiver ist als die Solisten. Er kann als anony­me Masse auftreten aber eben auch als eine grosse Gruppe von Individuen. Der Chor hat einen tollen Umgang mit der Abstraktion, nach der ich suche.

Wie hast du die Arbeit an deiner Inszenierung begonnen?
Ich bin in den Ballettsaal gegangen, habe mir einzelne Musikteile herausgesucht und einfach angefangen zu choreografieren. Dann haben wir das Erarbeitete liegen gelassen, wieder hervorgeholt und die Musik zu den Bewegungen gewechselt oder umgekehrt. Den Pas de trois am Anfang des Quid sum miser haben wir oft umgestellt und immer wieder anders gedacht. Es war ein ständiger Prozess des Suchens, der Annäherung und des Verwerfens. Ich habe bei dieser Produktion mehr Zweifel zugelassen als sonst, und ich bewahre mir mit den Tänzern die Freiheit, mich nicht endgültig festzulegen. Jetzt sind die Sängersolisten und der Chor hinzu gekommen, und wir suchen gemeinsam immer noch weiter.

Die gesamte Ballett-Compagnie ist im Requiem besetzt, und viele Tänzer sind mit solistischen Aufgaben betraut. Was hat dich dazu bewogen?
Ich wollte die ganze Compagnie an dieser Produktion beteiligen, weil sie so viele unterschiedliche Persönlichkeiten und Temperamente vereint. Jede Tänzerin und jeder Tänzer ist in der Lage, Verdis Musik auf eine ganz persönliche Weise zum Ausdruck zu bringen, und das wollte ich für die Produktion nutzen.

In welchem Raum ist eine szenische Aufführung des Requiems denkbar?
Christian Schmidt, unser Bühnenbildner, hat einen grossen, geschlossenen, dunklen, leeren Raum entworfen. Über der Decke tut sich kein Himmel auf und unter dem Boden keine Hölle. Die Menschen darin sind auf sich selbst zurückgeworfen. Es gibt schwarzen Schnee, der wie Asche wirkt, und wenig Licht. Irgendetwas Furchtbares scheint passiert zu sein, etwas, das alle gemeinsam betrifft und jeden Einzelnen für sich. Was das genau ist, spielt keine Rolle. Da wir es mit einem Requiem zu tun haben, kann man davon ausgehen, dass ein Verlust zu beklagen ist oder eine Begegnung mit dem Tod stattgefunden hat. Mehr wissen wir nicht.

Hält Verdis Totenmesse Trost für den Menschen bereit?
Nach den Schrecken des Dies irae wird das Stück ja wahrnehmbar ruhiger und schlägt auch berührend lyrische Töne an. Aber das Dies irae kehrt immer wieder zurück und entfaltet im abschliessenden Libera me noch einmal seine volle Wucht. Wir wissen ja, dass dieses Libera me der Urkern des gesamten Requiems ist. Verdi hat es als erstes komponiert und aus ihm dann die anderen Teile entstehen lassen. Insbesondere die Schlussfuge steht merkwürdig quer zu den vorherigen Teilen. In der Tonart und wie sie komponiert wurde, hat sie etwas sehr Lebensbejahendes und Diesseitiges und kennt kein Ausgreifen in religiöse Höhen. Ganz am Schluss aber erklingt noch einmal der Sopran mit einer flehenden Geste. Mit ihm kehrt das Dunkle, Traurige und Einsame wieder zurück.

Am Ende steht also ein Zeichen der Hoffnung?
Ich werde vielleicht kein Hoffnungszeichen inszenieren. Aber die Tatsache, dass da Menschen artikulieren, was sie im Innersten bewegt, ist natürlich ein enormes Hoffnungszeichen. Es gibt keinen anderen Grund für Hoffnung als uns selbst.


Das Gespräch führten Michael Küster und Claus Spahn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 44, Dezember 2016.
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Auf dem Pult

Die Solo-Paukerin Renata Walczyna und der Solo-Schlagzeuger Dominic Herrmann über ihre Stelle im «Dies irae» von Giuseppe Verdis «Requiem».

Es gibt Stellen, von denen träumt man als Paukerin oder Schlagzeuger, sie eines Tages spielen zu dürfen. So stehen wir besonders bei Bruckner-Sinfonien, in Schostakowitschs 10. und 11. Sinfonie oder in Strawinskys Le Sacre du printemps im Vordergrund, aber eben auch im «Dies irae» in Verdis Requiem: Dreimal erklingt eine sehr prägnante Stelle zwischen Pauke und grosser Trommel. Wir spielen hier Seite an Seite, was eine Art Vertrauen und Zugehörigkeit erzeugt – ein Aufgehobensein in der Gruppe, ähnlich dem Teamsport. Auch wenn wir die Kolleginnen und Kollegen im Orchester nicht zum Ohrenarzt schicken wollen: Um diese Stelle zu spielen, braucht man Kraft. Hart und mit Akzent, durchaus auch brachial und gleichzeitig ausgewogen soll sie klingen. Es ist ein extrem körperlicher Moment. Man muss ausholen und platzieren und eine riesige Energie entladen. Unsere Instrumente stehen auf dem Boden des Orchestergrabens. Wir spüren die Schwingungen, die unsere Instrumente auf den Boden abgeben, direkt wieder in unseren Körpern. Wenn es funktioniert, ist man vollkommen beflügelt, voller Adrenalin, Dopamin, Oxytocin und Serotonin. Gleichzeitig geht es einem an die Substanz. Denn diese Musik vermittelt die Unbarmherzigkeit und Brutalität des Todes: «Der Tag des Zorns, jener Tag / der die Welt in Asche legt, / wie bezeugt von David und Sibylla», singt der Chor. Dieser Abschnitt ist der einzig wirklich laute Moment im Requiem. Das Werk erhebt sich aus der Stille und endet in der Stille. Am Schluss werden in unserer Inszenierung alle eins – Chor, Orchester, Tänzerinnen und Tänzer und das Publikum. Das ist pure Magie.


— Renata Walczyna (Pauke) und Dominic Herrmann (Grosse Trommel)

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Audio-Einführung zu «Messa da Requiem»

Unser Dramaturg Michael Küster gibt einen Einblick in das Requiem «Messa da Requiem». Live-Einführungen finden jeweils 45 Minuten vor der Vorstellung im Opernhaus statt.