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Nijinski

Ballett von Marco Goecke
Musik von Frédéric Chopin und Claude Debussy
Zürcher Neufassung (2019)

Choreografie Marco Goecke Musikalische Leitung Pavel Baleff Bühnenbild und Kostüme Michaela Springer Lichtgestaltung Udo Haberland Dramaturgie Esther Dreesen-Schaback

Dauer 1 Std. 30 Min. Keine Pause. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.

Vergangene Termine

März 2019

Sa

09

Mär
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Premiere, Premieren-Abo A

So

10

Mär
20.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Premieren-Abo B

So

17

Mär
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, AMAG Volksvorstellung

Do

21

Mär
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Ballett-Abo Gross

Fr

22

Mär
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Ballett-Abo Klein

So

24

Mär
20.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Sonntag-Abo D

Fr

29

Mär
19.30

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Misch-Abo B

Sa

30

Mär
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Samstag-Abo

April 2019

Mi

03

Apr
19.30

Nijinski

Ballett von Marco Goecke, Mittwoch-Abo A

Sa

06

Apr
19.00

Nijinski

Ballett von Marco Goecke

Gut zu wissen

Kurzgefasst

Nijinski

Kurzgefasst

Nijinski

Trailer «Nijinski»

Gespräch


Ich muss mich auf mich selbst verlassen

Marco Goecke hat Vaslav Nijinski ein abendfüllendes Ballett gewidmet, in dem er die Biografie des Ausnahmekünstlers mit den Fragestellungen des eigenen Schaffens verbindet. Ein Gespräch mit dem deutschen Choreografen vor der Premiere 2019.

Marco, nach Deer Vision und Petruschka bist du mit deinem Ballett Nijinski erneut beim Ballett Zürich zu Gast. Welche Unterschiede in der Herangehensweise gibt es bei diesen sehr unterschiedlichen Stoffen?
In Nijinski bildet die hochspannende Biografie dieses Ausnahmetänzers und -choreografen den Rahmen für dieses Projekt. Allerdings unterscheidet sich meine Art und Weise der Annäherung nicht so sehr von der Arbeitspraxis bei meinen anderen Stücken. Nach mittlerweile zwanzig Jahren des Choreografierens versuche ich noch immer, mich jedes Mal von allem Wissensballast zu befreien und so naiv wie möglich an ein Thema heranzugehen. Man muss sich diese Naivität und Unschuld bewahren, auch wenn man sich mit einer einschüchternden Persönlichkeit wie Nijinski befassen will. Wenn ich zu viel darüber weiss, macht mir das Angst. Ausgangspunkt jeglicher Auseinandersetzung bin erst einmal ich selbst. Selbst ein Stück über Nijinski beginnt zunächst bei mir, und das Ergebnis wird immer beeinflusst sein von dem, was ich fühle und was mich tagtäglich berührt. Um das gewählte Gegenüber zu begreifen, muss man auch sich selbst verstehen.

Was verbindet dich mit Nijinski?
Der Tanz! Das macht das Thema so spannend. Der Tanz ist unser tägliches Leben: Nijinski war Tänzer, ich bin Tänzer – da entsteht eine besondere Nähe. Für ein Tanzstück ist das eine nahezu perfekte Kombination. Wie Nijinski weiss ich genau, was es heisst zu tanzen, zu springen, zu fliegen, zu träumen... Die Themen seines Lebens sind mir nicht fremd: Erfolg, Misserfolg, Applaus und... der Wahnsinn auch nicht.

Inwiefern gehst du in Nijinski über die pure Selbstreflexion hinaus?
Bei diesem Stück muss ich mich in die Person Nijinskis hineinversetzen. Das muss ich zulassen und dafür alle Schranken in mir öffnen. Mit «Kopfarbeit» hat das nur am Rande zu tun – aber das ist meine Arbeit nie. Ich muss nicht bis ins letzte Detail analysieren, wie zum Beispiel die Lebensumstände seiner Ehefrau Romola de Pulszky aussahen. Das wäre ein ganz kalter Prozess. Ich muss das vor allem innerlich spüren – sofort! In die Literatur über Nijinski, aber auch in seine eigenen Tagebuchaufzeichnungen kann man sich tagelang versenken. Mir ging es bei der Lektüre so, dass ich manche Dinge gar nicht zu Ende lesen musste, weil ich sie längst kapiert hatte. Mir war von Anfang an klar, dass ich ein emotionales Tanzstück choreografieren möchte, das seine Inspiration aus der Figur Nijinskis bezieht, aber über den engen Rahmen eines Biopics unbedingt hinausgehen muss. Es ging nicht darum, jemanden auferstehen zu lassen. Nur die Chronologie dieses Tänzerlebens zu erzählen, würde schnell langweilig werden. Deshalb gibt es bei mir auch keine Renaissance der Ballet russes mit Originalkostümen, sondern – wie im Fall von Le Spectre de la rose und Petruschka – nur gelegentliche Zitate.

An welchen Episoden machst du Nijinskis Biografie fest?
Es gibt die Zeit der Kindheit, den Ruhm als Tänzer und Choreograf und den Weg in die geistige Umnachtung und innere Zurückgezogenheit. Sehr nahe war mir Nijinskis Zeit an der Kaiserlichen Ballettschule in St. Petersburg. Das hat mich an meine eigene Ausbildungszeit in München und Den Haag erinnert. Ich hatte damals das Gefühl, dort ein wirkliches Zuhause zu haben. Die Schule ist nicht nur der Ort für alles, was mit dem Tänzerberuf zu tun hat, sondern auch der Ort, an dem man seine Persönlichkeit entdeckt und zu sich selbst findet. Wichtige Begegnungen und Weichenstellungen für das kommende Leben finden dort statt. Aber auch in Nijinskis Ängsten und seinem Gefühl des Verlorenseins entdecke ich Parallelen.

In der Person Nijinskis kreuzen sich ungezählte Biografien. Auf seinem Weg sind ihm so viele Menschen begegnet. Wie trifft man da eine Auswahl, die für die Dauer von 80 Minuten trägt?
Ein Tanzstück verlangt nach anderen Lösungen als ein Film oder ein Ausstattungsballett. Deshalb habe ich mich neben Nijinski auf vier Persönlichkeiten beschränkt. Ausser der Mutter, dem Freund Isajef und der Ehefrau Romola ist es Sergej Diaghilew, der nicht nur Impresario der Ballets russes, sondern auch Nijinskis grösster Förderer und Liebhaber war. Gerade zu dieser Beziehung ist so viel Unterschiedliches gesagt worden, dass sie immer noch sehr viel Raum für Interpretation bietet. Ansonsten gehe ich immer wieder auf die Leidenschaft und auf den Wahnsinn des Tanzens zurück. Und auf meinen eigenen Wahnsinn im Choreografieren.

Welche choreografische Sprache hast du für Nijinski gefunden? Verwendest du Schritte oder ikonische Posen aus Nijinskis Balletten?
Interessanterweise gibt es von Nijinski praktisch keine bewegten Bilder. Die Vorstellungen, die wir von ihm als Tänzer haben, resultieren aus Schilderungen von Augenzeugen und den Fotografien, die ihn in vielen seiner berühmten Rollen zeigen. Als Choreograf komme ich also gar nicht erst in Versuchung, etwas zu kopieren oder zu imitieren. Ich muss mich ganz auf mich selbst verlassen, auch wenn ich gelegentlich aus seinen Choreografien Petruschka oder dem Nachmittag eines Fauns zitiere. Bei der Arbeit an dem Stück habe ich viel darüber nachgedacht, wie langsam sich der Tanz entwickelt. Nijinski hat als Choreograf immer nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Da ist man 100 Jahre später in der Pflicht.

Wie in all deinen Choreografien liegt auch in Nijinski der Fokus auf den Armen, Köpfen und Oberkörpern der Tänzerinnen und Tänzer. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Einwürfe von Sprache, und der Tänzeratem ist oft unüberhörbar. Wie setzt du diese Elemente ein?
Im klassischen Ballett sind das Atmen und auch das Schwitzen verpönt, beides galt als nicht tolerierbarer Hinweis auf Sterblichkeit und Erschöpfung. Bei mir ist das Atmen auf jeden Fall erlaubt. Ich finde es wunderschön, wenn ich Atem höre. Und manchmal muss ich Wörter benutzen. Wörter und keine ganzen Sätze, das würde sonst zerbrechen. Mit diesen Wörtern kann ich ein Publikum leiten. Dabei kann ein Wort ebenso inspirierend sein wie ein Schritt. Solche Kleinigkeiten machen mir wahnsinnigen Spass.

Auch heute noch stehen wir fassungslos vor den ungleichen Phasen dieses Tänzerlebens, in dem die Jahre des Werdens und ein relativ kurzer Zeitraum des künstlerischen Höhenflugs den schier endlos erscheinenden dreissig Jahren des Dahindämmerns in Therapien und Nervenheilanstalten gegenüber­stehen. Welche Rolle spielt der Wahnsinn in deinem Stück?
Das ist eine Gratwanderung zwischen Plakativität auf der einen und Echtheit auf der anderen Seite. Hier muss man eine gute Mischung finden. Wenn ein Bild einem Klischee zu entsprechen scheint, muss ich es weiter formen und es so reduzieren oder vergrössern, bis es einen berührt. Das ist nicht einfach. Theatralisch und trotzdem reduziert. Reduziert und plötzlich. So plötzlich wie vielleicht dreissig Jahre im Dämmer.

Wie ändert sich das choreografische Material für den Nijinski im Wahnsinn?
Da ist nicht mehr viel Tanz. Wenn es einem so schlecht geht, dann tanzt man auch nicht mehr. Immer wieder gibt es diese Wutausbrüche Nijinskis, die er immer weniger kontrollieren konnte. Für den Weg in den Wahnsinn haben wir eine Figur erfunden, die diesen Aspekt verkörpert. Wir nennen sie das Wesen der Verdunkelung. Es ist eine Art schwarzes Wesen. Gleichzeitig ist es voller Licht, denn der Wahnsinn ist auch hell. Das Zeichnen hat Nijinski durch diese Jahre getragen, darum habe ich es miteingeflochten. Man kann dem Publikum allerdings kein Stück unter der Lupe zeigen, deshalb hat das Zeichnen dieser Kreise, mit denen sich Nijinski seine eigene Ordnung schafft, etwas Grosses und Rohes, fast wie Bildhauerei.

Welche Qualitäten sollte dein Nijinski­-Darsteller mitbringen?
Den Ausdruck für die sehr unterschiedlichen Phasen in Nijinskis Biografie muss er in sich selbst finden: das Kindliche, das Erwachsenwerden, der Erfolg, das Verdämmern. Er muss, glaube ich, eitel sein in grosser Verzweiflung.

1919, bei seinem letzten Auftritt in St. Moritz, wollte Nijinski «die Qualen des schöpferischen Aktes» zeigen. Gehören derartige Qualen auch zu deinem Erfahrungsschatz?
Sie sind ein ständiger und wahrscheinlich auch notwendiger Begleiter. Oft fürchte ich, dass ich überhaupt keine Ideen habe. Dabei ist das noch nie passiert. Nach zwanzig Jahren, könnte man meinen, bekommt man da irgendwann mal eine Sicherheit. Aber das ist nicht so. Es ist heute fast noch schwerer geworden als am Anfang meiner Choreografentätigkeit.

Musikalisch basiert dein Nijinski-­Ballett auf den Klavierkonzerten Frédéric Chopins und Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune. Wie kam es zu dieser Auswahl?
Manchmal steht man sich bei der Suche nach der passenden Musik für ein Stück selber im Weg. Ich erinnere mich gut, wie lange ich vergeblich nach der passenden Musik für Nijinski gesucht habe. Eines Tages lagen die Chopin-Konzerte plötzlich einfach da und ergaben genau die Länge, die ich mir für das Stück vorgestellt hatte. Und nicht nur das: Sie transportierten alle Höhen, alle Schwankungen, den gesamten Emotionsraum, so als wären sie eigens für das Stück komponiert worden. Hinzu kommt, dass Chopins Musik viele meiner Bewegungen, die auf Teile des Publikums durchaus auch verstörend wirken, versöhnt. In ihrer Melancholie und Traurigkeit vermag die Musik aber auch im aggressiven Gestus aufzutrumpfen. Die Partie des Fauns aus Nijinskis erstem eigenen Ballett L’Après-midi d’un faune zur gleichnamigen Komposition von Claude Debussy habe ich als Sinnbild für das sexuelle Erwachen gewählt. Ich freue mich sehr darauf, dass Chopin und Debussy in Zürich live musiziert werden. Das hatten wir in Stuttgart nicht.

Seit seiner Uraufführung im Jahr 2016 ist dieses Stück mit Gauthier Dance und anhaltendem Erfolg um die Welt getourt. Wie wird sich die Zürcher Fassung von der Stuttgarter Version unterscheiden?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so genau sagen. Mit Sicherheit wird es mit der live gespielten Musik ein direkterer und möglicherweise intensiverer Eindruck. Auch die Besetzung wird etwas grösser sein als die von Gauthier Dance. Es ist gar nicht so einfach, ein Stück einer anderen Compagnie anzuvertrauen.
Das Wichtigste ist, es dann so zu behandeln, als wäre es für genau diese Tänzerinnen und Tänzer, also für das Ballett Zürich, kreiert worden. Das heisst, ich muss auch vor Ort noch einmal daran rackern, damit das Stück wieder neu entsteht und nicht einfach nur «übernommen» wird.

Das Publikum wird also kein Abbild der Produktion aus Stuttgart sehen?
Nein. Obwohl das Stück existiert, muss es für alle Beteiligten eine Premiere sein. Im Grunde ist es das Resultat eines «work in progress». Das Stück muss in kreativer Atmosphäre buchstäblich neu entstehen.

... zumal du fast drei Jahre später auch jemand anders bist, durch den andere Erfahrungen und neue Kämpfe hindurchgegangen sind.
Es sind auch die inneren Kämpfe, das Ganze wiederzusehen und es zu mögen. Das ist nicht immer so einfach. Man mag nicht alles, was man in der Vergangenheit gemacht hat.

Marco, unser Gespräch findet in Paris statt, wo du gerade ein neues Stück für das Ballett der Pariser Oper kreierst. Spürst du hier, wo Nijinski so grosse Triumphe gefeiert hat, etwas von diesem «Spectre de Nijinski»?
Noch mehr als hier in Paris habe ich das in Monte-Carlo empfunden, als Gauthier Dance dort mit Nijinski gastierte. Im kleinen Monaco ist das Erbe der Ballet russes noch heute besonders stark zu spüren. Aber auch hier in Paris kann ich als unverbesserlicher Romantiker die Augen schliessen und mir vorstellen, wie das damals alles war. Und manchmal kommt einem die Gegenwart zu Hilfe. Als ich mir jetzt bei Guerlain, einem der ältesten Parfumhäuser der Welt, ein paar Parfums angeschaut habe, bat mich die Verkäuferin in die sogenannte Salle privée. Dort zeigte sie mir einen mit 18-karätigem Gold überzogenen Flacon in Form einer Fliege. Er enthielt einen Duft, den Guerlain eigens für Sergej Diaghilew entworfen hatte und den es – zum stattlichen Preis von 17.000 Euro – heute nur in dieser Abfüllung gibt. Es war ein unglaublich betörender Duft. Wenn ich mir vorstelle, dass Nijinski diesen Duft an Diaghilew wahrgenommen hat, ist die Ballettgeschichte plötzlich zum Greifen nahe. Das funktioniert nur in Paris!

«Wenn ein Tänzer mit dem Wissen seiner Vergangenheit in den Saal kommt, was er erreicht hat, ist er tot. Er muss ein Kind bleiben.», hast du einmal gesagt. Warum ist dir diese kindliche Unschuld so wichtig?
Da sind wir fast wieder am Anfang unseres Gesprächs, weil ich diese Forderung natürlich auch an mich selbst stelle. Sicher gibt es das Leben in der Öffentlichkeit mit allem, was da an einen herandrängt, und in dem man mit seiner Arbeit von den Menschen wahrgenommen wird. Wenn ich dann aber hier im Theater bin und gleich anfange zu proben, bin ich zwar auf eine Art erwachsen, aber es bleibt doch immer ein völliger Sandkasten, abseits von jeder Art von Glamour und Erfolg. Ich lebe dann nur in diesem Moment, wenn ich etwas mache. Das bleibt immer etwas Kindliches, Kleines, Bescheidenes. Dabei ist es trotzdem vehement. Das ist das eigentliche Salz im Leben. Was wir hier tun dürfen, ist ein unschätzbares Geschenk. Deshalb müssen wir so kindlich und unschuldig bleiben wie möglich. Routine ist der Tod. Ich spüre sofort, wenn jemand keine Unschuld mitbringt. Und keinen Humor. Über das, was wir tun, sollten wir immer auch lachen können. Sonst macht es keinen Spass. Auch im Lachen können die grossen, ernsten Momente entstehen, wo man denkt: Was ist jetzt los? Warum habe ich das gemacht? Warum berührt uns das? Warum berührt es die anderen? Das Wunderbare ist, dass man es nicht weiss und nicht planen kann.


Das Gespräch führte Michael Küster.
Foto von Lola Arge.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Bilder «Nijinski»

Pressestimmen

«Es ist eine faszinierende und verstörende Hommage an einen aussergewöhnlichen Tänzer: Marco Goecke hat seinen Nijinski aus Stuttgart mit dem Ballett Zürich einstudiert, und die Truppe von Christian Spuck sorgt für einen atemberaubenden Abend.»
NZZ vom 10. März 2019

«Der Starchoreograf Marco Goecke hat in Zürich bereits Deer Vision und Petruschka gezeigt. Nun feierte sein erstes abendfüllendes Stück Nijinski umjubelte Premiere im Opernhaus.»
Tages-Anzeiger vom 11. März 2019

«Marco Goecke ahmt kein Biopic nach, er lotet Seelenlandschaften aus. Fiebrig, atemlos, in rasendem Tempo, in Goeckes eigener Tanzsprache, die die Zürcher Kompanie perfekt umsetzt.»
St. Galler Tagblatt vom 10. März 2019


Essay


Die Supernova

Nur zehn Jahre waren Vaslav Nijinski an der Spitze von Sergej Diaghilews legendären «Ballets russes» vergönnt, ehe er den Rest seines Lebens geisteskrank in Sanatorien verdämmerte. Bis heute hat der Jahrhunderttänzer nichts von seiner Faszination verloren.

August 1929. Im luxuriösen Grand Hôtel des Bains am Lido di Venezia erliegt der Bewohner von Apartment Nº 518 den Folgen einer Blutvergiftung. Ein plötzlicher Tod. Immerhin hat Sergej Diaghilew bis kurz vor seinem Ableben noch üppige Mahlzeiten und das eine oder andere Glas Champagner genossen. Derweil sitzt sein berühmtester Protegé Vaslav Nijinski seit Monaten in einem Kreuzlinger Sanatorium fest. Es handelt sich um eine vergleichsweise noble Klinik namens Bellevue, der Ex-Tänzer kann den Aufenthalt dort eigentlich gar nicht mehr finanzieren. Aus und vorbei die gloriose Ära seiner Erfolge, passé sein Leben an der Seite von Sergej Diaghilew – samt kostspieligen Sommerfrischen in der Serenissima. Während der kunstsinnige Impresario und Betreiber der Ballets russes ein hübsches Sümmchen im Tresor des Hôtel des Bains hinterlässt, sitzt der wahngeplagte Nijinski auf dem Trockenen. Seine Gattin Romola muss das Geld für Unterkunft, Behandlung und Verpflegung im Bellevue bei Gönnern in halb Europa zusammenbetteln. Was ihr nur gelingt, weil Nijinskis Auftritte noch unlängst die Menschen magnetisch angezogen haben, sein Tanz hypnotische Wirkung entfaltete. Jetzt treibt er, von Geisteskrankheit gefesselt, durch eine endlose Albtraumnacht. Diagnose: Schizophrenie.

Vaslav Nijinskis Stern hat das Tanzfirmament 1909 wie eine Supernova erleuchtet. Ein paar Jahre nur, dann verglüht er, erlischt für immer. Aber das, was als Nachbild auf der Netzhaut aller Zeitzeugen stehen bleibt und in Zeitungszeilen, Gedichtverse, Gemälde und Skulpturen gegossen wird, macht seine Kunst unsterblich – und ihn selbst zum Mythos. Sein Liebhaber und Mentor Diaghilew steigt derweil im kollektiven Gedächtnis zum Fackelträger der Tanzavantgarde empor. So bleibt das Paar, wiewohl seit 1913 getrennt, in den Annalen des Tanzes auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet.

Vor diesem Hintergrund hat es schon beinahe schicksalhafte Bewandtnis, wenn Marco Goecke seinen Nijinski nun mit dem Ballett Zürich teilt, am Opernhaus, nur einen Steinwurf vom Bellevue-Platz entfernt. Nicht nur, dass der echte Nijinski im Kreuzlinger Bellevue einsass, in der Schweiz erlitt er auch den finalen Zusammenbruch. Im Januar 1919 tanzte Nijinski ein letztes Solo, vor Hotelgästen in St. Moritz. Ein Finale, das einem Untergang gleichkommt. Ein paar Schritte, Gebärden, dann fällt aus seinem Mund der Satz: «Das Pferdchen ist müde.» Ende der Vorstellung, für immer. Marco Goeckes fiebrige Choreografie scheint an diesem Schlusspunkt anzusetzen. Scheint die Befindlichkeit einer geschundenen Seele wie eine Eruption in den Raum hinauszuschleudern. Tatsächlich geht es in dieser flamboyanten Arbeit um letzte Fragen, letzte Dinge: um Einsamkeit, Genialität, Liebe, Zorn, Leidenschaft, Verstrickung und den freien Fall in die Abgründe des eigenen Ich. Goecke blättert durch Nijinskis Biografie wie durch ein Geister-Album. Er ruft die Figur der Mutter auf, Diaghilew natürlich und Romola. Er zeichnet sie so real oder irreal wie die Bühnengeschöpfe, die Nijinski erschaffen und mit seiner Signatur versehen hat: Petruschka, den Faun, den Geist der Rose. Nicht zu vergessen das epochale Werk schlechthin, Le Sacre du printemps – archaischer Ritus und prophetische Vision, uraufgeführt 1913 im Vordämmer des Ersten Weltkriegs und an der Schwelle jener Geschehnisse, die den Lebensweg des Tänzers in verhängnisvolle Richtung lenken.

Dieser Weg beginnt 1889 in Kiew, wo Vaslav Fomitsch Nijinski als mittleres von drei Kindern geboren wird. Mutter und Vater ziehen als Tänzer und Ballettmeister über verschiedene Schauplätze, vererben ihr Talent nicht nur dem zweitältesten Sohn, sondern auch dessen zwei Jahre jüngerer Schwester Bronislawa. 1897 zieht der Nachwuchs mit der Mutter nach Sankt Petersburg, wo Vaslav den Sprung an die Kaiserliche Ballett-Akademie schafft. Er fällt auf, von Anfang an: als extrem begabt, extrem ehrgeizig, extrem aufsässig – kurzum: rundum eigensinnig. 1907 tritt er dem Ensemble des Mariinsky bei, wo er unverzüglich solistische Partien tanzt. Fürst Pawel Lwow ist es, der Nijinski mit gleichgeschlechtlichem Begehren und den einschlägigen Kreisen der Metropole bekannt macht. Dort begegnet er Sergej Diaghilew, der russische Kunst gen Westen exportiert und gerade eine Opern- und Ballettsaison in Paris in Planung hat. Der ausserordentlich gebildete Maestro sprudelt vor Energie und Ideen, lebt offen homosexuell und ist sich schon seit seiner Jugend sicher: «Verdammt noch mal – ich bin keine gewöhnliche Person (!!!).» Seine «Qualitäten als Showman» (Nicolas Nabokov) sind bald genauso in aller Munde wie seine Begabung als «genialer Erfinder» (Gabriel Astruc), der Kunst und Künstlern den roten Teppich ausrollt und Allianzen schmiedet, um Gesamtkunstwerke aus Musik, Licht, Tanz, Bühne und Kostümen zu produzieren.

Der Mann mit dem Menjoubart und der Jüngling mit den hohen Wangenknochen werden ein Paar. Kein Gespann auf Augenhöhe, gleichwohl zetteln sie gemeinsam eine Revolte auf der Tanzbühne an. Doch zunächst öffnet sich im Mai 1909 der Vorhang des Pariser Théâtre du Châtelet für Nijinskis Debüt: in Le Pavillon d’Armide, Les Sylphides (alias Chopiniana) und einem Divertissement. Der Novize wird hymnisch gefeiert und bald so fanatisch verehrt, dass die Ballerinen um ihre Bühnenvorherrschaft fürchten müssen. In den Jahren 1912 und 1913 gehen dann zwei skandal- und schlagzeilenträchtige Inszenierungen auf Nijinskis Konto, die das Ballett geradezu in die Moderne katapultieren: L’Après-midi d’un faune und Le Sacre du printemps. Als Choreograf wirft Nijinski den orthodoxen Akademismus über Bord und ersinnt für Faun und Frühlingsopfer wundersame Ikonografien: ein prähistorisch gezeichnetes Körperbeben hier, einen antik getönten Fries mit autoerotischer Färbung dort. Unversehens erzittert jedoch sein eigenes Leben. Kurz nach den Pariser Sacre-Turbulenzen überquert Nijinski den Atlantik, gemeinsam mit der Compagnie, der neuerdings auch eine gewisse Romola de Pulszky angehört. In Buenos Aires heiraten die beiden. Pure Provokation für Diaghilew. Es kommt zum Bruch – ein Abschied ohne Aussicht auf Wiederkehr, der Anfang vom Ende. Wahnvorstellungen schleichen sich ein, werden zu übermächtigen Gefährten, die den einstigen Startänzer zerstören. Nicht aber seinen Nimbus. Der sagenhafte Klang seines Namens verstummt auch nicht nach seinem Tod im Jahr 1950.

Warum aber ist dieser Mann, dem die Tanz-Muse Terpsichore nur eine Handvoll glücklicher Jahre schenkte, bis heute ein derartiges Faszinosum? Wieso nimmt uns dieser tragische Held so widerstandslos für sich ein, wenn er bei Marco Goecke wie ein Verrückter zappelt und zuckt, liebt und leidet, um zuletzt nur noch Kreise zu kritzeln, manisch und meditativ, gestört und in sich selbst gefangen? Über Nijinskis zeitlose Attraktion lassen sich unendlich viele Mutmassungen anstellen. Sicher ist, dass sich in seinem Wesen das zwiespältige Kolorit der Jahrhundertwende widerspiegelt: Künstler und Neurastheniker, Klassiker und Formrebell, homophil und heterosexuell, leistungsfähig und labil, Perfektionist und Psychiatriepatient – Nijinski ist ein Nietzsche des Tanzes, ein Gott, der in die Hölle stürzt. Leicht, sich auszumalen, was geschehen wäre, hätte er hundert Jahre später das Licht der Welt erblickt: Der ganze Kunstzirkus läge diesem «monstre sacré» zu Füssen. Freilich vollzöge sich auch sein Verfall in aller Öffentlichkeit, von parasitischen Paparazzi ausgebeutet, von den Organen der Sensations-Presse verdaut – bis nichts mehr vom Mythos übrig bliebe.

So gesehen verdankt sich Nijinskis Strahlkraft nicht zuletzt der Tatsache, dass von ihm selbst nichts übrig blieb. Kein Film, keine Tonspur, kein In-Vivo-Zeugnis, das seine Person und seinen Tanz bis in alle Ewigkeit fixiert und einbalsamiert hätte. Dieses Bühnentier existiert für die Nachgeborenen nur in der Wahrnehmung anderer, in Artikeln, Erinnerungen, Aufzeichnungen, Plastiken, Skizzen und Fotos, die Freunde und Wegbegleiter von ihm angefertigt haben. Ob auf Papier, ob in Metall gegossen – diese Abbilder halten fest, was Nijinski aus seinem Inneren herausholt. Alles Theaterhafte wird getilgt. Nichts ist Ostentation, Gehabe, Gemache. Stattdessen leuchtet allein die Empfindung, und das Spiel mit der eigenen Emotion.

Die Wucht des Ausdrucks ist das eine, die virtuose Besessenheit das andere. Sie quillt Nijinski aus jeder Tanzpore, was niemand besser weiss als Diaghilew, der ihn antreibt, bewundert und lukrativ vermarktet: «Seine Kunst grenzt an ein Wunder! Ein wahrer Löwe des Tanzes! Er setzt mit zwei Sprüngen über die Bühnendiagonale.» So schwärmt der Patron 1908 dem Pariser Theaterdirektor Gabriel Astruc vor. Mit Erfolg, man wird handelseinig. Was es genau mit Nijinskis Genius auf sich hat – und zwar auch als Choreograf –, das seziert Hugo von Hofmannsthal vier Jahre später im Anschluss an eine Besichtigung des Faun. Der Dichter bestaunt ein «Äusserstes an Konzentration» und erklärt: «Zu befremden ist das Los und das Vorrecht des Neuen, des Bedeutenden in der Kunst. Man ist gewohnt, in Nijinski den geniehaftesten und darum eben den fasslichsten aller Mimen zu geniessen. Hier aber handelt es sich nicht mehr um den Tänzer, den Mimen, den Interpreten, sondern um den Urheber eines Ganzen.» Hofmannsthal betrachtet Nijinski als ebenbürtig, als «Autor» eines Kunstwerks, dessen Textur sich durch die «Dichtigkeit des Gewebes» auszeichnet – «welche eben seine hohe Qualität ausmacht.»

Wer weiss, welche publizistischen Schlachten zu diesem Zeitpunkt schon hinter Nijinski liegen, wie sich Pro-und-Contra-Fraktion nach der Pariser Uraufführung des Faun bekriegt haben, nur um im Sacre-Getümmel abermals aufeinander einzudreschen – der kann ermessen, was das Lob aus Hofmannsthals berufener Feder bedeutet. Der Schriftsteller zollt nicht nur Anerkennung, vielmehr errichtet er ein Podest, auf dem Nijinski zu stehen kommt und postum stehen bleibt: als prometheischer Künstler, der für seine Sache brennt, und verbrennt. Im Dezember 1928 besucht Harry Graf Kessler einmal mehr Paris, natürlich auch das aktuelle Programm der Ballets russes. Hinter der Bühne erwartet er Diaghilew, der «mit einem kleinen, hage ren Jungen in einem zerschlissenen Mantel» auf ihn zukommt. Ein Fremder, eine abgerissene Gestalt… «Aber es ist doch Nijinski!», ruft Diaghilew, zu Kesslers tiefer Bestürzung: «Das Gesicht, das so oft wie ein Gott geleuchtet hatte, Tausenden ein unvergessliches Erlebnis, ist grau, schlaff, leer, nur noch flüchtig von einem verständnislosen Lächeln, einem kurzen Schein wie von einer verflackernden Flamme erleuchtet.» Gott ist tot, der stolze «Löwe des Tanzes» nur noch ein waidwundes, «krankes Tier».

August 1929 – kein Jahr später. Diaghilew stirbt am Lido und wird auf Venedigs Toteninsel San Michele beerdigt. Ein kuppelbekröntes Marmorgrab wölbt sich über seinen sterblichen Überresten. 1971 findet Igor Strawinsky, der einst auf Diaghilews Geheiss den musikalischen Sacre-Sturm entfesselte, nur ein paar Schritte weiter zur letzten Ruhe. Da liegt Vaslav Nijinski schon lang auf dem Pariser Cimetière Montmartre begraben, in nicht minder prominenter Gesellschaft: Hector Berlioz und die «Kameliendame» alias Marie Duplessis zählen ebenso zu seinen Nachbarn wie Auguste Vestris, der «Dieu de la Danse» des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Ein trauriger Clown schaut uns an. Tränensäcke kräuseln sich in seinem Gesicht, tiefe Furchen schneiden wie Gletscherfalten durch Stirn und Wangen, schwer lastet der Kopf in der Hand. Ein Bild des Barmens. Nur Kappe und Rüschenkragen verraten, wer hier auf Nijinskis Grabplatte sitzt, von Oleg Abaziev in Bronze gegossen: Petruschka, die Jahrmarktspuppe, der Vaslav Nijinski 1911 seinen Bühnenatem einhauchte. Keine Geringere als Sarah Bernhardt soll bei ihrem Anblick ausgerufen haben: «Ich habe Angst, Angst – ich sehe den grössten Schauspieler der Welt.» Ob Fakt, Fiktion oder nur hübsch erzählte Anekdote, was verschlägt’s? Es ist in jedem Fall die Wahrheit.


Text von Dorion Weickmann.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Bilder aus den Proben von «Nijinski»


Porträt


Pas de deux mit Herz und Menschlichkeit

Esteban Berlanga verkörpert die Tänzerlegende Vaslav Nijinski im Ballett von Marco Goecke. Ein Porträt des vielseitigen spanischen Tänzers.

Motilleja ist ein kleines Dorf in der Nähe von Albacete. 200 Kilometer südöstlich von Madrid, im Flachland von La Mancha gelegen, verbringt Esteban Berlanga hier seine Kindheit. Er tanzt, so lange er denken kann und wächst, als sei es das Normalste von der Welt, mit Flamencos und Sevillanas auf. Um den unbändigen Bewegungsdrang ihres Sohnes in geregelte Bahnen zu lenken, meldet die Mutter den Neunjährigen schliesslich in einer Ballettschule an: Zwei Mal pro Woche fährt er von nun an zum Unterricht ans Konservatorium von Albacete. «Ich war glücklich zu tanzen, obwohl mir damals noch gar nicht klar war, was es heisst, ein professioneller Tänzer zu sein. Erst mit Zehn habe ich zum ersten Mal ein Ballett auf der Bühne gesehen», erinnert er sich. Als er sich zwischen Flamenco und klassischem Tanz entscheiden muss, rät ihm sein Lehrer zu Letzterem. Am ehrwürdigen Real Conservatorio Profesional de Danza de Madrid setzt Esteban seine Tanzausbildung fort und verbringt die Sommerferien bereits regelmässig bei Europa Danse, einer Sommer-­Compagnie mit Studierenden aus ganz Europa. «Wir haben Stücke von Kylián getanzt, Nacho Duato, Mauro Bigonzetti... das war eine tolle Erfahrung, weil wir bereits als Studenten unter professionellen Bedingungen arbeiten konnten.»

Eine Freundin vom Stuttgarter Ballett kommt eines Tages mit einer verwegenen Idee: Warum gehen wir nicht gemeinsam nach London ans English National Ballet? Aufgeregt reisen beide zur Audition und werden tatsächlich engagiert. LONDON! Immer noch leuchten Estebans Augen, wenn er vom Leben in der pulsierenden Themse­-Metropole erzählt. «London ist meine Heimat. Hier habe ich wirklich zu tanzen gelernt.» Nur ein Teil der Vorstellungen des English National Ballet (ENB) findet allerdings im prunkvollen Coliseum, einem 1904 errichteten einstigen Varieté­ Theater unweit des Trafalgar Squares, statt. Alltag im ENB heisst zuerst und vor allem, auf Tournee zu sein. Esteban kennt alle einschlägigen Theatersäle zwischen Oxford, Liverpool, Bristol und Manchester. «Beim ENB war ich im Grunde ständig auf der Bühne. Die Rollen wechselten manchmal am selben Tag. Morgens tanzte man diesen, am Abend jenen Part, und ständig mussten wir uns auf die wechselnden, oft kompli­zierten Bühnenverhältnisse jeder Tourneestation einstellen.» Schon in seinem zweiten Londoner Jahr präsentiert sich Esteban als Prinz Siegfried in Schwanensee. «Das war ein unglaublicher Moment. Bis dahin hatte ich irgendwo in der vorletzten Reihe Mazurka getanzt und von dort sehnsuchtsvoll die Solisten beobachtet. Auf einmal war ich nun derjenige, den alle anschauten. In diesem Moment merkst du, was für eine gigantische Verantwortung du für das Gelingen einer Vorstellung hast.» Doch zum ersten Mal spürt er auch einen gewissen Konkurrenzdruck unter seinen Kollegen. Den Schwanensee-­Prinzen in London möchte jeder gern tanzen...

Was bekommt man, wenn man Esteban Berlanga als Tänzer besetzt? «Einen Menschen», schmunzelt er, «keinen Tanzautomaten». Er liebt es, auf der Bühne Geschichten zu erzählen, sich in einen anderen Charakter hineinzuversetzen und sich voll und ganz auf die Situation einer Bühnenfigur einzulassen. Des Grieux in Manon, Prinz Désiré in Dornröschen, Albrecht in Giselle – die Liste der Prinzen und Liebhaber in Estebans Repertoire wächst unaufhörlich. Unvergesslich bleibt die Begegnung mit dem englischen Choreografen David Dawson. 2009 kreiert er für Esteban und einen weiteren Tänzer das Stück Faun(e). Die eindringliche Neubefragung von Debussys berühmtem Prélude à l’après-midi d’un faune wird 2010 in Moskau für den Oscar der Tanzwelt, den Benois de la Danse, nominiert und in vielen Ballettmetropolen gezeigt. In seinem hochemotionalen Pas de deux für zwei Männer beleuchtet Dawson Themen wie Androgynität, Sexualität und Identität. «Der Faun war eine der Paraderollen von Vaslav Nijinski. Rückschauend wirkt Davids Choreografie auf mich wie eine Vorstudie zu dem, was ich gerade in Marco Goeckes Nijinski­-Stück auf die Bühne bringen muss. Da schliesst sich für mich ein Kreis», so erklärt Esteban. Mit einem Mann zu tanzen, sei für ihn inzwischen etwas völlig Normales: «Man muss da absolut professionell sein. Jeder Pas de deux braucht dein Herz und deine Menschlichkeit als Tänzer. Männer verlieben sich nun mal auch in Männer, Mädchen in Mädchen. Auch auf der Bühne muss das etwas Selbstverständliches sein.»

Als sich die Schwanensee­ und Giselle­-Prinzen in England zu wiederholen beginnen, weiss Esteban, dass es Zeit ist für eine Veränderung. Als Solist in der Compañía Nacional de Danza tanzt er ab 2013 u.a. in Choreografien von William Forsythe, Johan Inger, Nacho Duato, George Balanchine und Roland Petit. Dabei bedeutet die Rückkehr nach Madrid nicht allein, wieder näher bei seiner Familie und seinen Freunden zu sein. Es ist auch eine bewusste Entscheidung für den Tanz in seiner Heimat. «Die Situation der Tänzer in Spanien ist nicht einfach. Angesichts knapper Kassen gibt es wenig Stabilität und Kontinuität. In fast jeder Compagnie auf der Welt trifft man heute Tänzer aus Spanien. Aber wie soll das weitergehen, wenn alle spanischen Tänzer ihrem Land den Rücken kehren? Auch deshalb musste ich zurück.» An der problematischen Situation hat sich nichts geändert – zu wenig Repertoire, zu wenig Vorstellungen. «Natürlich ist es toll, in Madrid zu leben. Aber es sind leider nicht die Bedingungen, die ich mir für die letzte Phase meiner Tänzerkarriere wünsche», sagt der Tänzer, und man spürt die Enttäuschung, die aus seinen Worten klingt.

Seit September 2018 ist Esteban Berlanga nun Solist im Ballett Zürich und hatte hier bereits reichlich Gelegenheit, sich in unterschiedlichsten Facetten zu präsentieren. «Da ich einen Monat später angekommen bin als meine Kollegen, war ich ein wenig in Sorge, wie sich das auf meine Arbeit auswirken würde. Aber Christian Spuck hat mir vertraut, obwohl er mich zuvor nur bei der Audition gesehen hatte. Das Solo, das er in seiner Winterreise zum Lied Die Wetterfahne für mich kreiert hat, hat mich in jeder Vorstellung aufs Neue bewegt und gefordert.» Die Compagnie macht es Esteban leicht, auch die vielen anderen neuen Aufgaben – im Nussknacker, in Crystal Pites Emergence und im Kylián­-Abend – unter einen Hut zu bekommen: «Es begeistert mich immer wieder, wie kollegial und hilfsbereit es in Zürich zugeht.»

Als Nijinski in Marco Goeckes Ballett steht Esteban nun vor seiner bisher grössten Zürcher Herausforderung. «Ich habe grossen Respekt vor dieser Rolle. Den männlichen Tänzern hat Nijinski den Weg geebnet und unglaublich viel für die Entwicklung der Choreografie getan. Ich muss einen Zugang zu seiner Person finden, mich in ihn, aber auch in den Choreografen Marco Goecke hineinversetzen. Bisher waren mir zwar einige Nijinski-Ballette ein Begriff. Aber ich komme erst jetzt dazu, mich ein­gehender mit seinem Lebensweg zu beschäftigen und den Menschen hinter dem Tänzer zu entdecken. Marco Goecke hat das in seiner Choreografie wunderbar eingefangen, beide sind in dem Stück allgegenwärtig.» Bevor er sich den feinen Verästelungen in Nijinskis Charakter widmen kann, gilt es für Esteban zunächst, sich die subtile Bewegungssprache Marco Goeckes mit ihren Hochgeschwindigkeits­-Wiederholungen und komplizierten Simultanitäten zu erobern. «Das ist gerade wie ein Intensivkurs in einer Fremdsprache», lacht er. «Erst mal steht man ziemlich fassungslos vor dieser Überfülle an Information. Sich das alles zu merken und in jedem Moment im geforderten Timing zu sein, ist eine Riesenherausforderung. Natürlich muss ich für die Armbeweglichkeit mein Augenmerk auf die Stärkung der Schulterpartie legen, aber im Grunde ist es eine mentale Angelegenheit. Bevor man sich ganz auf die Rolle konzentrieren kann, muss man das einfach in den Kopf kriegen!»


Text von Michael Küster.
Foto von Jos Schmid.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Fragebogen


Mélanie Borel

Mélanie Borel ist Französin. Nach ersten Engagements in Bordeaux und im Peter Schaufuss Ballet in Dänemark wurde sie 2008 ins Zürcher Ballett engagiert, wo sie in vielen Produktionen zu erleben ist. 2019 hat sie unseren Fragebogen ausgefüllt.

Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
In Marco Goeckes Ballett Nijinski bin ich alternierend gerade als Nijinskis Ehefrau Romola und als Matka, seine Mutter, zu erleben. Beide Rollen führen in eine Welt der Emotionen, der Leidenschaft, der Fürsorge und Liebe, der Präzision und Intensität. In Marcos Choreografie erlebe ich das in jeder Vorstellung als poetisch und berührend, traurig und wunderschön zugleich.

Worauf freuen Sie sich in Giselle am meisten?
Ich mag es, wenn ich mich mit einem bestimmten Stil auseinandersetzen kann. Giselle ist die Inkarnation des romantischen Balletts. Das bedeutet sehr hohe Anforderungen, was die Genauigkeit und Disziplin in der Bewegung angeht. Ich werde erneut die Bathilde verkörpern, die adlige Verlobte von Herzog Albrecht. Dass er bereits vergeben ist, hat er der Winzerin Giselle natürlich verschwiegen. Ich finde es immer wieder bereichernd, dass auch das Schauspielen zum Tänzerberuf gehört. Ich mag es, mich mit unterschiedlichen Rollencharakteren auseinanderzusetzen und in neue Rollen zu schlüpfen.

Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Während meiner Ausbildung an der Ballettschule der Pariser Oper hatte ich Gelegenheit, die unglaubliche kulturelle Vielfalt von Paris zu entdecken. Theater, Oper, Ausstellungen, Museen, die endlose Liste der Baudenkmäler … Falls Sie es noch nicht kennen, empfehle ich Ihnen einen Besuch im Musée Jacquemart-André. In dem prunkvollen Stadtpalais am Boulevard Haussmann ist eine grossartige Kunstsammlung zu bestaunen, die von altitalienischen Meisterwerken bis zu französischen Arbeiten des 19. Jahrhunderts reicht.

Welches Buch würden Sie niemals weggeben?
Molières Komödien begleiten mich seit meiner Schulzeit. Bei allem Humor und ihrem Sinn für beste Unterhaltung verfügen all diese Stücke über eine Moral, über die es sich auch 350 Jahre später noch nachzudenken lohnt.

Welche CD hören Sie immer wieder?
Puccinis La bohème höre ich immer wieder gern. Wenn sie auf dem Spielplan steht, verpasse ich keine Gelegenheit, in die Oper zu gehen. Im Internet kann ich mich stundenlang durch die verschiedensten Einspielungen hören.

Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten?
Ich sammle sämtliche Programme der Aufführungen, die ich gesehen habe oder in denen ich aufgetreten bin. Von Zeit zu Zeit nehme ich sie zur Hand und erinnere mich an kostbare und unvergessliche künstlerische Momente.

Mit welchem Künstler würden Sie gerne einmal essen gehen?
Ein Abendessen mit dem französischen Schauspieler Fabrice Luchini würde ich wahrscheinlich sehr geniessen. Gern würde ich mir von ihm einige Fabeln von La Fontaine oder einen anderen französischen Klassiker vorlesen lassen. Als Sprecher ist er wirklich einzigartig, weil er über die grossartige Gabe verfügt, der Literatur Leben einzuhauchen.

Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist!
1. Die Schönheit der Natur.
2. Weil die Sonne nach einem Sturm irgendwann wieder auftaucht.
3. Weil das Leben so unberechenbar ist.


Foto von Jos Schmid.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 67, März 2019.
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Fragebogen


Pavel Baleff

Pavel Baleff stammt aus Bulgarien. Der Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden ist dem Opernhaus Zürich seit einigen Jahren eng verbunden und leitet nun die Premiere von Marco Goeckes «Nijinski».

Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Aus der Welt der sinfonischen Musik. Im Concertgebouw in Amsterdam habe ich mit dem Noord Nederlands Orkest gerade ein Programm mit Werken von Rachmaninow, Prokofjew und Bernstein aufgeführt. Ich habe das grosse Glück, nach wie vor Sinfonik, Oper und Ballett dirigieren zu dürfen und nicht in einer Schublade auf nur eine musikalische Gattung abonniert zu sein.

Worauf freuen Sie sich in Nijinski besonders?
Die Kompositionen von Chopin und Debussy in Verbindung mit der unglaublich spannenden Tanzsprache Marco Goeckes zu erleben, ist gerade eine echte Entdeckung für mich. Nijinski ist meine erste Ballettpremiere in Zürich, und ich freue mich sehr auf diese erneute gemeinsame Reise mit dem Ballett Zürich.

Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
In Bulgarien hatten wir eine sehr gute und strenge Ausbildung. Ich erinnere mich gut, wie wir zum Beispiel am Musikgymnasium in einer Lektion zwei Beethoven-Sinfonien kennengelernt haben und bereits eine Woche später Themen daraus auswendig auf dem Klavier vorspielen mussten. Gelernt habe ich aber vor allem auch aus meinen Niederlagen.

Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
Rainer Maria Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge vom Anfang des 20. Jahrhunderts begleiten mich schon seit vielen Jahren. Dieses «Prosabuch», wie Rilke seinen Paris-Roman selber nannte, reflektiert die Sehnsucht nach Verortung, nach Selbstvergewisserung in einer aus den Fugen geratenen Zeit. Durch dieses Buch habe ich gelernt, zu sehen und zu beobachten. William Shakespeare und Anton Tschechow sind zwei weitere wichtige Autoren für mich.

Welche CD hören Sie immer wieder?
Die Musik aus meiner Schulzeit ist nach wie vor von Bedeutung für mich, auch wenn inzwischen bereits meine Töchter die Musik von Earth, Wind and Fire, Chicago und Whitney Houston hören. Alle drei sind unerreicht und unvergesslich für mich.

Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten?
In meinem Arbeitszimmer stehen neben meinen Büchern zwei randvolle grosse Gläser, in denen ich seit zwanzig Jahren die Späne meiner angespitzten Bleistifte sammle. Es ist eine sehr greifbare Erinnerung an die vielen Partituren, die ich mir in meinem Musikerleben erarbeitet habe. Die fein geringelten, trockenen Späne besitzen für mich ihren ganz speziellen ästhetischen Reiz.

Mit welchem Künstler würden Sie gerne einmal essen gehen?
Leider ist es zu spät für eine persönliche Begegnung mit Johann Sebastian Bach, Carlos Kleiber oder Gennadi Rozhdestvensky. Gern würde ich mich aber einmal mit Riccardo Muti unterhalten. Seine Verdi-Interpretationen sind faszinierend und ein grosses Vorbild für mich.

Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist!
1. Dass ich das Leben mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern geniessen kann, ist ein grosses Glück.
2. Dass Leben durch Liebe entsteht, ist immer wieder ein tröstlicher Gedanke.
3. Aus der Verbindung von Natur, Kunst und der Begegnung mit inspirierenden Menschen schöpfe ich immer wieder neue Kraft.


Foto von Jörg Bongartz.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Audio-Einführung zu «Nijinski»

Programmbuch

Nijinski

Nijinski

Synopsis

Nijinski

Synopsis

Nijinski

Biografien


Marco Goecke, Choreografie

Marco Goecke

Marco Goecke stammt aus Wuppertal. Seine Ballettausbildung absolvierte er an der Ballettakademie der Heinz-Bosl-Stiftung München so­wie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Darauf folgten Engagements an der Staatsoper Berlin und am Theater Hagen. An diesem Theater schuf Goecke im Jahr 2000 seine erste Cho­reo­grafie mit dem Titel Loch. Es folgten mehrere Choreografien für die Noverre-Gesellschaft mit Tänzern des Stuttgarter Balletts und eine Einladung an das New York Choreographic Institute. Mit der Spielzeit 2005/06 wurde Marco Goecke zum Hauschoreografen des Stuttgarter Balletts ernannt und kreierte dort 2006 sein erstes Handlungsballett Nussknacker, das später auch für den ZDF-Theaterkanal verfilmt wurde. Von 2006 bis 2012 hatte Goecke den Titel des Hauschoreografen auch beim Scapino Ballet Rotterdam inne. Ab der Spielzeit 2013/14 wurde er Associate Choreographer beim Nederlands Dans Theater. 2019 bis 2023 war er Gauthier Dance als «Artist in Residence» verbunden, von 2019 bis 2023 war er Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover. Von den über neunzig Werken, die Goecke innerhalb von wenigen Jahren geschaffen hat, gehören viele zum Repertoire namhafter Bal­lett­compagnien, u. a. Grands Ballets Canadiens de Montréal, Canadian National Ballet, Ballett-Theater München, Finnish National Ballet, Ballett Zürich, Ballett am Rhein Düsseldorf, Ballett der Opéra de Paris und Ballett der Wiener Staatsoper. Marco Goecke wurde mit zahl­rei­chen Preisen ausgezeichnet, darunter der Nijinsky Award Monte Carlo, der Niederländische Tanzpreis «Zwaan» sowie der italienische «Danzadanza Award» für Nijinski als «Beste Choreografie des Jahres». In der Kritikerum­frage der Zeitschrift tanz wurde er 2015 als «Choreograf des Jahres» ausgezeichnet. Das vom NDT uraufgeführte Stück Wir sagen uns Dunkles wurde für den Prix Benois nominiert. 2022 wurde Marco Goecke mit dem Jiří-Kylián-­Ring sowie dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören das abendfüllende Stück A Wilde Story über den Schriftsteller Oscar Wilde für das Staatsballett Hannover sowie das 2023 entstandene Stück In The Dutch Mountains für das Nederlands Dans Theater. Mit der
Spielzeit 2025/26 wird Marco Goecke Direktor des Balletts am Theater Basel.



Pavel Baleff, Musikalische Leitung

Pavel Baleff

Pavel Baleff ist Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden. Engagements als Opern- und Konzertdirigent führten ihn u.a. an das Zürcher Opernhaus, die Dresdner Semperoper, das Leipziger Gewandhaus, die Hamburgische Staatsoper, das Bolschoi Theater Moskau, die Oper Montpellier, zum Dänischen Nationalorchester, zum Mozarteum Orchester Salzburg sowie zu den Rundfunksinfonieorchestern des WDR und des BR. Er leitete Aufführungen, Fernsehaufzeichnungen und CD-Produktionen mit international renommierten Solisten wie Krassimira Stoyanova, Diana Damrau, Edita Gruberova und Vesselina Kasarova, Ramón Vargas, Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko, Thomas Hampson, Piotr Beczala und Luca Pisaroni. Seine CD-Produktionen mit der Sopranistin Krassimira Stoyanova und dem Münchner Rundfunkorchester wurden 2012 und 2014 mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik und dem International Classic Music Award prämiert. Anlässlich der von ihm geleiteten Ersteinstudierung des Ring des Nibelungen in Bulgarien an der Nationaloper in Sofia wurde er zum bulgarischen «Dirigenten des Jahres» gewählt. 2016 debütierte er an der Wiener Staatsoper mit L’elisir d’amore und 2017 an der Staatsoper Stuttgart mit Romeo und Julia. Am Opernhaus Zürich dirigierte er in jüngster Zeit Schwanensee sowie die beiden Opern von Ravel L’Heure Espagnole und L’Enfant et les sortilèges. Pavel Baleff ist 1. Preisträger beim Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerb in München sowie beim Internationalen Bad Homburger Dirigentenwettbewerb, wurde in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen und erhielt eine Auszeichnung durch die Herbert von Karajan Stiftung.



Michaela Springer, Bühnenbild und Kostüme

Michaela Springer

Michaela Springer studierte Bühnen- und Kostümbild an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Martin Zehetgruber. Vor und während ihres Studiums arbeitete sie als Assistentin am Schauspiel Stuttgart und am Aalto Theater Essen. Seit 2005 ist sie als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin für Schauspiel, Oper und Ballett tätig und entwarf in Deutschland u.a. die Ausstattung für Produktionen an der Württembergischen Landesbühne Esslingen, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Schauspielhaus Dortmund, Schlosstheater Moers und am Rheinischen Landestheater Neuss. Mit dem Choreografen Marco Goecke arbeitete Michaela Springer erstmals 2005 zusammen und entwarf die Kostüme für sein Ballett Sweet Sweet Sweet. Es folgten Ausstattungen beim Stuttgarter Ballett für Der Nussknacker (2006), Alben (2008), Orlando (2010), Black Breath (2012) On Velvet (2013) und Lucid Dream (2015). Die erfolgreiche Zusammenarbeit setzte sich auch bei Auftragswerken für das Scapino Ballett Rotterdam mit Der Rest ist Schweigen (2005), Bravo Charlie (2007) und Songs for Drella (2011), für Les Ballets de Monte-Carlo mit den Stücken Whiteout (2008) und Le Spectre de la Rose (2009) fort, für das Ballett Zürich mit dem Stück Deer Vision (2014)wie auch bei dem Ballett Fur (2009) für das Norwegische Nationalballett. Michaela Springer entwarf ausserdem die Kostüme zu zwei Balletten des Choreografen Demis Volpi.



Udo Haberland, Lichtgestaltung

Udo Haberland

Udo Haberland war zunächst Fotograf in Berlin. 1988 begann er, für Film und Fernsehen sowie für die Staatsoper Stuttgart zu arbeiten. Als freier Lichtgestalter und Beleuchtungsmeister für Ballett, Tanz, Oper und Schauspiel arbeitete er in Europa, den USA und Australien, u.a. für die Salzburger Festspiele, die Wiener Festwochen und die Ludwigsburger Festspiele. Im kommerziellen Bereich war er u.a. für Arte, MTV & VIVA, ARD, ZDF, Deutsche Telekom, Daimler-Crysler, Toyota, Kodak tätig. Seit 2003 verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Choreografen Marco Goecke. Udo Haberland war Lichtdesigner bei sämtlichen Goecke-Kreationen für das Stuttgarter Ballett. Daneben entstanden gemeinsame Produktionen für das Scapino Ballett Rotterdam, das Nederlands Dans Theater, Les Ballets de Monte-Carlo, die São Paulo Companhia de Dança, das Staatsballett Berlin, das Norwegische Nationalballett, das Ballett am Rhein, das Ballett des Theaters am Gärtnerplatz und das Ballett der Opéra de Paris. Ausserdem arbeitet Udo Haberland mit den Choreografen Cayetano Soto, Örjan Andersson, Bridget Breiner, Jérôme Delbey und Giovanni Di Palma zusammen.



Jan Casier, Nijinski

Jan Casier

Jan Casier wurde in Belgien geboren. Er studierte an der Königlichen Ballettschule in Antwerpen. Von 2008 bis 2012 war er Mitglied des Royal Ballet of Flanders und tanzte dort in Balletten von John Cranko, William Forsythe, David Dawson und Christian Spuck. In Dawsons Faun(e) gastierte er beim English National Ballet. Von 2012 bis 2014 war er Mitglied des Balletts Zürich und war hier in Balletten von Christian Spuck zu sehen: als Leonce in Leonce und Lena, als Paris in Romeo und Julia und in der Titelrolle von Woyzeck. Ausserdem tanzte er in Choreografien von Edward Clug, Sol León/Paul Lightfoot, Marco Goecke und Wayne McGregor. Von 2014 bis 2016 war er Mitglied im Semperoper Ballett Dresden. Dort trat er in Choreografien von Aaron Watkins (Prinz in Der Nussknacker), William Forsythe, Alexei Ratmansky, David Dawson und Ale­xander Ekman auf. 2016 kehrte Jan Casier zurück zum Ballett Zürich. Er tanzte u.a. in Forsythes Quin­tett, Go­danis rituals from another when und war in den Titelrollen von Edward Clugs Faust und Marco Goeckes Nijinski zu sehen. Ausserdem tanzte er Drosselmeier in Spucks Nussknacker und Mausekönig. 2019 wurde er von der Zeitschrift tanz zum «Tänzer des Jahres» gekürt, ausserdem wurde er mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.



Matthew Knight, Nijinski / Text

Matthew Knight

Matthew Knight ist Brite. Seine Ausbildung absolvierte er an der Elmhurst School und an der Royal Ballet School in London. Nach einer Spielzeit im Junior Ballett ist er seit der Saison 2014/15 Mitglied des Balletts Zürich. In der Reihe «Junge Choreografen» präsentierte er die Choreografien Jane Doe und Mocambo. Er tanzte in Choreografien von Mats Ek (Kavalier in Dorn­röschen), William Forsythe, Marco Goecke (Mohr in Petruschka), Jiří Kylián, Douglas Lee, Sol León/Paul Lightfoot, Hans van Manen, Wayne McGregor, Ohad Naharin, Crystal Pite und Filipe Portugal. Er war als Leon­ce in Christian Spucks Leonce und Lena, als Nathanael in Spucks Sandmann und als Clown in Spucks Nussknacker und Mausekönig zu erleben. Ausserdem tanzte er die Titelrollen in Faust von Edward Clug und Nijin­ski von Marco Goecke. 2016 wurde er mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.



Esteban Berlanga, Nijinski

Esteban Berlanga

Esteban Berlanga stammt aus Spanien. Nach seiner Ausbildung am Royal Conservatory of Albacete und am Professional Dance Conservatory of Madrid tanzte er von 2006 bis 2013 im English National Ballet. Dort wurde er 2012 zum Ersten Solisten ernannt. U. a. tanzte er Prinz Siegfried in Schwanensee von Derek Dean, den Prinzen in Kenneth MacMillans Dornröschen, Albrecht in Giselle von Mary Skeaping, den Nussknacker in der Choreografie von Wayne Eagling und Frédéric in L’Arlésienne von Roland Petit. Für Faun(e) von David Dawson wurde er für den «Benois de la Danse» nominiert. Von 2013 bis 2018 war er Principal Dancer in der Compañia Nacional de Danza de España. Dort war er solistisch u. a. in Choreografien von William Forsythe, Itzik Galili und Roland Petit zu erleben. Seit der Saison 2018/19 ist er Mitglied des Balletts Zürich, seit 2022 Erster Solist. Er war in der Titelrolle von Marco Goeckes Nijinski zu erleben und tanzte Hauptrollen in Choreografien von Christian Spuck (u.a. Dornröschen; Anna Karenina), Cathy Marston (The Cellist; Snowblind) u.v.a.. In Spanien gründete er die Esteban-Berlanga-Stiftung zur Förderung junger Talente. 2024 erhielt er den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».

Clara11, 15, 27, 30 Okt; 01, 02, 10, 15 Nov 2024 Giselle31 Jan; 18, 25 Feb 2025


William Moore, Diaghilew

William Moore

William Moore ist Brite und erhielt seine Ausbildung an der Royal Ballet School in London. Er war Preisträger internationaler Ballettwettbewerbe. Seit 2005 gehörte er zum Stuttgarter Ballett, wo er 2010 zum Ersten Solisten ernannt wurde. Wichtige Rollen waren Siegfried in Schwanensee, Lenski in Onegin und Lucentio in Der Widerspenstigen Zähmung (alle von John Cranko), Armand in Neumeiers Kameliendame, Leonce in Christian Spucks Leonce und Lena, die Titelrolle in Marco Goeckes Orlando, Albrecht in Giselle von Anderson/Savina, Colas in Ashtons La Fille mal gardée. 2012 wurde William Moore mit dem deutschen Faust­Preis ausgezeichnet. Seit der Saison 2012/13 ist er 1. Solist beim Ballett Zürich. Wichtige Rollen waren Romeo in Spucks Romeo und Julia, Wronski in Anna Karenina, der Nussknacker in Spucks Nussknacker und Mausekönig, Mephisto in Faust von Edward Clug, Petruschka in der Choreografie von Marco Goecke und Diaghilew in Goeckes Nijinski. Ausserdem trat er in Stücken von Wayne McGregor, Sol León/Paul Lightfoot, Douglas Lee und Jiří Kylián auf. 2018 erhielt er den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».



Kevin Pouzou, Diaghilew

Kevin Pouzou

Kevin Pouzou ist Franzose. Seine Ausbildung absolvier­te er an der Ecole de Danse de l’Opéra de Paris und am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Paris. 2007 wurde er Mitglied des Staatsballetts Berlin, wo er 2015 zum Ersten Solisten ernannt wurde. U.  a. trat er als Benno in Patrice Barts Schwanensee, als Paris in John Crankos Romeo und Julia sowie in Choreografien von George Balanchine, Nacho Duato, Stanton Welch, Angelin Preljocaj, Alexei Ratmansky, Ohad Naharin, Vladimir Malakhov und Jiří Kylián auf. Seit der Saison 2017/18 ist er Mitglied des Balletts Zürich. U.a. tanzte er Prinz Siegfried in Ratmanskys Schwanensee, Diaghilew in Marco Goeckes Nijinski und Albrecht in Patrice Barts Giselle.



Katja Wünsche, Muse Terpsichore

Katja Wünsche

Katja Wünsche stammt aus Dresden und wurde an der Staatlichen Ballettschule Berlin ausgebildet. Sie war Preisträgerin zahlreicher Ballettwettbewerbe. Von 1999 bis 2012 tanzte sie im Stuttgarter Ballett, seit 2006 als Erste Solistin. Sie tanzte Hauptrollen in Choreografien von John Cranko (Romeo und Julia, Der Widerspenstigen Zähmung, Onegin), John Neumeier (Endstation Sehnsucht, Die Kameliendame), Marcia Haydée (Dornröschen, La Sylphide, La Fille mal gardée) und Christian Spuck (Lulu, Der Sandmann, Leonce und Lena, Das Fräulein von S.) sowie in Balletten von Forsythe, Kylián, León/Lightfoot und Goecke. 2007 wurden ihr der Deutsche Tanzpreis Zukunft und der Deutsche Theaterpreis Der Faust verliehen. Seit 2012/13 ist Katja Wünsche Solistin beim Ballett Zürich. Hier tanzte sie u.a. die Julia in Spucks Romeo und Julia, Lena in Leonce und Lena, Marie in Woyzeck, Anna Karenina und Kitty in Anna Karenina sowie Clara in Der Sandmann. Ausserdem trat sie in Zürich in Choreografien von Sol León/Paul Lightfoot, Douglas Lee, Martin Schläpfer, Wayne McGregor und Marco Goecke auf. 2014 wurde sie mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.



Michelle Willems, Muse Terpsichore

Michelle Willems

Michelle Willems ist Französin. Sie studierte an der Bolshoi Ballet Academy und am Atelier Rudra-Béjart in Lausanne. Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett ist sie seit der Saison 2016/17 Mitglied des Balletts Zürich. Nach solistischen Aufgaben in Giselle und Schwanensee tanzte sie Kitty in Christian Spucks Anna Karenina, Marie in Spucks Nussknacker und Mausekönig, Gretchen in Edward Clugs Faust – Das Ballett und in Christian Spucks Das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Ausserdem trat sie in Choreografien von William Forsythe, Jiří Kylián, Marco Goecke, Crystal Pite, George Balanchine, Ohad Naharin, Douglas Lee und Filipe Portugal auf. 2018 erhielt sie den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».



Irmina Kopaczynska, Matka / Romola

Irmina Kopaczynska

Irmina Kopaczynska wurde in Polen geboren. Sie studierte an der Nationalen Polnischen Ballettschule in Poznan. Sie ist mehrfache Preisträgerin des Nationalen Polnischen Ballettwettbewerbs. Ausserdem nahm sie am «Premio Roma» und am «Prix de Lausanne» teil. Nach zwei Spielzeiten beim Junior Ballett ist sie seit der Saison 2011/12 Mitglied des Balletts Zürich. Sie tanzte die Silberfee in Mats Eks Sleeping Beauty, Betsy in Christian Spucks Anna Karenina und die Amme in Spucks Romeo und Julia. Ausserdem war sie in vielen weiteren Stücken von Christian Spuck sowie in Choreografien von Edward Clug, William Forsythe, Iacopo Godani, Marco Goecke (u. a. Mutter in Nijinski), Jiří Kylián, Hans van Manen, Marcos Morau und Crystal Pite zu sehen.



Mélanie Borel, Matka / Romola

Mélanie Borel

Mélanie Borel stammt aus Frankreich. Sie studierte an der École Nationale Supérieure de Danse in Marseille und an der École de Danse de l’Opéra de Paris. Engagements führten sie ans Ballet de l’Opéra National de Bordeaux sowie von 2005 bis 2008 ans Peter Schaufuss Ballet in Dänemark. Seit der Saison 2008/09 ist sie Mitglied des Balletts Zürich und war solistisch in Choreografien von Heinz Spoerli, Twyla Tharp, George Balanchine, Patrice Bart, Marco Goecke, Jiří Kylián, Wayne McGregor, William Forsythe, Martin Schläpfer, Hans van Manen und Edward Clug zu erleben. Ausserdem tanzte sie die Königin in Mats Eks Sleeping Beauty, den Hofmeister in Christian Spucks Leonce und Lena sowie die Mutter in Cathy Marstons The Cellist.

Clara15, 20, 27 Okt; 09, 10 Nov 2024 Giselle07, 12, 13, 15, 19 Dez 2024


Mélissa Ligurgo, Romola

Mélissa Ligurgo

Mélissa Ligurgo stammt aus Belgien und studierte an der Königlichen Ballettschule in Antwerpen. Im Royal Ballet of Flanders tanzte sie in John Crankos Onegin (Tatjana) sowie in Balletten von Forsythe, Kylián, Daw­son und Robbins. Beim Ballett Basel war sie 2011/12 in Preljocajs Romeo und Julia (Julia) zu erleben. Seit der Saison 2012/13 gehört sie zum Ballett Zürich und tanzte u. a. Lena in Leonce und Lena von Christian Spuck und Frau Mauserinks in Nussknacker und Mause­könig. Ausserdem trat sie u.a. in Choreografien von Wayne McGregor und Douglas Lee auf. Im Rahmen der Vorstellungsreihe «Junge Choreografen» präsentierte sie die Stücke Mind Games, Individuo und Klastos.



Yannick Bittencourt, Freund Isajef

Yannick Bittencourt

Yannick Bittencourt ist Schweizer. In Bern geboren, absolvierte er seine Ausbildung an der AS Ballettschule in der Schweiz, an der Ballettschule der Opéra de Paris und an der Royal Ballet School in London. Nach einem Engagement bei der American Ballet Theatre Studio Company in New York wurde er 2007 Mitglied des Balletts der Opéra de Paris, wo er 2010 zum Halbsolisten (Sujet) ernannt wurde. In Paris tanzte er u.a. Prinz Siegfried in Nurejews Schwanensee, James in Pierre Lacottes La Sylphide, Daphnis in Benjamin Millepieds Daphnis et Chloé sowie Benvolio und Paris in Nurejews Romeo und Julia. Darüber hinaus war er in zentralen Rollen in Balletten von William Forsythe, John Neumeier, José Martinez, Serge Lifar, Wayne McGregor und George Balanchine zu erleben. In Galas trat er u.a. im National Theatre Tokio sowie im Moskauer Bolschoitheater auf (Benois de la Danse Ceremony Gala). Seit dieser Saison ist er Mitglied des Balletts Zürich.



Mark Geilings, Freund Isajef / Text

Mark Geilings

Mark Geilings stammt aus Australien, wo er an der Australian Ballet School ausgebildet wurde. Von 2012 bis 2015 tanzte er im Leipziger Ballett und trat dort in Choreografien von Uwe Scholz, Mario Schröder (Titelrolle in Otello), Meryl Tankard (Cinderella) und Ohad Naharin auf. In der Saison 2015/16 war er Mitglied von Gauthier Dance in Stuttgart, dort war er u.a. in Marco Goeckes Nijinsky zu erleben. Seit der Spielzeit 2016/17 ist er Mitglied des Balletts Zürich. U.a. war er in Petruschka von Marco Goecke, Kammerballett von Hans van Manen, Gods and Dogs von Jiří Kylián, Lady with a Fan von Douglas Lee und als Mercutio in Spucks Romeo und Julia zu sehen.



Gary Solan, Freund Isajef

Gary Solan

Gary Solan stammt aus Irland. Seine Ausbildung schloss er 2018 an der Royal Ballet School in London ab. Mit dem Royal Ballet trat er u.a. in Schwanensee, Manon, Der Nussknacker, Sylvia, Alice im Wunderland und Giselle auf. Seit voriger Saison ist er Mitglied des Junior Balletts. U.a. tanzte er in Choreografien von Goyo Montero, Louis Stiens und Filipe Portugal.



Dominik White Slavkovský, Arzt

Dominik White Slavkovský

Dominik White Slavkovský ist Slowake. Ausgebildet am Tanzkonservatorium Bratislava, tanzte er fünf Jahre im Ballett des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava, zuletzt als Halbsolist. Seit der Saison 2014/15 ist er Mitglied des Balletts Zürich. In Choreografien von Christian Spuck war er in der Titelrolle von "Woyzeck", als Drosselmeier in "Nussknacker und Mausekönig", Coppelius in "Der Sandmann", Paris in "Romeo und Julia" sowie als Tod in Edward Clugs "Peer Gynt" zu erleben. Ausserdem tanzte er in Choreografien von George Balanchine, Uwe Scholz, Alexei Ratmansky, Jiří Kylián, William Forsythe, Crystal Pite, Hans van Manen, Nacho Duato, Marco Goecke, James Kudelka, Vladimir Malakhov und vielen anderen. In der Reihe "Junge Choreografen" zeigte er seine Stücke "How to save the world", "Conspiracy" und "Boyband".



Elena Vostrotina, Etwas

Elena Vostrotina

Elena Vostrotina stammt aus St. Petersburg. Ihre Ballettausbildung erhielt sie an der Vaganova Ballet Academy. 2003 wurde sie Mitglied des Mariinsky-Balletts. Dort tanzte sie u. a. Odette/Odile in Schwanensee (Petipa/Iwanow), Myrtha in Giselle (Coralli/Perrot), Königin der Dryaden in Don Quixote (Gorsky) und Approximate Sonata (Forsythe). 2006 wurde sie von Aaron S. Watkin ans Semperoper Ballett Dresden engagiert. Hier wurde sie zur Solistin ernannt und tanzte in Choreografien von Forsythe, Ek, Neumeier, Dawson, Naharin, Ekman und Celis. Sie gastierte am Stanislawski-Nemirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau, am Staatstheater Nowosibirsk, bei der Gala «Roberto Bolle and Friends» sowie bei den Ballets Bubeníček. Sie wurde mit dem Preis «Hope of Russia» des Vaganova-Wettbewerbs sowie mit dem Mary-Wigman-Preis 2014 ausgezeichnet. Seit der Saison 2017/18 ist Elena Vostrotina Erste Solistin des Balletts Zürich. Hier tanzte sie u. a. Odette/Odile in Ratmanskys Schwanensee-Rekonstruktion, die Amme in Christian Spucks Romeo und Julia, Myrtha in Patrice Barts Giselle sowie in Christian Spucks Nussknacker und Mausekönig, Winterreise und Nocturne. 2023 erhielt sie den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».

Clara15 Okt; 02, 10 Nov 2024 Giselle07, 12, 19 Dez 2024; 01, 28 Feb 2025


Francesca Dell'Aria, Etwas

Francesca Dell'Aria

Francesca Dell’Aria stammt aus Italien. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Elmhurst School und beim Birmingham Royal Ballet. Nach Engagements beim Slowakischen Nationalballett und beim Bayerischen Staatsballett ist sie seit der Saison 2014/15 Mitglied des Balletts Zürich. Sie war u. a. in Choreografien von William Forsythe, Jiří Kylián, George Balanchine, Hans van Manen, Jacopo Godani, Douglas Lee, Edward Clug (Peer Gynt), Marco Goecke (Nijinski), Crystal Pite und Marcos Morau zu sehen. Ausserdem tanzte sie Titelrollen in Cathy Marstons The Cellist und Christian Spucks Anna Karenina sowie Myrtha in Patrice Barts Giselle. 2019 wurde sie mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.

Clara11, 15, 20, 27, 30 Okt; 01, 02, 09, 10, 15 Nov 2024 Giselle07, 12, 13, 15, 19 Dez 2024; 09 Mär 2025


Adrian Oetiker, Klavier

Adrian Oetiker

Der Schweizer Pianist Adrian Oetiker verfolgt seit vielen Jahren eine weltweite Karriere. Er stu­dierte er in der Meisterklasse von Homero Francesch an der Zürcher Hochschule der Küns­te und bei Bella Davidovich an der Juilliard School in New York. Auch Lazar Berman zählte zu seinen Lehrern. 1995 gewann er den ARD-Wettbewerb in Mün­chen. Konzerte in Europa, Amerika und Australien führten ihn mit vielen Orchestern zu­sam­men, darunter das Tonhalle-Orchester Zürich, das Sym­phonie-Orchester des Bayerischen Rund­funks, die Staatskapelle Dresden, das Irish National Symphony Or­ches­­tra und das Melbourne Symphony Orchestra. Bei wiederholten Einladungen nach Australien trat er mit den meisten Or­chestern des Kontinents auf. Mit dem Or­ches­tre Symphonique de Mulhouse unter Daniel Klajner spielte er von 2006 bis 2008 alle Klavierkon­zerte von Béla Bartók. Rezitals und Kam­mer­musik-­Programme spielte er u.a. in der Ber­liner Philharmonie, im Ge­wand­­haus Leipzig, im Fest­­spiel­haus Salzburg, im KKL und im Teatro La Fenice in Venedig. Er musiziert regel­mässig im Klavierduo Paola & Adrian Oetiker und ist Pianist im Feininger Trio der Berliner Philharmoni­ker. Mehrere Ballettproduktionen am Opernhaus Zürich, an der Semperoper Dres­den, an der Bayerischen Staatsoper und an der Deutschen Oper Berlin, u.a. mit Christian Spuck, runden seine vielfältigen Tätigkeiten ab. Adrian Oetiker ist Künstlerischer Leiter der Internationalen Sommerakademie Ettal und war von 1996 bis 2021 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik Basel. 2011 wurde er als Professor an die Hochschule für Musik und Theater in Mün­chen berufen.